„Anders als im Sommer gedacht lassen sich gar keine kritischen Infektionsherde identifizieren und Abklemmen.“
Die besagte Harvardstudie sowie die Zahlen des RKI lassen genau das nun allerdings eben gerade doch zu, wobei sie letztlich nur das untermauern, was einem sogar bereits der gesunde Menschenverstand nahelegt.
Besonders kritische Kontakte sind solche in Innenräumen, die ohne größere Abstände und Atemmasken über einen längeren Zeitraum andauern.
In welchen Bereichen es - mal abgesehen von den besagten privaten Haushalten, die nunmal eine große Rolle spielen - sonst noch systematisch in einem größeren Umfang zu solchen besonders kritischen Kontakten kommt, habe ich in meinem Beitrag oben dabei doch gerade im einzelnen weiter aufgeführt, ....ohne Anspruch auf Vollständigkeit natürlich... einige wesentliche Bereiche dürften allerdings schon dabei sein. ;-)
An diesen Bereichen könnten und sollten sinnvolle Maßnahmen dann m.E. viel eher ansetzen, als dabei mehr oder weniger willkürlich einfach irgendwelche Bereiche flächendeckend zu schließen, die als weitestgehend. unproblematisch anzusehen sind.
Man könnte z.B. die allgemeine Maskenpflicht in Büros verbindlicher regeln und dem Geschäftsführer dabei auch eine Aufsichtspflicht und Haftung auferlegen. Alleine diese Maßnahme dürfte sich schon als deutlich wirksamer erweisen, als vieles andere, was so in den letzen Wochen beschlossen wurde.
Auch an den Schulkonzepten ließe sich mit Sicherheit noch einiges verbessern - Dafür Gute und dabei auch noch tatsächlich praktikable Konzepte zu entwickeln ist natürlich sehr viel anspruchsvoller, als einfach nur irgendetwas zu schließen. Wobei es natürlich immer anspruchsvoller und aufwendiger ist, sich Wege zu überlegen, wie ein Bereich oder wenigsten Teile davon mit sinnvollen und ausreichenden Sicherheitsauflagen weiter betrieben werden können, als ihn einfach zu schließen.
Die Pandemie bedeutet dabei nicht nur eine erhebliche Gefahr für unsere Gesundheit, sondern auch für unsere Wirtschaft, für die Staatsverschuldung u.U. sogar für die Finanzstabilität, wenn es ganz unglücklich kommt. Die Abwehr von gesundheitlichen Gefahren darf daher auch nicht der einzige Gedanke sein. Wo mildere Mittel als Schließungen vorstellbar und pandemisch als vertretbar erscheinen, da wären sie verfassungsrechtlich im Übrigen auch geboten.
Man könnte in den Geschäften z.B. auch wie bereits von der FDP vorgeschlagen wurde, besondere Einkaufszeiten für die Risikogruppen ü65 einführen. Man könnte diese Idee auch auf öffentliche Verkehrsmittel anwenden und zu bestimmten Zeiten die Fahrpläne um ein paar zusätzliche Sonderbusse und .Bahnen für ü65 ergänzen etc. etc.
Dass in der Politik nun tatsächlich solch eine Abwägung zwischen der Industrie einerseits und Dienstleistung und Einzelhandel (und Kultur) andererseits getroffen worden wäre, wie Du Dir das vorstellst, halte ich bereits insofern für Abwegig, als dass sich solch eine Dialektik nun gar nicht ernsthaft ergibt.
Dass man sich in solch einem Fall für die Industrie entscheiden würde, das wäre sicher so (hoffentlich) Von punktuellen einzelnen Bereichen, wie den Schlachtbetrieben mal abgesehen, hat sich zum einen dann aber auch die Industrie nun nicht als der große Treiber der Pandemie erwiesen. Des Weiteren sollte und könnte man auch dort bei Problemen zunächst einmal prüfen, inwieweit der Infektionsschutz im Rahmen der Arbeitsbedingungen noch verbessert werden kann, anstatt einfach flächendeckend zu schließen.
Wenn man diese Auffassung nun aber nicht teilen möchte, und die Industrie vielmehr als einen der größeren Treiber in Verdacht hätte, dann brächte es allerdings immer noch nichts, zum Ausgleich von allen anderen in Frage kommenden Bereichen gerade solche zu schließen, die pandemisch mit Abstand am unbedenklichsten sind. (Um das zu kritisieren muss man übrigens nicht selber Einzelhändler sein)
Malkos Argument, dass das Geschehen in den Geschäften nur der eine Teil sei und man ja auch noch dahinkommen müsse ist zwar richtig....
Nach dieser Logik müsste man dann allerdings ausnahmslos ALLES schließen, denn hinkommen muss man natürlich überall hin erst einmal. Das einzige, was dann noch offen wäre, wären dann die öffentlichen Verkehrsmittel selbst ;-) ....die dann praktischer Weise jedoch keiner mehr benutzt, weil ja gar nichts mehr offen wäre, wo man noch hinfahren könnte.... alles dicht.
Wenn die öffentlichen Verkehrsmittel hier nun tatsächlich das eigentliche Problem sein sollen, dann sollte man natürlich auch eben dort ansetzen, und nicht bei der Schließung aller möglichen an sich unbedenklichen Anlaufziele in der Nähe der Stationen.
Da Du ja so viel Wert auf praktikable Gegenvorschläge legst, man könnte z.B. die Fahrpläne der hochfrequentierten City Linien entsprechend anpassen und In den Geschäftszeiten mehr Busse und Bahnen fahren lassen. Man könnte sich bei den Hygienekonzepten des Weiteren u.U, ein bisschen ein Beispiel an Südkorea nehmen. Für die Risikogruppen könnte man indessen auch an Taxi- oder Moia-Gutscheine denken. Auch dies sind übrigens bekannte FDP-Vorschläge.
Malko, Dein FDP-Bashing lieferst Du zwar immer mit einiger Inbrust ab. Vielmehr als jene Inbrunst ist dann sachlich aber meistens auch gar nicht dran. ;-)
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