Wie kommt ihr auf die Idee, dass Jinko in absehbarer Zeit eine Dividende bezahlen würde ?
Erst vor ein paar Wochen wurde eine 20%ige Kapitalerhöhung durchgezogen und schon alleine deshalb wird es bei Jinko zu keinen Dividendenzahlungen in einem absehbaren Zeitraum kommen. Nicht zu vergessen, Jinko hat gerade mal eine Eigenkapitalquote von knapp 18% trotz Kapitalerhöhung. Auch darum kann und darf man bei Jinko kein Geld aus dem Unternehmen raus ziehen. Zudem will Jinko in 2014 300 bis 400 MW an eigene Solarkraftwerke bauen und die auch in Eigenbesitz behalten. Das alleine ergibt schon ein Investitionsvolumen von 375 bis 500 Mio. $ im kommenden Jahr. Dieses Investitionsvolumen wird etwa zu 70% von der China Development Bank finanziert werden. Ich könnte mir vorstellen, dass Jinko mit einem eventuell geplanten Spin Off mit ihren Solarkraftwerken irgendwann in 2015 für seine Aktionäre etwas plant wie z.B. eine Sonderausschüttung durch die Einnahmen aus dem Spin Off. Ist jetzt aber schon hoch spekulativ von mir.
Ohne Frage, Jinko hat sich in diesem Jahr sehr gut entwickelt, das hat man an den Q2 und Q3 Zahlen super gesehen und das wird man auch in Q4 ganz sicher sehen können. Jedoch sind die Unsicherheiten nach wie vor groß, für die gesamte Solarbranche. Nicht mehr sehr groß, da Jinko offenbar schon über eine recht gute Visibilität verfügt für das 1.Halbjahr 2014, aber groß sind sie noch allemal.
Es kann doch derzeit wohl keiner vorhersagen wie sich die Modulpreise im kommenden Jahr entwickeln werden. Das ist aber der Knackpunkt für Jinko wie auch für alle anderen China-Solaris. Alleine ein Modulpreisrückgang von 5% würden die Bruttomargen bei den China-Solaris um etwa 5 bis 7% belasten (bei Jinko wäre das aufs Jahr gesehen etwa 60 bis 80 Mio.$ !!), insofern man die Produktionskosten nicht senken kann. Es wird schwierig genug werden im nächsten Jahr die Produktionskosten senken zu können, denn Polysilizium wie auch Silber liegen aktuell auf verdammt niedrigen Niveau und darum ist die Wahrscheinlichkeit schon recht hoch, dass die wichtigsten Rohstoffe für die Solarbranche eher steigen als fallen werden. Polysilizium macht etwa 20% der kompletten Modulproduktionskosten aus und Silber rd. 8%. Auch der Aluminiumpreis liegt aktuell auf sehr niedrigen Niveau.
Ein Selbstläufer wird das nicht für die produzierenden Solarunternehmen in den nächsten 12 bis 18 Monaten. Optmismus ist schön gut, optimistisch bin ich auch, nur sollte man nicht alle durchaus (noch) vorhandenen Risiken komplett ausblenden.
Mal ein kurzer Blick auf die Analystenschätzungen für das kommende Jahr, die nach den erstklassigen Q3-Zahlen deutlich erhöht wurden. Der Mittelwert beim Gewinn je Aktie liegt aktuell bei 2,76 $ (Nettogewinn: 73 Mio. $). Vor den Q3-Zahlen lag er bei 0,50 $. Der niedrigste Wert liegt bei 1,71 $ bei einem Umsatz von 1,22 Mrd. $ und der höchste bei 3,81 $ bei einem Umsatz von 1,32 Mrd. $, was einem Nettogewinn von knapp über 100 Mio. $ entsprechen würde. Meine persönliche Schätzung beim Gewinn je Aktie liegt bei 4,14 $. Wobei wie schon oben erwähnt, Gewinnprognosen für 2014 Stand heute sehr hohen Unsicherheiten unterliegen. Zumal ja Jinko gerade mal 26,6 Mio. Aktien im Umlauf hat (z.B. JA Solar 200 Mio. Aktien, Trina Solar 88 Mio. Aktien). Aufgrund der niedrigen Aktienanzahl ist der Hebel beim Gewinn je Aktie recht hoch, im Positiven wie im Negativen.
Die Q4-Prognosen sehen nach den erstklassigen Q3-Zahlen, der guten Q4-Guidance und den Jinko-Aussagen in der Conference Call sehr gut aus. Q4-Umsatz wird bei 337 Mio. $ erwartet (Q3: 321 Mio. $), EBIT bei 38,6 Mio. $ (Q3: 39,9 Mio. $) und der Nettogewinn bei 24,2 Mio. $ (Q3: 16,9 Mio. $) bzw. Gewinn je Aktie bei 0,92 $ (Q3: 0,72 $). Beim operativen Gewinn (EBIT) gilt es zu beachten, dass Jinko in Q3 einen positiven Sondereffekt von 4,6 Mio. $ hatte durch Auflösung von Rückstellungen für Lieferantenforderungen. Mit dieser Q4-Prognose kann ich mich durchaus anfreunden.
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