1. Griechenland hat zusammen mit Goldman gelogen und betrogen, um in den Euro reinzukommen.
2. Anschließend wurde auf Pump konsumiert. Es entstand eine weitgehend "steuerfreie" Vetternwirtschaft mit hochdotierten Staatsjobs und zig Sondervergütungen. Auch wurden massig deutsche Rüstungsgüter und Schweinehälften importiert. Ersteres als Anerkennung für das "Euro-Geschenk" (wenn Westerwelle mit dem Geldköfferchen kommt, kann man Thyssen und KraussMaffai ja mal was abkaufen, ist ja eh "other people's money). Letzteres, weil sich die Schweinezucht in Griechenland bei 4000 Euro Monatsgehalt pro Stallangestellten nicht mehr lohnte. Die Import-Sause wurde hedonistisch als "Wirtschaftsblüte" fehlgedeutet (hier wie dort), obwohl man auf Pump nicht nachhaltig wirtschaften kann. Das müssen auch Bernanke, Abe und Draghi noch lernen.
3. Als die "Auf-Kredit-Sause" - zwangsläufig - in Überschuldung mündete, weil das Geld in GR lediglich verkonsumiert wurde, nicht aber in Cashflow-produzierende Investitionen floss, forderte und bekam Griechenland zigfach Stützungsgelder und einen Schuldenschnitt, die aber unterm Strich (logischerweise) nichts brachten. Die Verschuldung ist schon wieder so hoch wie vorher, und ein zweiter Schnitt muss her. Obwohl GR, das seine Kreditfähigkeit am freien Markt längst verloren hat, buchstäblich am Tropf der Nordeuropäer hängt, wuden die Geberländer - allen voran D. - fortan als "Neo-Kolonialisten" gegeißelt und D. sogar als der "Vierte Reich" verunglimpft. Das gipfelte in Zeitungskarikaturen, die Merkel mit Hitlerbärtchen und Hakenkreuzbinde zeigten oder im Telefongespräch mit "Hitler aus der Hölle" (siehe FAZ-Artikel).
Fakt bleibt, dass GR ohne die Euro-Mitgliedschaft die zuvor - berechtigerweise sehr hohen - Zinsen behalten hätte, was eine Neuverschuldung im jetzigen Ausmaß niemals hätte möglich machen lassen. Der Wiwo-Artikel in # 10008 ist daher "grober Unfug".
Zaphod, ein FAZ-Korrespondent wird nicht "nach Zeilen" bezahlt. Er erhält seine Reisespesen auch, wenn ein Artikel nicht gedruckt wird. Ich finde das Interview mit Tsipras in # 10010 sehr aufschlussreich; es bestätigt meine oben unter Punkt 3 angeführte Kritik. Der Artikel hat - auch in der vorliegenden Fassung (= gescheitertes Interview) - volle Berechtigung und ist für die FAZ keinesfalls "peinlich". Journalistisch finde ich ihn sogar hochinteressant. Aufschlussreich ist u. a., wie die Linke und die Rechte in GR in punkto "Viertes Reich" übereinstimmen und teilweise sogar kollaborieren. Auch wenn der Artikel einige FAZ-typische Elemente von Rechtspropaganda enthält, so liefert es doch einen aufschlussreichen Überblick über das anti-deutsche Stimmungklima in GR. Jeder Journalist hat das Recht (und teils sogar die Pflicht), unbequeme und unangenehme Fragen zu stellen. Dass diese Fragen auf tatsächlichen Zitaten von Tsipras beruhten, macht das Interview und den Rauswurf doppelt interessant.
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