dass die offiziell kommunizierte Ziele durch QE nicht erreicht wurden. Könnte es sein, dass das Hauptziele (Liquidität durch die Banken in Umlauf zu zwingen) nicht so ernst gemeint waren? Immerhin haben die Zentralbanken auch etwas Ahnung davon wie die Wirtschaft und vor allem die Politik funktioniert. Und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass diese Ziele ganz praktisch mit vergleichbaren Methoden nicht erreicht wurden.
Und dann ignorierst du einfach das potentielle Marktgeschehen. Glaubst du wirklich, der Staat hätte sich weiter in dem gelaufenem Umfang verschulden können, wenn der Fed-Besitz an Staatsschulden sich noch am Markt befände? Die massiv ansteigenden Zinsen hätten den Staat zu einer wesentlich geringeren Neuverschuldung und zu Abgabenerhöhungen gezwungen. Und diese potentielle Minderleistungen und Belastungserhöhungen durch den Staat sind die Gelder von QE welche die reale Wirtschaft erreicht haben.
Mit dem Leitzins nahe Null alleine werden nur die Zinsen im kürzeren Bereich gedrückt. QE wirkt im mittleren und längeren Bereich zinssenkend. Darüber (negativer Realzins; Enteignung der Sparer, potentielle Pensionsbezieher aller Art, ...) werden sicherlich die Banken subventioniert und dem Staat sein Schuldendienst vereinfacht und über die Ausstrahlung auf die restlichen Schulden viele todkranke Firmen am Leben gehalten und die Fehlstrukturen vergrößert.
Es gibt seriöse Studien, welche belegen, dass über die obig beschrieben Effekte hinaus, das Zentralbankgeld in der Spekulation landet und negativ den Rohstoffsektor inflationiert. Diesen Effekt erleben wir ganz konkret seit Jahren. Das Geld ist ja nicht erst seit Lehman "zu billig" und so sind die Rohstoffe die größten Preistreiber seit vielen Jahren. Die Inflation ist so konkret, dass in vielen Industrieländer die Einkommensentwicklung in den letzten 10 Jahren nicht mit der Preisentwicklung mithalten konnte. Und diese negative Entwicklung wird die nächsten Jahre wahrscheinlich zulegen. So komisch es klingt, die spezielle Art der Inflation setzt wiederum sehr viele Konsumgüter unter Druck und verringert dort die Margen der Firmen und bremst damit die Lohnentwicklung aus.
Das billige Geld hat den Firmen die Möglichkeit gegeben Anleihen zu für sie sehr günstigen Konditionen platzieren zu können. Wieso sollte sie da teuer Geld bei den Banken aufnehmen. In den USA ist es sowieso unüblich, dass Firmen sich Geld leihen, das gilt eher für Europa. Auch ein Grund weshalb die Zentralbanbilanzen hier und drüben sich schon immer so unterschiedlich entwickelt haben. Geld leihen sollen sich die Verbraucher und dieses funktioniert nur sehr begrenzt. Zu viele sind verunsichert und/oder quasi Pleite und bei nicht wenigen sinkt das Familieneinkommen (USA) weiter.
Bei uns haben inzwischen praktisch alle Großkonzerne eine Banklizenz und verkehren direkt mit der EZB. Sie lagern deshalb auch bei Lohnzahlungen das Geld nur noch stundenweise bei klassischen Banken, welche dann die Überweisungen abwickeln. Damit reduzieren sie ihr Risiko für den Fall einer Bankpleite erheblich. Zukünftig werden deshalb bei Bankpleiten nur noch mittlere bis kleine Firmen beteiligt.
Die momentan laufende Politik der Fed und anderer Zentralbanken macht die klassische Finanzbranche kaputt und fördert die Spekulation. Also eine Politik welche die Finanzbranche mittelfristig sanieren sollte bringt sie mittelfristig um. Anfänglich wollte man diese Politik auch nur wenige Jahre betreiben, findet des Ausgang aber nicht mehr. Die negativen Effekte brauchten nur Zeit um Wirken zu können. Inzwischen sind die Auswirken bei Lebens- und Pensionsversicherungen, Krankenversicherungen (private) und klassische Banken nicht mehr zu übersehen. Jedwedes System, das auf Rücklagen beruht und deshalb Zinsen benötigt funktioniert nicht mehr. Banken arbeiten zwar nicht auf Rücklagebasis aber bei einem Zins am Boden können sie ihre Kosten nicht mehr tragen.
Ich könnte noch seitenweise vor mich hin labern aber meine Finger werden müde. Es bringt wahrscheinlich auch wenig. Wenn jemand von "einfachen" volkswirtschaftlichen Sätzen überzeugt ist, glaubt er weiter daran. Das reale Leben und die reale Wirtschaft sind aber so kompliziert, dass sie nicht in "einfachen" Glaubenssätzen fassbar sind. Mit einfach meine ich Aussagen: "Wenn ich das eine tue passiert etwas ganz Konkretes" und dabei alle Seiteneffekte ignoriert. |