Vorab: Mir fällt es ausgesprochen schwer, zu der Gewinnwarnung vom 21. Oktober einen Kommentar abzugeben, da ich doch relativ fassungslos (auch mir selbst gegenüber) eingestehen muss, wie wenig verlässlich doch alle bisherigen Quellen von Pressemeldungen über Finanzberichte bis hin zu Analystenkommentaren oder Börsenblättern (das war mir aber schon lange klar) sind. Da helfen dann auch keine Sprüche, wie „Börse ist keine Einbahnstraße“ etc.. Technotrans hat für sich selbst immer in Anspruch genommen, über eine besonders gute Kapitalmarktkommunikation zur verfügen. Dies ist für die Reputation am Kapitalmarkt aus meiner Sicht ein nicht zu unterschätzendes Gut, das man nicht aufs Spiel setzen sollte. Ich persönlich habe ein gutes Stück darauf vertraut, auch wenn einige Schlaue jetzt bestimmt sagen: „Wie kann man nur so grenzenlos naiv sein?“. Fakt ist, der Vorstand muss sich beim Wort nehmen lassen, sonst mach für mich ein Investment in eine Firma keinen Sinn. Damit meine ich weniger den Abschlussabsatz aus der Vorstandsrede der Hauptversammlung im Mai: … Meine Damen und Herren, erfreulicher Weise haben sich die Veränderungen von technotrans mittlerweile auch im Kurs niedergeschlagen. Ein Anstieg von 63 Prozent im Geschäftsjahr 2012 und nochmals mehr als 30 Prozent seit Jahresbeginn sind eine gute Bilanz. (Das hat sich ja nur zu einem guten Teil wieder erledigt.) Wir werden auch in den nächsten Monaten mit guten Nachrichten und intensiver Kapitalmarktkommunikation dazu beitragen, dass die Perspektiven unseres Unternehmens zu einer angemessenen Bewertung (über eine angemessene Bewertung wird nach meiner Auffassung jetzt wieder neu nachzudenken sein) führen. Die Kursziele der Analysten reichen heute bis 16 Euro für einen Zeitraum von 12 Monaten. Sollte dies eintreten, werden wir uns sicher im nächsten Jahr hier bei bester Laune wiedersehen. Dann werden wir Ihnen voraussichtlich über weitere Erfolge berichten können. Ich bedanke mich in der Zwischenzeit für Ihr Vertrauen (auch das muss evtl. neu bewertet werden) und Ihre Unterstützung auf diesem Weg. … Aus der Pressemeldung zum Halbjahresbericht vom 6. August 2013 (da war das 3. Quartal bereits über 5 Wochen alt und nach meiner Auffassung über den laufenden Abruf von den großen OEMs bereits zumindest grob abschätzbar): …„Der Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr spiegelt wie bei vielen anderen Unternehmen die noch verhaltenen konjunkturellen Rahmenbedingungen wider“, sagt Henry Brickenkamp, Sprecher des Vorstands der technotrans AG. „Für das zweite Halbjahr sehen wir aber noch eine ganze Reihe von Chancen, so dass wir an unserer Prognose für das Gesamtjahr festhalten.“ Die Ziele für 2013 sehen einen Umsatz von 110 Millionen € - plus/minus 5 Prozent - und eine EBIT-Marge zwischen 6 und 7 Prozent vor. … Ausblick Der Geschäftsverlauf während der ersten sechs Monate ist aufgrund der konjunkturellen Rahmenbedingungen zunächst etwas hinter den Erwartungen für das laufende Geschäftsjahr zurückgeblieben. Das Wachstum der technotrans-Unternehmensgruppe um +25 Prozent auf 52,5 Millionen € Umsatz wurde im Großen und Ganzen nur durch die Akquisition von KLH erreicht. Die anderen Geschäftsbereiche, welche alle mehr oder weniger dem Maschinenbau zuzuordnen sind, haben sich indes nur auf dem