Fuzzi fragte, was wohl der ominöse Satz des Pfizer-CEOs zu bedeuten hat:
"Während wir froh sind, dass die Entwicklung von Pfizer im Jahr 2005 unsere Planung übertroffen hat, sollten Investoren berücksichtigen, dass die Wachstumstreiber im laufenden Jahr andere sein werden als in der Vergangenheit", sagte Pfizer-Chef McKinnell bei Vorlage der Zahlen.
Ich möchte das mal versuchsweise ins Klar-Deutsche übersetzen.
"Während wir froh sind, dass die Entwicklung von Pfizer im Jahr 2005 unsere Planung übertroffen hat, sollten Investoren berücksichtigen, dass uns die Wachstumstreiber im laufenden Jahr zu einem erheblichen Teil abhanden kommen werden und unsicher ist, ob und wie unsere neuen Mittel die Lücken auffüllen können."
Beleg (aus P. 1402):
Bis 2008 enden bei dem Pharmagiganten Medikamentenpatente mit einem Jahresumsatz von zusammen 14 Milliarden Dollar. Der US-Konzern will auch deshalb bis 2008 vier Milliarden Dollar an jährlichen Kosten sparen.
Demnach entsteht eine Umsatzlücke von 10 Mrd. Dollar (14 Mrd. Einbußen minus 4 Mrd. Einsparungen). Zur Erinnerung: Die sieben in der letzten Zeit neu eingeführten Medikamente brachten ZUSAMMEN in 2005 nur 632 Millionen Umsatz.
Die von der Financial Times D. genannte "riskante Wette" besteht somit darin, zu hoffen, dass die sechs neuen Mittel zusammen bis 2008 die 10 Mrd. bringen, die gemäß obiger Rechnung wegfallen werden. Gelingt dies nicht, wird der Gewinn pro Aktie sinken.
Sollte es bei den derzeitigen 37 cents pro Aktie BLEIBEN (also kein Wachstum, sondern lediglich KEIN RÜCKGANG - was an sich schon fraglich ist), ergäbe sich ein Jahresgewinn von 4 x 37 cents = 1,48 USD, den die Börse vielleicht mit dem 12-fachen (als KGV = 12) bewertet (mehr ist unwahrscheinlich, wenn es kein Wachstum gibt). Daraus errechnet sich ein Kursziel von 1,48 USD x 12 = 17,76 USD - oder in Euro umgerechnet (zu 1,20): 14,80 Euro.
So MUSS es aber nicht kommen. Es ist denkbar, dass Pharma wieder in der Gunst der Anleger steigt und dasd Pfizer überraschend noch weitere Blockbuster (ähnlich Viagra) aus dem Hut zaubert. Stiege das KGV auf 20, weil evtl. bessere Zukunftsaussichten eingepreist werden, gibt sich bei obiger Rechnung ein Kursziel von 1,48 USD X 20 = 29,60 USD, entsprechend 24,66 Euro.
Wie die Börse Pharma-Werte in Zukunft bewerten wird, weiß heute jedoch niemand. Sollten die Börsen abstürzen, könnten sie als tradionelle "Witwen- und Waisen-Papiere" wiederentdeckt werden. Im Prinzip ist alles möglich. Eli Lilly (LLY) hat zurzeit ein KGV von 49, obwohl es der Firma "auch nicht so doll" geht - der Gewinn ist kaum höher als bei Pfizer. Dennoch notiert LLY bei 57 Dollar. Grund ist, dass sich bei LLY Gewinnsteigerungen abzeichnen, während bei Merck und Pfizer eher Gewinnrückgänge wegen der Patentabläufe befürchtet werden.
Das Ganze ist also ein Bewertungs-Vabanque-Spiel: Ist bei einem KGV von 12 bereits jetzt alles Negative hinreichend eingepreist? Wäre dies so, sollte die Aktie bei zukünftigen Gewinnrückgängen nicht fallen, sondern seitwärts laufen, während sich das KGV entsprechend erhöht. |