Naja, der Maydorn-Artikel "Trübere Aussichten für 2014 – Höhenflug vorbei?" ist dann schon etwas reißerisch. Im Prinzip hat die neue IHS Solar-Studie doch keine neue Erkenntnisse gebracht wenn man sie liest. Dass es am Solarmarkt Risiken gibt, dem ist sich doch wohl fast jeder Anleger bewusst. Eine allzu große Skepsis sehe ich bei IHS auch nicht wie das Maydorn beschreibt. IHS warnt auch nicht, denn die erwarten einen Zubau zwischen 40 bis 42 GW im kommenden Jahr, was einem schönen Wachstum von 14 bis 20% entsprechen würde.
Nach dem in den letzten Wochen Solarbuzz und die Deutsche Bank mit sehr bullishen Prognosen für Solar gekommen sind mit einem erwarteten Zubau für 2014 von über 45 GW hat sich nun das renommierte englischen Solarresearchhaus IHS zu Wort gemeldet. IHS erwartet im kommenden Jahr keine 45 GW, genau so wenig große Preisanstiege und Lieferschwierigkeiten.
IHS verweist auf Risiken in China, Japan, USA, Europa und den Schwellenländern.
Im Gegensatz zu Solarbuzz und der Deutschen Bank erwartet IHS in 2014 in China "nur" ein Zubau von 9,5 GW und damit liegen sie um rd. 20% unter dem staatlich ausgegebene Ziel von 12 GW, das auch einige Analystenhäuser wie die Deutsche Bank, HSBC oder Solarbuzz erwarten. Die chinesische National Development and Reform Commission hat zwar das Zubauziel von 12 GW ausgegeben für 2014, aber unter der Prämisse, dass 8 GW von Solaranlagen auf privaten oder öffentlichen Gebäuden installiert werden und 4 GW aus großen Solarkraftwerken. Genau hier sieht IHS ein Problem, denn bei Aufdachanlagen sind die Kosten deutlich höher als bei Solarkraftwerken, es fehlt in China an Erfahrung bei der Installation von Aufdachanlagen und fehlende Netzanschlüsse könnten noch zusätzlich ein Problem werden.
In Japan erwartet IHS ab dem April eine deutliche Marktabschwächung. Zwar gibt es in Japan derzeit eine genehmigte Projektpipeline von rd. 20 GW, da aber von dieser gerade mal so 2 bis 3 GW sich im Bau befinden hat das japanische Energieministerium eine offizielle Überprüfung für schon genehmigte Solar-Freiflächenanlagen angekündigt und dabei erwartet IHS, dass eine Reihe von Solarparks gar nicht gebaut würden. Ist jetzt aber von IHS auch keine sensationelle Annahme, denn es hat wohl niemand damit gerechnet, dass in Japan in den nächsten 3 bis 4 Jahren über 20 GW an Solarkraftwerken gebaut werden. IHS stellt hinter den Einspeisevergütungen für private Aufdachanlagen ein großes Fragzeichen, denn die laufen zum neuen japanischen Geschäftsjahr (ab 1.April) aus und es ist fraglich ob private Aufdachanlagen weiter in den Genuss von Einspeisevergütungen kommen wird. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Japan die Förderung von privaten Aufdachanlagen einstellen wird, aber zu relativ hohen Kürzungen wird es schon kommen, denn in Japan werden derzeit sehr hohe 0,36 €/kWh bezahlt. Grundsätzlich muss man ein ganz großes Auge darauf haben was in Japan passieren wird bis April bezüglich Solar. Mit aller größter Wahrscheinlichkeit werden die Solaraktien auf Entscheidungen aus Japan reagieren. Japan hat erst in der letzten Woche ihre CO2-Klimaschutzziele deutlich nach unten geschraubt und das könnte durchaus ein Zeichen dafür sein, dass Japan dem derzeitigen Solarboom begrenzen will. Japan dürfte in diesem Jahr die Nr. 2 bei der Nachfrage sein (6 bis 7 GW) hinter China (9 GW) und in 2014 wird Japan mit einem Zubau zwischen 5 bis 6 GW als Nr. 3 erwartet hinter China und den USA.
In den USA wie auch in Europa sieht IHS ebenfalls Risiken. In Europa könnte es laut IHS zu Förderungsänderungen in Großbritannien und Frankreich kommen und wie der rumänische Solarmarkt nach den angekündigten deutlichen Kürzungen reagieren wird ist noch ungewiss. In den USA besteht die große Gefahr, dass das sehr populäre Net-Metering System durch Gebühren teuer gemacht werden könnte in einigen US-Bundesstaaten. In Arizona ist das nicht der Fall gewesen, denn dort müssen die Solaranlagenbetreiber mit Net Metering-System nur eine monatliche Gebühr von 5 $/kW bezahlen. In Kalifornien, Georgia und Idaho werden aber nach wie vor heiße Diskussionen geführt, dass das Net-Metering-System zu hohen Kosten für die Stromabnehmer ohne Solaranlage führen wird. Über Net-Metering wird der überschüssige Solarstrom zum regulären Strompreis ins Netz eingespeist und mit der Stromrechnung dann gegengerechnet.
Zudem warnt IHS, dass die neuen Märkte wie Chile nicht so schnell wachsen werden wie allgemein erwartet wird. Chile verfügt zwar über eine Projektpipeline von über 5 GW, aber es werden in diesem Jahr nur 100 MW verbaut sein laut IHS. Jedoch hat der US-Projektierer Sun Edison und Sunpower angekündigt, dass sie mit ihren geplanten chilenischen Solarkraftwerken "Amanecer PV (100 MW)" und "Salvador (70 MW)" in den nächsten Monaten anfangen zu bauen.
Insgesamt bringt die aktuelle IHS-Analyse eigentlich nichts Neues. Dass es Risiken gibt liegt an der Natur der Sache, denn nach wie vor lebt Solar vom politischen Goodwill. Jedoch ist IHS mit ihrer 2014er Prognose von 40 bis 42 GW optimistisch und nach meinem Dafürhalten auch eingermaßen realistisch. Großartig unterscheiden sich die optimistischen IHS-Prognosen mit den bullischen Prognosen der Deutschen Bank und Solarbuzz eigentlich auch nicht. Würde man China raus rechnen, dann liegen die Prognosen mit 2 bis 3 GW gar nicht mehr allzu weit auseinander.
Hier der Link zur IHS-Studie:
http://www.pv-tech.org/news/..._major_solar_installation_growth_ahead ("IHS at odds with collective view on major solar installation growth ahead")
Werde im Laufe des Tages mal eine Länderrankingliste nach 2014er Zubauprognose hier rein posten, die auf Grundlage der derzeitigen 2014er Schätzungen basiert inkl. Zubauprognosen nach Kontinenten.. |