irgendjemand vorgeschlagen, die Schulden irgendeines Landes auf Null zu tilgen, das wäre auch in der Tat völlig unsinnig. Es geht natürlich darum, Verschuldung auf ein nachhaltig - auch bei einer Rückkehr zu natürlichen Marktzinsen - tragbares Niveau abzusenken, wo dies bereits deutlich überschritten wurde. Die Maastrichtkriterien formulieren dort m.E. im Übrigen vernünftige Grenzen.
Maßgabe sollte dabei immer das Verhältnis zur eigenen Produktivität sein, wenn dieses Verhältnis dauerhaft missachtet wird, kommt es eben langfristig zu harten Problemen.
Eine Regierung kann ihre Ausgaben bekanntlich grundsätzlich entweder über Steuern oder über die Aufnahme von Schulden realisieren. Wenn das Wachstum, das durch die Ausgaben generiert werden kann, größer ist, als die Belastung, die durch die Zinsverpflichtung entsteht, und ausserdem nachhaltig ist, so lohnt es sich, diese über Schulden zu finanzieren, wenn nicht, wäre es ökonomisch ratsamer, dies über die Steuern zu finanzieren. Abgesehen von der Schwierigkeit, solche Dinge ex ante immer richtig zu prognostizieren, ist das eine politisch allerdings sehr viel bequemer, da erstmal der Bonus genossen werden kann und die Kosten gewissermaßen in die Zukunft verlagert werden, während beim anderen gleich unmittelbar spürbar die Rechnung aufgemacht würde. Solche Überlegungen sollten umso mehr zum Zuge kommen, je höher der Schuldenstand im Verhältnis zur eigenen Produktivität bereits angewachsen ist, wenn er zu einem Stabilitätsrisko angewachsen ist, hat man ein Problem.
Politsche Interessen und ein starker Bias zur Gegenwärtigkeitspräferenz, sind m.E. zu oft über ökonomische Vernunft gestellt worden, und werden es noch, überwiegend hat man sogar den Eindruck, dass solche übergeordneten Rechnungsvergleiche überhaupt gar nicht angestellt werden.
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