durchschnittlichen Niveau des Vorjahres bewegt. Der Vorstand sieht jedoch für das zweite Halbjahr noch eine Reihe von Chancen. „Wir sind zuversichtlich, dass es uns gelingen kann, unseren Marktanteil im Print-Bereich weiter auszuweiten“, sagt Brickenkamp. … „Unser Ziel, auf dem geplanten Umsatzniveau eine EBIT-Marge zwischen 6 und 7 Prozent zu erzielen, halten wir weiterhin für realistisch, wenn wir einen ähnlichen Geschäftsverlauf wie im zweiten Halbjahr 2012 erwarten können“, bestätigt Dirk Engel, Finanzvorstand der technotrans AG. „Sollte sich das Anspringen der Konjunktur noch weiter verzögern, würden wir aber unsere Ziele für das Gesamtjahr vielleicht nur am unteren Ende der Spanne erreichen.“ Das Management sieht deshalb derzeit (veröffentlicht am 6.8.) keinen Grund, die Prognose für das Gesamtjahr zu ändern. Hinweis : Aussagen in diesem Bericht, die sich auf die zukünftige Entwicklung beziehen, basieren auf unserer sorgfältigen Einschätzung zukünftiger Ereignisse. Die tatsächlichen Ergebnisse des Unternehmens können von den geplanten Ergebnissen erheblich abweichen, (was wir jetzt schmerzhaft erfahren mußten) da sie von einer Vielzahl von Markt- und Wirtschaftsfaktoren abhängen, die sich teilweise dem Einfluss des Unternehmens entziehen. Am 21.10. (also nur knapp 11 Wochen nach Pressemeldung zum Halbjahr) Auf der Grundlage vorläufiger Zahlen für das dritte Quartal 2013 ist der Vorstand der technotrans AG zu der Einschätzung gekommen, dass die Umsatz- und Ergebnisziele für das Geschäftsjahr 2013 nicht mehr erreicht werden können. Nach den aktuellen Erkenntnissen wird der Umsatz im Geschäftsjahr 2013 insgesamt rund 102 Millionen € betragen (Erwartung zuletzt 105 Millionen €). Infolge des geringeren Umsatzes wird die EBIT-Marge für das Gesamtjahr voraussichtlich rund 3,5 Prozent erreichen (Planung zuletzt 6 Prozent). …Ursächlich für diese Entwicklung (wo man ja laufend Marktanteile ist der erneute Rückgang im Geschäft mit Kunden aus der Druckindustrie (wo man ja laufend Marktanteile gewinnt und wo man keine Auftragsbestände melden kann, da man über Abrufe aus dem Rahmenkontingent der OEMs Bestellungen generiert und nach eigenem Bekunden über eine relativ gute Planungssicherheit verfügt). Dieses Minus erreichte einen wesentlich gravierenderen Umfang, als es selbst unter Berücksichtigung der positiven Effekte aufgrund der drupa im Vergleichszeitraum des Vorjahres zu erwarten gewesen wäre. Das EBIT im dritten Quartal beläuft sich voraussichtlich auf 0,8 Millionen €, das entspricht einer EBIT-Marge von 3,0 Prozent. Die mittel- und langfristige Wachstumsstory des Unternehmens ist unverändert intakt. Der Vorstand geht jedoch davon aus, dass es realistisch ist, für das Geschäftsjahr 2014 zunächst ein Wachstum von rund 6 Prozent zu unterstellen bei einer gleichzeitigen Verbesserung der Ertragslage auf eine EBIT-Marge in der Größenordnung von 6 bis 7 Prozent.Damit würde das Unternehmen durch den Geschäftsverlauf 2013 seine Ziele ein Jahr später erreichen. Dass die mittel- und langfristige Wachstumsstory intakt ist, glaube ich nach wie vor auch. Aber es stellt sich doch die Frage, wenn ich auf Sicht von 11 Wochen meine gesamte Planung über den Haufen werfen muss, wie komme ich an verlässliche Zahlen für das nächste oder übernächste Geschäftsjahr. Darüber hätte