Dem Autor stimme ich durchaus zu, dass der Umgang mit Risiken zu früheren Zeiten deutlich anders war, die Risikoaversion wesentlich größer, ein Menschenleben dem Fortschritt deutlich untergeordnet wurde.
Diesen Umstand findet man nach wie vor auf der Welt, z.B. in Ländern wie China, in denen so mancher Fortschritt auf Kosten von Menschen in den vergangenen Jahrzehnten gemacht wurde.
Ich gebe durchaus Recht, dass durch diese Gegebenheiten es eigentlich Heute erst möglich ist sich den "Luxus" eines Wandels erlauben zu können. U.a. wären viele alternative Ansätze ohne Social Media, Internet und diverser Technisierungen nicht möglich. U.a. wären CarSharing-Systeme nicht handhabbar gäbe es den technischen Fortschritt nicht.
Unterm Strich steht unterm Strich ein Mehrwert auf nahezu allen Ebenen, längere Lebenserwartung, vergleichbar saubere Lebensumgebungen, Wälder, Seen und Flüsse die sich erholen, usw.
Doch der Mensch strebt logischerweise nach mehr, die Bedürfnisse steigen, der Fokus verändert sich. Im Grunde ist es ein System welches kontinuierliche Verbesserungen erfordert und dies eben nicht nur auf der technischen Ebene wie der Autor richtig schrieb, sondern vor allem eben auf der sozialen humanen Ebene.
Bei allem technischen Fortschritt die der Mensch in den vergangenen Jahrzehnten vollzogen hat, der Fortschritt im sozialen humanen Bereich hinkt mittlerweile gewaltig hinterher. Es ist kein Geheimnis, dass trotz allen Fortschritts viele Menschen das Gefühl haben, dass der Fortschritt an ihnen vorbei geht bzw. eine gewisse Leere im Herzen besteht, für die die Politik noch Wirtschaft, d.h. Adam bislang eben keine Antwort darauf hat.
Im Gegenteil, die Weltwirtschaft fusioniert zu immer weniger immer größeren Konzernen, einen Wettbewerb wie es die Marktwirtschaft vorsieht gibt es in vielen Bereichen längst nicht mehr, einige wenige Großkonzerne haben sich zu nahzu unantastbaren Machtzentren entwickelt. Das Prinzip ist einfach wie simpel, man lässt ein StartUp solange gewähren wie es nicht lukrativ ist. Sobald ein StartUp lukrativ scheint, Profite drohen, wird das Geschäft durch große Konzerne platt gemacht oder zumeist einfach aufgekauft.
Konzerne wie Google besitzen quasi ein Informationsmonopol, Unternehmen wie Amazon erstellen Nutzerprofile und bewerben Nutzer je nach Vorlieben, Facebook wertet das Nutzerverhalten und Nutzerinteresse aus und leitet entsprechend die Nutzer zu den Informationen die sie sehen wollen. Damit schaffst du dir Lemminge vom Feinsten, kannst Menschenmassen kontrollieren und steuern und politisch beeinflussen. Antworten auf diese Problematik hat Adam nicht, im Gegenteil, er macht Nutzer zu willigen Konsumsklaven. Also ist die logische Folge, dass Menschen sich versuchen davon abzukoppeln und dezentrale Systeme aufbauen.
Ein weiteres Beispiel ist die Lebensmittelbranche und Landwirtschaft. Es ist kein Geheimnis, dass der Verbraucher mit diversen Tricks permanent getäuscht und verarscht wird. Man ihm eine nachhaltige Tierhaltung verspricht, doch wenn man hinter die Kulissen schaut, dann ist jede Schächtung von Ziegen in der Türkei nachhaltiger als die Tierhaltung wie wir sie u.a. in Dtl. an viel zu viel Stellen betreiben. Selbst die Betriebe von führenden Köpfen in der Landwirtschaft fallen durch fragwürdige Tierhaltung auf obwohl sie sich selbst das Label nachhaltiger Tierhaltung verpassen. Adam hat als Antwort auf diese Sache eine noch größere Industrialisierung, noch größere Betriebe mit noch mehr Tieren die noch beschissener gehalten werden. Und wenn dann mal eine Epedemie auftritt, dann erhalten die Betriebe auch noch Hilfen vom Steuerzahler. Es ist auch hier logisch, dass Menschen sich davon abwenden, dass Menschen eben nicht mit zusehen wollen wie ein Schwein auf weniger als 1m² in seiner eigenen Scheiße waden muss, weil die Großbauern auch noch den letzten Cent einsparen wollen. Ganz zu schweigen von den Discountern und Supermarktketten die mittlerweile auch nur noch in den Händen einiger weniger großer Ketten sind, die für kleine Bauernbetriebe nicht mehr erreichbar sind und selbst für die Großbetriebe schwer zu handhaben sind, die letztendlich dazu gezwungen werden unterhalb der eigentlichen Kosten arbeiten zu müssen. Was ist das für ein Fortschritt, wenn Mensch & Natur dabei vergessen wird, wenn Fortschritt allein nur am Output oder den Kosten bemessen wird? Also logische Folge sind alternative Bewegungen, vegane Ernährung, usw. Witzigerweise hat man die vegane Ernährung über Jahre als gefährlich und gesundheitsgefährdend eingestuft um nun doch zunehmend öfter feststellen zu dürfen, dass vegane Ernährung deutlich mehr Vor- als Nachteile bringt, auch gesundheitstechnisch.
D.h. durch die vegane Ernährung werden Ressourcen gespart ohne dabei gesundheitstechnische Abstriche zu machen. Wie ich finde doch ein Fortschritt oder nicht?
Der Energiesektor ist wie andere Branchen auch in einer Phase der Dezentralisierung und warum? Weil vor der Energiewende die Preise letztendlich ebenso stiegen und die Gewinne immer weiter gesteigert werden wollen. Ohne die Energiewende würden e.on und Co. heute noch die dicken Milliarden an Gewinne kassieren, wenn nicht noch größere Gewinne einfahren, denn warum sollten sie die Preise niedrig halten? Letztendlich wird ein jedes Unternehmen so viel von seinen Kunden kassieren wie es kann, wie es die Position zulässt. Und da es keine Konkurrenz gäbe, gäbe es auch keinen Wettbewerb der dies verhindern würde. Wie soll Konkurrenz letztendlich auch funktionieren wenn ein großes Kraftwerk die ganze Stadt versorgen soll. Soll der Konkurrent etwa ein zweites großes Kraftwerk bauen um konkurrieren zu können? Nein, dies wird nicht passieren. Durch die Energiewende und kleineren Kraftwerken ist dies möglich und führt dazu, dass eben die einsten Monopolisten kein Monopol mehr haben und somit erst ein Wettbewerb stattfindet. Auch hier ist es logisch, wenn die Kunden der Vergangenheit das Gefühl vermittelt bekamen, durch die Energiebetriebe gemolken zu werden, die Preise erhöht haben einzig mit dem Zweck den Gewinn zu steigern, so führt dies eben auch zu alternativen Bewegungen.
Für mich ist all dies nicht weniger Fortschritt, weil ein zusehend stärker zentralisiertes System nicht nachhaltig funktioniert allein schon bedingt der daraus resultierenden ungleichen Machtverhältnisse die eher an ein feudales Mittelalter als an eine heutige demokratische Grundordnung erinnern. |