Die Frage ist, was will die Gesellschaft! Sie gibt, wenn sie will, die Regeln vor. Dabei unterliegen allerdings viele der Illusion, sie könnte Armut auf jeden Fall verhindern. Wenn es nicht für alle reicht, bringt noch eine so große überbordende Verteilungsbürokratie nicht Wohlstand für alle. Das ist auch keine Frage des Kapitalismus. Das gilt für alle Gesellschaftsformen. Hat uns der frühere Ostblock schön gezeigt. Arm und Reich, Wohlstand oder nicht, dies ist keine rein finanzielle oder materielle Frage, im Gegenteil, arm und reich ist eher eine Frage der Wahrnehmung, andernfalls müsste ja jeder HartzIV-Empfänger verglichen mit dem Durchschnittsmenschen aus China reich sein und sich auch so fühlen. Komischerweise fühlt sich der HartzIV-Empfänger nicht gut und leidet psychisch darunter, so wie auch der Niedriglöhner unter seinem Job leidet, obwohl es ihm dennoch besser als den Durchschnittchinesen ergeht. Nicht selten lese ich angesichts solcher Tatsachen, dass es an den Menschen selbst liegt, dass ihre Wahrnehmung einfach verzerrt ist, sie doch bitte nicht so jammern sollen. Wer jedoch solche Aussagen trifft oder zu einem solchen Ergebnis gelangt, dem fehlt jegliches Wissen um die Psychologie des Menschen, denn diese ist nicht durch Absolutitäten sondern stark durch Relativitäten geprägt. D.h. ein Mensch empfindet sich als arm, wenn er verglichen mit dem Rest einen unteren Stand einnimmt und ein Mensch fühlt sich reich, wenn er weiter oben steht. Bezogen auf unsere Gesellschaft, in der man den Erfolg des Menschen sowie seinen Stand vor allem am Gelde bemisst, bedeutet dies, wer wenig Geld hat und bekommt ist arm und wer viel Geld hat und bekommt ist reich. Und da die Unterschiede zwischen aus finanzieller Sicht betrachtet arm und reich immer größer werden, steigt logischerweise auch die Unzufriedenheit. Daher ist es nicht verwunderlich, dass junge Menschen sich aktiv Gedanken darüber machen, wie sie dieser zunehmenden Umverteilung entgegen wirken können und wenn Geld so stark den Stand in der Gesellschaft bestimmt, sucht man nach Lösungen, wie man seinen Stand auch ohne Geld erhöhen kann bzw. die Abhängigkeit des Geldes verringert. Shareconomy ist hier eine solche Bewegung, d.h. Menschen teilen und tauschen und steigern dadurch ihre Möglichkeiten, somit auch ihren Stand. Ich selbst arbeite aktiv an Open-Source-Lösungen um auch meine Abhängigkeit vom Geld perspektifisch senken zu können. In einer globalisierten Welt haben unterschiedliche Tätigkeiten einen erheblich unterschiedlichen Wert. Und diesen kann man nicht unbestraft beliebig ausgleichen. Funktioniert sogar in abgeschotteten Märkten nur begrenzte Zeit. Wenn man also die Chinesen konkurrieren will, muss man "besser" als die Chinesen sein. Mecklenburg-Vorpommern wird auch ein hoher Mindestlohn für die Friseusen nicht nachoben helfen. Es werden sich eben mehr Menschen den Frisör nicht mehr leisten können. Man muss meiner Meinung nach keine Dienstleistungen zwanghaft erhalten, für die keine entsprechende Nachfrage vorhanden ist bzw. die Nachfrage nicht bereit ist einen angemessenen Preis zu zahlen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sich die Menschen dann alle lange Haare wachsen lassen oder die Haare selbst schneiden. Da werden die Menschen entscheiden müssen, welche Priorität sie ihren Haaren einräumen wollen oder nicht. Noch als Tipp, Friseuse gibt es nicht mehr, wird jetzt Friseurin genannt. ;-) Ich bin nicht gegen einen Mindestlohn, allerdings regional gestaffelt. Einheitlichkeit hört sich schön an. Aber dort wo keine einheitliche Verhältnisse vorherrschen ist es Blödsinn. Sehe ich nur teils so, denn ohne eine Angleichung wird es auch niemals eine Annäherung geben können und im Gegenteil, sich die Regionen wie zuzletzt leider wieder weiter auseinander entwickeln. Zudem ist eine Staffelung auch aus verwaltungstechnischen Gründen ein Unding, denn allein innerhalb von Bayern gibt es hier gewaltige Unterschiede was die Verhältnisse angeht. Der Sozialismus gewinnt mMn nicht an Attraktivität und vielen heutigen Hartz-1V-ler geht es besser als den Facharbeiter in den Fünfzigern. Es kommt mMn darauf an, dass auch die Armen leben können und nicht dass es überall gleiche Verhältnisse gibt und wir gemeinsam solidarisch hungern!
Man hilft den Armen nicht, indem man ihnen ein Stück Brot vorwirft. Das Hauptproblem bei der Sache ist, dass jene die helfen sollen/müssen dies aus ihrer Sicht und Wahrnehmung tun, dies aber nicht dem Empfinden und der Wahrnehmung des HartzIV-Empfängers entspricht. Das ist so wie im Job, wenn Manager Dinge einführen, welche aus ihrer Sicht vernünftig und logisch erscheinen, aus Sicht des Facharbeiters aber schlichtweg Fehlentscheidungen sind. Am Besten hilft man den Armen, indem man sie am Erfolg partizipieren lässt, indem man eine faire Kultur mit sozial verträglichen Regeln schafft und das Leistungsprinzip fördert. Momentan ist es aber so, dass das Leistungsprinzip immer mehr mit Füßen getreten wird und in keinem annähernd fairen Verhältnis steht und mit einer sozialen Marktwirtschaft recht wenig zu tun hat. Solange man aber als Arbeiter das Gefühl hat, mit null und nix abgespeist und verarscht zu werden, werden HartzIV-Empfänger auch keinen Bock haben und wird sich die Stimmung auch nicht verbessern. Ein wichtiger Punkt wäre hier meiner Meinung nach erstmal Transparenz zu schaffen, z.B. eine Pflicht für Unternehmen, dass sie Stundenlöhne vorn am Eingangstor groß und breit veröffentlichen müssen. Dann bräuchte es vielleicht gar keine Mindestlöhne, weil sich dann Niedrigstlöhne nicht mehr rentieren. |