| | | | Berliner 'Neue Synagoge' (Foto: dpa) | | | | 14. Juli 2006
Zentralrat der Juden fordert mehr GeldDer Zentralrat der Juden hält alle jüdischen Gemeinden in Deutschland für "chronisch unterfinanziert" und fordert die Unterstützung des Bundes und der Länder. Der Zentralrat werde "darauf bestehen müssen, dass die Leistungen aus dem Staatsvertrag sehr bald sehr deutlich den Gegebenheiten angepasst werden", schreibt Zentralrats- Vizepräsident Dieter Graumann in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine". Graumann begründete die Forderung damit, dass die Aufgaben der jüdischen Gemeinden in den vergangenen Jahren "überproportional gewachsen, ja nahezu explodiert" seien. Das Geld sei nötig, um mit den Zuwanderern aus der Ex-Sowjetunion, eine "ganz neue jüdische Gemeinschaft aufzubauen, die dynamischer, lebendiger und vielfältiger sein" werde, schreibt der Zentralratsvize. Ähnlich hatte sich vor kurzem die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, geäußert. In der Netzeitung mahnte sie an, die Staatsverträge zu überprüfen. In diesen Verträgen verpflichten sich Bund und Länder, bei der Erhaltung und Pflege des deutsch- jüdischen Kulturerbes, beim Aufbau einer jüdischen Gemeinschaft sowie bei integrationspolitischen und sozialen Aufgaben zu helfen. Knobloch sagte, mit jedem Zuwanderer erhöhten sich auch die finanziellen Aufwendungen. So sei beispielsweise bei Sprachkursen eine Förderung notwendig. "Staatsverträge haben eine gewisse Laufzeit", meinte die Zentralratschefin. Da sich in dieser Zeit aber vieles ändern könne, "darf die Unterstützung von Bund, Ländern und Kommunen nicht zurückgefahren werden". Deutschen Politikern, die "gelegentlich genervt" auf die Wünsche jüdischer Vertreter reagierten, hielt Zentralratsvize Graumann entgegen, sie sollten berücksichtigen, dass der "brutale, verbrecherische Raubzug der Nationalsozialisten" dazu geführt habe, dass das gesamte jüdische Eigentum in Deutschland "fast vollständig verloren" gegangen sei. Es gehe "nicht ums Schnorren", betonte Graumann. Die deutsche Politik müsse vielmehr Fragen wie diese beantworten, ob jüdisches Leben in Deutschland wieder eine "kraftvolle und lebensfähige Basis" erhalten solle. Der Zentralrat vertritt 102 jüdische Gemeinden mit rund 105.000 Mitgliedern. Er sieht die Integration der Zuwanderer schon lange als seine größte Herausforderung an. Seit dem Fall der Berliner Mauer 1989 sind etwa 190 000 Menschen als jüdische Kontingentflüchtlinge aus der früheren Sowjetunion nach Deutschland gekommen. Von ihnen schlossen sich nach Angaben des Zentralrats 80.000 den jüdischen Gemeinden Deutschlands an. Der Zentralrat bietet unter anderem zahlreiche Sprachkurse an und bemüht sich darum, Zuwanderer wieder mit jüdischem Kulturerbe vertraut zu machen. (N24.de, Netzeitung) |