...@crunchtime
Wenn man sich die Zahlen so im Vorbeiflug anschaut, dann kann man gleich mehrere Dinge feststellen (mMn):
1.) Das abgelaufene Jahr war natürlich mit 18 (in Worten Achtzehn!!!) Mio Euro Sonderaufwendungen und einem dementsprechend tiefroten Ergebnis katastrophal.
2.) Offenbar hat der Vorstand tatsächlich auch bei den Abschlussarbeiten noch einmal ein paar Abschreibungen zusätzlich ins letzte Jahr gepackt. Die Autorenhonorare sind nicht nur um 5 sondern um 8 Mio Euro zusätzlich zu den Normalabschreibungen reduziert worden (was natürlich durch die Wechselwirkung dazu führt, dass die Abschreibungen in den Folgejahren geringer werden). Zudem hat man noch 3 Mio Euro zusätzlichen Abschreibungsbedarf bei den Daedalic-Spielen entdeckt (Das Spiel "Säulen der Erde" war wohl alles in allem bei weitem nicht so erfolgreich, wie erhofft, was mMn ein weiteres Indiz dafür sein könnte, dass man Daedalic auch loswerden möchte, denn die erwarteten/erhofften Synergien sind erkennbar komplett ausgeblieben).
3.) Buchpartner war (entgegen meinen Erwartungen) ein wirkliches Desaster. In diesem Jahr hat Buchpartner 6 Mio Euro Miese zum Ergebnis beigetragen (auch beim Verkauf wurde noch einmal ein Verlust von 1,6 Mio Euro verbucht).
4.) Der Buchbereich ist wesentlich stabiler als die zugekauften Bereiche (immerhin konnte man im abgelaufenen Jahr dort 3,5 Mio Euro Ebit erwirtschaften). Aber auch dieser Bereich läuft nicht so ohne weiteres immer gut - im letzten Quartal hat man dort mit einer hohen Remittendenquote zu kämpfen gehabt, der das Ergebnis ebenfalls verhagelt hat. Umso wichtiger ist es, dass man diesem Bereich wieder verstärkt Aufmerksamkeit widmen möchte.
5. ) Für die Zukunft wird für den Kernbereich Buch (oder Buch und Roman insgesamt, das geht mMn aus der Meldung nicht eindeutig hervor) eine Ebitmarge von 6 bis 8 % erzielen (dafür wurde ja das schon bekannte Effinzienzsteigerungsprogramm aufgelegt). Mit dieser Marge kann man mMn arbeiten - vor allem, wenn gewährleistet ist, dass nicht irgendwelche Beteiligungen oder sonstigen Faktoren das Ergebnis verfrühstücken.
6.) Eine sehr wichtige Nachricht: Durch den Verkauf von Buchpartner konnte man die Verschuldung um gut 10 Mio Euro reduzieren.
Alles in allem lässt sich nur festhalten, dass BL tatsächlich auf dem Weg ins Verderben gewesen ist, als der neue Vorstand das Ruder herumgerissen hat. Wie ich schon häufiger angemerkt habe, unterstelle ich den seinerzeit Verantwortlichen nix Böses aber Fakt ist, dass Buchpartner, Daedalic und oolipo das Unternehmen Bastei Lübbe beinahe gekillt hätten (wobei der Anteil von Daedalic da noch am geringsten war).
Vielleicht ist auch der Ausblick auf das laufende Jahr noch eine kleine Enttäuschung für den ein oder anderen (im Prinzip soll es ja ein ausgeglichenes bis laicht negatives Gesamtergebnis geben, weil es noch einmal Sonderlasten gibt). Aber das zeigt doch nur, wie tief BL im Sumpf gesteckt hat und wie energisch der neue Vorstand ans Werk geht, um den Schutt zu beseitigen (zudem ist bei einem eh negativen Ergebnis auch ein Verkauf von Daedalic, der ja möglicherweise noch einmal zu weiteren Buchverlusten führen würde, leichter zu verkraften - Daedalic liefert zwar im abgelaufenen Jahr ein EBITDA von 3 Mio Euro aber unterm Strich dürfte damit wieder einmal so gut wie nix für das Ergebnis übrig bleiben - auch ohne die 3 Mio Euro Sonderabschreibung auf die Spiele - wenn man Daedalic veräußern würde, würde man also im Ebit nix verlieren aber die Zinsen dürften sich reduzieren).
Wenn man die Prognose für das nächste Jahr anschaut, dann (nimmt man die Mitte der prognostizierten Marge und setzt mal einen etwas niedrigeren Zinsaufwand als zuletzt an) kommt man auf ein EpS von um die 30 Cent (ca. 7 Mio Euro Ebit, ca. 1,5 Mio Euro Zinsen, ca. 30% Steuern, macht knapp 4 Mio Euro und bei 13,2 Mio Aktien macht das irgendwo um die 29 Cent EpS).
Wenn ich den heutigen Kurs betrachte, würde sich daraus ein KGV von 6,irgendwas ergeben. Ob das angesichts der zahlreichen Enttäuschungen und Prognoseverfehlungen bei BL angemessen ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Ich persönlich glaube und hoffe aber, dass der neue Vorstand sehr wohl weiß, dass er das Unternehmen an der und für die Börse versenkt, wenn er ebenfalls seine Zusagen nicht einhält (und wahrscheinlich nicht nur dort!).
Alles in allem sehe ich nach den heutigen Nachrichten (und wenn sich der Pulverdampf der ersten Aufregung über die vordergründig schlechten Zahlen mal gelegt hat) schon eine Grundlage dafür, dass sich der Aktienkurs wieder Richtung 3 Euro bewegen kann (womit ich angesichts meiner massiven Nachkäufe in den letzten Wochen und auch heute noch einmal schon sehr zufrieden wäre, abgesehen davon wären 3 Euro auf der Basis des heutigen Kurses gleich 50% Potential). Auf dieser Grundlage kann sich das Unternehmen und damit dann auch der Börsenkurs weiter entwickeln. Man will sich ja ausdrücklich im Kernbereich verstärken - zudem wird eine verbesserte Bilanzstruktur auch zu niedrigeren Zinsaufwendungen führen - und ab und zu wird es ja auch wieder Jahre mit extrem gut abverkauften Bestsellern geben und man kann nur hoffen, dass diese Jahre dann nicht so verschwendet werden, wie das abgelaufene.
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