Zu Beginn unseres Protestes habe ich in meiner ganzen Naivität ja auch geglaubt, man müsse nur allen erzählen wie es wirklich ist und dann würde der Mist ja nicht gebaut. Ich glaubte schon, es wären halt alle schlecht informiert, so wie ich es davor auch war, und mit Infoständen und Flyeraktionen, mit Kundgebungen und Aktionstagen, gefüllt mit echten Argumenten müsste der Irrsinn doch innerhalb überschaubarer Zeit zu stoppen sein. Gut, man lernte dann: so etwas dauert länger, wegen der Legislaturperioden und so. Aber nach der Wahl dann. Gut, dann aber mit der Volksabstimmung. Oder Filderdialog – oder was auch immer. Und dann – ja – dann kam irgendwie die Erkenntnis: So funktioniert dieses Spiel einfach nicht. Ich verstehe die Regeln bis heute nicht, mich kann man immer wieder überraschen und erschrecken. Gerade erst, als ich gelesen habe, dass die CSU-Pauli auf Sylt Bürgermeisterin werden wollte. Angeblich, so las man, weil sie “gebeten” wurde. Sie hatte bis zur Kandidatur überhaupt keinen Bezug zur Insel, verbrachte dort keinen Urlaub oder ähnliches – aber sie kam von 0 auf 30% bei der Wahl. Warum? Einfach, weil sie das Spiel beherrscht. Gut, auf der Zielgeraden wurde sie dann doch von einem Einheimischen überholt – aber man kann sich eben nicht immer auf die “Schwarmintelligenz” der Gesellschaft verlassen.
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