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Wie jeder Aktionär bekomme auch ich gerne eine Dividende gezahlt. Wenn man sich "unternehmerisch beteiligt", dann will man als Aktionär auch am Unternehmenserfolg beteiligt werden - und zwar nicht "nur" durch Kurssteigerungen, die, wenn es dann mal eine ordentliche Baisse gibt auch relativ schnell wieder in sich zusammenfallen können, sondern auch durch eine angemessene Ausschüttung.
ALLERDINGS geht das natürlich nur dann, wenn das Unternehmen erstens dieses Geld auch erwirtschaftet und wenn das Geld nicht zweitens dringend benötigt, um sinnvolle Ausgaben damit zu tätigen oder bedrohliche Schulden abzubauen. Denn es gilt eben auch im Verlagswesen (auch wenn die Arbeitsgrundlage von Verlagen irgendwo auch mit Phantasie und Geschichten zu tun hat), dass man das Geld, was man nicht hat auch nicht ausgeben kann.
Im abgelaufenen Wirtschaftsjahr hat Bastei Lübbe gar keinen Gewinn erwirtschaftet, insofern gibt es da auch nichts zu verteilen.
Wir alle hoffen natürlich (und wie ich finde auch mit einiger Berechtigung), dass es im laufenden Jahr gelingen sollte, wieder einen OPERATIVEN Gewinn auszuweisen - aber wenn man dann einen Blick auf die Liquiditätslage wirft, dann verbietet sich die Ausschüttung von Dividenden sicherlich. Zum 31.12.2017 hatte das Unternehmen Finanzverbindlichkeiten i.H.v. 56,5 Mio Euro bei einem Eigenkapital von 40,6 Mio Euro. Die liquiden Mittel lagen bei knapp 3,5 Mio Euro.
Bei diesen Zahlen liegt es nahe, erwirtschaftete Liquidität erst einmal dazu zu verwenden, den Verschuldungsgrad auf ein erträglicheres Maß zu reduzieren und daneben in einem konsolidierenden Verlagsmarkt danach zu schauen, wo es möglicherweise Perlen a la LYX gibt, die man dem eigenen Verlag angliedern kann - auch dafür braucht man Geld.
Nun könnte man natürlich meinen, dass es sinnvoller ist, das Geld an die Aktionäre auszuschütten als in das eigene Unternehmen zu investieren - und so mancher Vorstand macht es sich manchmal recht einfach, wenn zur Begründung, warum keine Dividende gezahlt wird, darauf verwiesen wird, dass man das Unternehmen lieber im Unternehmen hält, um sinnvolles damit anzustellen. Da fehlt mir dann auch manchmal die Ausgewogenheit zwischen berechtigtem Anliegen ins Unternehmen zu investieren und dem Ansinnen der Miteigentümer, auch am Gewinn beteiligt zu werden.
Aber die Lage bei BL ist eine andere. LEIDER ist das Geld aus dem Börsengang nur teilweise sinnvoll verwendet worden (Rückzahlung der teuren Anleiehe, Erwerb von LYX). Der Rest wurde, in gutem Willen und mit bester Absicht aber eben leider ohne Erfolg versenkt. Und dieses Geld fehlt dem Unternehmen jetzt eben - dadurch ist die die Verschuldung recht hoch und für den Ausbau des Unternehmens recht wenig Geld in der Kasse.
Wenn man es etwas drastischer formulieren will, ist BL grade erst wieder von der Intensivstation runter - da sollte man nicht sofort an das nächste Tanzfest denken, sondern sich erst einmal in Reha begeben (auch wenn ein Tanzfest wohl die vergnüglichere Veranstaltung wäre). |