ich doch gerne noch einmal mit Herrn Engel diskutiert. Aus meiner Sicht hat der Vorstand hier insgesamt keine gute Figur abgegeben. (Ich denke das ist fair ausgedrückt.) Positiv bewerte ich allerdings, dass der Vorstand selbst maßgeblich Aktien in der Schwäche gekauft hat und offensichtlich von seinem Tun überzeugt ist. Es stellen sich mir aber noch andere Fragen: Ist hier jetzt ein realistisches Szenario dargestellt, oder ist nur grob geschätzt worden oder wurde für 2013 sicherheitshalber ein worst-case Szenario kommuniziert um nicht noch einmal zu enttäuschen, sondern vielleicht noch ein wenig positiv überraschen zu können (Motto: Reduzierte Erwartungen übererfüllt)???? Wie kommt der Vorstand auf die Zahlen für das nächste Jahr? – Oder ist es einfach nur nach dem Motto gegangen: „Wir verschieben pauschal alles um ein Jahr, deshalb bleibt das angestrebte Zahlenwerk für 2014, wie eigentlich für 2013 geplant??? Aus meiner Sicht macht es derzeit keinen Sinn, zu kalkulieren, wie es weitergeht. Man muss darauf vertrauen, dass ein Vorstand der zu 7,50 Euro kauft hier kein Geld vernichten will, sondern zumindest mittelfristig eine vernünftige Rendite erwirtschaften will. Tröstlich sind auch die Bilanzrelationen, die die Kurseffekte nach dem „schwarzen Montag“ noch in Grenzen alten konnten. Trotzdem habe ich mich an die negativen Seiten des Neuen Marktes stark erinnert gefühlt. – Ich dachte, die Zeiten wären für Technotrans eigentlich vorbei, dass man mit diesen Schocks leben muss. Technotrans ist doch keine Neue Markt Klitsche, die unberechenbar ist. Ein funktionierendes Controlling muss so etwas besser im Griff haben. Fazit: So schnell wird ttr mich nicht los. Ich habe nicht verkauft, dazu war der Kursrutsch auch zu heftig, bzw. ging an mir zeitlich vorbei. Ich vertraue dem Vorstand grundsätzlich fachlich. Bei der Nennung von Zahlen / Umsatz- Ergebnisprognosen muss jetzt erst einmal Ist und Soll über einige Quartale zueinander passen, im Moment gebe ich da wenig darauf. Ich hoffe aber stark auf eine ausführliche und plausible Erklärung, wie sich das alles (auch zeitlich) zusammenfügt, das Bild ist noch überhaupt nicht rund. Ich gehe davon aus, dass dazu einiges im Quartalsbericht bzw. in der dazugehörigen Pressemeldung steht – und wie um alles in der Welt kann so etwas zukünftig vermieden werden? (Ich hoffe nebenbei, dass hier keine maßgeblichen Kreditvereinbarungen gerissen wurden, die noch weitere negative Effekte beinhalten, oder noch Abschreibungsbedarf generiert wird.) Zur (fairen) Bewertung der Aktie kann und will ich heute keine Aussagen treffen, das soll mal der Herr Rau oder Bankhaus Lampe machen. Denn dazu kann ich nur etwas sagen bzw. rechnen, wenn ich mit Umsatz und EBIT spekuliere und da warte ich erst einmal ab. … ach ja: …und es ist nicht toll, wenn man 30% außerhalb der Druckmaschinenbranche an Umsatz macht, wenn der Anteil maßgeblich auf ein Sinken der Umsätze im Bereich Print zurückzuführen ist… … und vielleicht macht es doch irgendwann Sinn, Auftragsbestände zu melden…und warum ist KLH und Termotek noch nicht in einem integrierten Internetauftritt untergebracht , insbesondere die Seite von KLH ist inhaltlich noch überhaupt nicht auf Technotrans ausgerichtet ... Ich habe fertig für den Moment, viele Grüße nach Sassenberg. Snart |