STEYR/SEITENSTETTEN. Energie aus Glas: Das Forschungsunternehmen Profactor und der Glasbearbeiter Lisec arbeiten an einer revolutionären Technologie Eine rahmenlose Glasfassade, die gleichzeitig Energie liefert und bei Dunkelheit den Innenraum eines Gebäudes beleuchten kann: Was nach der Kulisse eines Science-Fiction-Films klingt, könnte in einigen Jahren bereits Realität werden. Die Steyrer Forschungsschmiede Profactor arbeitet gemeinsam mit dem Mostviertler Glasbearbeitungsunternehmen Lisec in einem von der EU geförderten Projekt an der Glasfassade der Zukunft. „In dreieinhalb Jahren soll es einen fertigen Prototyp geben“, sagt Hannes Fachberger, zuständiger Projektleiter bei Profactor. Für die revolutionäre Fenstertechnologie haben sich die beteiligten Unternehmen hohe Ziele gesetzt. Wärmebehandeltes Dünnglas soll es ermöglichen, dass das Gewicht der Fenster um die Hälfte reduziert wird. Dennoch soll 50 Prozent weniger Lärm in den Innenraum dringen. Die Glasfassade soll je nach Tageslicht die optimale Ausleuchtung im Innenraum gewährleisten und gleichzeitig die Funktion einer Photovoltaik-Anlage erfüllen. Ergebnisse industriell umsetzen Für das Anfang Oktober des Vorjahres initiierte Projekt steht ein Zeitraum von dreieinhalb Jahren zur Verfügung. Wesentliche Faktoren der Forschung seien die Wirtschaftlichkeit und die Möglichkeit, die Forschungsergebnisse industriell umzusetzen. „Nach dem Abschluss der Forschung wird es noch etwa zwei Jahren dauern, ein marktfähiges Produkt daraus zu machen“, sagt Profactor-Projektleiter Fachberger. Man entwickle auch bereits Maschinen für die spätere Produktion. Ziel sei es, die Herstellungskosten 15 Prozent unter denen vergleichbarer Gläser mit ähnlicher Qualität zu halten. Die verschiedenen Funktionen seien bereits im Labor erprobt worden und würden dort gut funktionieren. „Die Schwierigkeit ist nun, die Produktionstechnologien für Glas zu entwickeln und das Ganze auf große Flächen zu bringen“, nennt Fachberger die größten Herausforderungen in den kommenden Jahren. Basis für die Energiegewinnung der Glasfassade seien organische Photovoltaikzellen, die mit Hilfe des so genannten „Inkjet-Drucks“ auf der Oberfläche angebracht werden sollen. „Wir müssen diese im Labor gut erprobte Technik nun in die Fenstertechnologie integrieren“, erklärt Fachberger. Die organischen Leuchtdioden, so genannte Oled-Schichten, die ebenfalls an der Oberfläche angebracht werden und den Innenraum mit Hilfe von beweglichen Mikrospiegeln je nach Tageslicht ausleuchten, seien schon zur Serienreife entwickelt worden. „Die bekommt man für eine Fläche von zehn mal zehn Zentimeter zu kaufen“, berichtet der Projektleiter. Weltkonzerne wie Philips würden dabei mitspielen, die Beleuchtungstechnologie auf große Flächen zu bringen. Ein spezielles aus einer Atomlage Graphit bestehendes Nanomaterial soll die Stromzuleitungen zu den Mikrospiegeln und die Ableitung von der Photovoltaik bewerkstelligen. Von EU gefördertes Projekt 1 Mem4Win heißt das internationale Projekt, in dem seit 1. Oktober 2012 die Steyrer Firma Profactor und das Mostviertler Glasbearbeitungsunternehmen Lisec an einer revolutionären Glasfassade forschen. Das Projekt wird vom 7. Rahmenprogramm der EU gefördert. Fünf weitere Unternehmen, darunter die Durst Phototechnik SPA, die Energy Glas GmbH und Aixtron SE sind am Projekt beteiligt. 2 Dreieinhalb Jahre: So lange soll es dauern, bis ein Prototyp des Produkts fertig gestellt ist. Zwei weitere Jahre später könnte die Technologie serienreif sein. 3 Graphen nennt sich das Nanomaterial, das Profactor seit einigen Jahren intensiv erforscht. Unabhängig vom Einsatz in der neuen Fenstertechnologie könnte es teure Rohstoffe wie Silber ersetzen, die bisher für die Herstellung transparenter, leitfähiger Schichten benötigt wurden. Als Graphen wird eine Atomlage Graphit (Kohlenstoff) bezeichnet. http://www.nachrichten.at/oberoesterreich/steyr/...eich;art68,1057785 |