Jede umfassende Langzeitanalyse ist für mich ein Lehrstück, aus vielen solcher Lehrstücke setzt sich dann das zusammen, was man Börsenerfahrung nennt. Durch die Diskussionen hier im Forum lernt jeder was dazu, es bietet eine hervorragende Möglichkeit, die eigenen Urteile anhand des Feedback Anderer zu überprüfen. Dazu erhält man noch Feedback durch die Kursentwicklung selbst.
Jede Langzeitanalyse muss dabei ständig im Fluss sein, weil nichts so bleibt wie es ist (sonst könnten Aktien ja auch kaum steigen oder fallen). D. h. es können im Laufe der Zeit Veränderungen auftreten, die das Analyse-Ergebnis verändern und alles, was zuvor gesagt, geglaubt, behauptet, gefordert, angekündigt wurde, hinfällig machen. Pfizer macht das ja selbst: Im Sommer versprach der CEO hoch und heilig, es werde 2006 und 2007 ein niedrig zweistelliges Wachstum geben. Ich als gemeiner Kleinanleger kann diesen Worten nur trauen, sie aber nicht überprüfen. Allenfalls kann ich sie auf Plausibilität checken. Wenn der CEO dann drei Monate später eine komplette Kehrtwende macht und die Guidance widerruft, erlaube ich mir, auch meinerseits eine Kehrtwende zu machen. Nur gehe ich dann nicht zu Tiefstkursen (im Oktober) raus, sondern warte, bis ein paar gute News mir einen passablen Ausstieg ermöglichen - so wie jetzt nach dem Lipitor-Urteil.
Hotte, ich denke, Du hast Recht. Ich will mich hier jetzt nicht mehr rechtfertigen, was gesagt werden musste, ist gesagt. Abschließend möchte ich noch bemerken, dass es schon einen Unterschied macht, ob jemand "aus dem Blauen" oder einem "Bauchgefühl" heraus einfach hinschmeißt oder ob er dafür fundamental überzeugende Gründe nennen kann, selbst wenn ihm die Gründe vorher (aufgrund von Recherche-Lücken) nicht bekannt waren oder die Gegenargumente nicht stichhaltig erschienen.
Fuzzi, die Analyse im WSJ ist - bei aller Ehrfurcht meinen Mitstreitern hier im Forum gegenüber - überzeugender als Vieles, was ich hier las, und sie ist gut und genauestens vor Ort recherchiert. Das kann niemand hier bieten, auch ich nicht - bei bestem Willen. Zeitungsschreiber sind für mich keine schlechteren Menschen als selbsternannte Experten in Börsenforen, im Zweifelsfall sind sie mit ihrem Gedruckten regresspflichtig, was die Glaubwürdigkeit schon von Haus aus erhöht (Analysten sind das nicht, sie sind "Künstler", die sich mit Disclaimern vor Rechtsfolgen schützen.) Leute, die hier posten, können Analphabeten oder Großkotze sein (wie grace), ohne dass dies irgendwelche Folgen für sie nach sich zieht. Allenfalls werden sie gesperrt. Ich hab in den acht Jahren, die ich an der Börse tätig bin, immer Zeitungen wie Handelsblatt und FTD gelesen - und neben einigem Schrott auch viel Lesens- und Wissenswertes gefunden. Daher teil ich Dein Pauschalurteil über Zeitungsschreiber nicht. |