Guten Morgen !
Der Geschäftsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/2018 ist nun auf der Homepage der Bastei Lübbe AG einsehbar.
Ich habe ihn mal überflogen und mich dabei vor allem auf die Aussagen zur Liquidität und zur Schuldentragfähigkeit konzentriert.
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die AG die Konvenants aus den alten Kreditverträgen nicht einhalten konnte, was aber angesichts der im Wesentlichen durch Abschreibungen auf Beteiligungen und Autorenhonrorare desolaten Ertragslage (und damit schlechten EBITDAs) nicht verwundern dürfte. Entscheidend ist aber, dass sich die Banken mit dem Unternehmen darauf verständigt haben, die Verträge nicht zu kündigen, was ihnen bei Nichteinhaltung der Bedingungen frei steht, sondern die Verträge bis 2020 zu verlängern.
Zitat aus dem Geschäftsbericht: "Die im Konsortialkreditvertrag vereinbarten Finanzkennzahlen (Covenants) konnten zum 31. März 2018 in Folge dergeschilderten Ergebnisverfehlung nicht eingehalten werden. Die Kreditgeber haben mit Schreiben vom 28. März 2018 bzw. 30. April 2018 zunächst bis Ende April 2018 und anschließend bis zum Abschluss einer neuen Vereinbarung auf ihr Kündigungsrecht verzichtet. Mit Schreiben vom 18. Juli 2018 haben die Kreditgeber einer Prolongation der Finanzierung bis zum 31. März 2020 zugestimmt."
Damit ist die Gefahr, dass die Banken BL den Geldhahn zudrehen derzeit gebannt.
Was aus dem Geschäftsbericht zusätzlich hervorgeht ist, dass BL, was die Liquidität angeht, auch nicht mit dem Rücken an der Wand steht: Man hat die eingeräumten Kreditlinien i.H.v. 40,6 Mio Euro nicht voll ausgenutzt - Zitat aus dem Geschäftsbericht (Seite 40): " Innerhalb der bestehenden Kreditvereinbarungen bestehen Kreditlinien mit einem Volumen von insgesamt 40,6 Mio. Euro. Diese Kreditlinien waren zum Abschlussstichtag zu 77 % in Anspruch genommen."
Was hier ja auch noch diskutiert wurde: Fressen die Zinszahlungen ein eventuell entstehendes positives Ebit nicht im Wesentlichen auf? Die Antwort muss nach den vorgelegten Zahlen eindeutig "Nein!" lauten. Die Zinsaufwendungen im abgelaufenen Wirtschaftsjahr betrugen c. 1,7 Mio Euro, davon entfielen lediglich 1,5 Mio Euro auf die im Konzern verbleibenden Bereiche.
Der Cashflow aus der laufenden Unternehmertätigkeit ist (trotzdem das Ergebnis ja verheerend ist) mit 5,5 Mio Euro positiv (ein weiteres Zeichen dafür, dass viele Aufwendungen zwar den Gewinn geschmälert aber die Liquidität nicht betroffen haben). Die Schulden dürften daher (mMn) auch in Zukunft tragfähig sein.
Ziel ist es eine Nettoverschuldung/EBITDA Relation von 2,5 zu erreichen. Die Nettoverschuldung liegt derzeit bei 30,1 Mio Euro. Wenn man sich das einmal für das Jahr 2019/2020 anschaut, dann bleibt der Vorstand ja bei seiner Prognose, dass man da bei einem Umsatz von ca. 100 Mio Euro eine Ebitmarge von zwischen 6 und 8% erreichen möchte. Wenn das Ebit sich aber (im Mittel) auf ca. 7 Mio Euro stellen würde, dann würde das EBITDA bei ca. 11 bis 12 Mio Euro stehen (Unterschiedsbetrag sind die Abschreibungen auf die aktivierten Spielekosten). Nimmt man dieses EBITDA mal 2,5 dann kommt man auf eine aus Sicht des Unternehmens anzustrebende Relation von knapp 29 Mio Euro (11,5 Mio Euro mal 2,5). Davon liegt man aber derzeit nicht wirklich weit weg, so dass ich dabei bleibe, dass man die Schulden durchaus im Griff hat, wenn sie auch weiterhin nicht unproblematisch sind (aber eben handhabbar).
Zudem wird auch im GB noch einmal darauf verwiesen, dass man sich bei Daedalic einen Verkauf o.ä. offenhält. Dieser Verkauf würde zu einer weiteren Reduzierung der Nettoverschuldung führen (dabei hat der Wirtschaftsprüfer in seinem sehr ausführlichen Bericht am Ende des GB die Wertansätze für Dadalic (insbesondere den Ansatz des Firmenwerts i.H.v. 4,9 Mio Euro) ausdrücklich bestätigt - hier wurde ja auch einmal diskutiert, ob Daedalic überhaupt einen nennenswerten Verkaufserlös erbringen würde (ich bleibe in dem Zusammenhang dabei, dass ein Verkauf von Daedalic gegen einen einigermaßen angemessenen Kaufpreis die beste Lösung wäre, denn das Unternehmen trägt nachhaltig nichts zum Konzernergebnis bei (für das laufende Jahr rechnet man mit einem Ebit von minus 0,5 Mio Euro)).
Alles in allem erscheint mir die Bastei Lübbe AG auf der Grundlage des heute veröffentlichten Geschäftsberichts doch sehr, sehr weit von den hier gemalten Horrorszenarien entfernt zu sein.
Das waren jetzt die Ergebnisse eines ersten "Überflugs" über den GB.
Allen einen angenehmen Tag... |