SZ: Na sowas, VW investiert Milliarden, um die E-Auto-Produktion in eigenen Fabriken zu bündeln. Unsere Bären gingen doch immer davon aus, dass man die einfach flexibel zwischen den fossilen Autos zusammensteckt. Da muss man nichts groß ändern.
Du verwechselst da was. Die Argumentation ging meistens eher folgendermaßen: Ein Konzern wie VW hat etwa 60 Produktionsstandorte und eine Handvoll Baukastensysteme. Wäre die Equipmentlebenszeit 10 Jahre, müssen jedes Jahr mindestens 5-6 Fabriken im normalen Turnus modernisiert und aufgerüstet werden. Eine Fabrik wird jeweils auf ein oder mehrere Baukästen ausgelegt. Innerhalb dieser Baukästen kann dann das zu fertigende Modell relativ leicht gewechselt werden. Beispiel:
MQB is ... a system for introducing rationality to different platforms that have transverse engines, regardless of model, vehicle size or brand. Thus MQB uses a core "matrix" of components across a wide variety of platforms for example, sharing a common engine-mounting core for all drivetrains (e.g., gasoline, diesel, natural gas, hybrid and purely electric). As well as reducing weight, the concept allows different models to be manufactured at the same plant, further saving cost. https://en.wikipedia.org/wiki/Volkswagen_Group_MQB_platform
Außerdem gibt es einen gasbetriebenen 1,4 Liter Turbo-Motor mit 81 kW (110 PS), einen Plug-in-Hybrid mit 1,4-Liter-Ottomotor (Golf GTE) und ein Elektroauto (e-Golf).
https://de.wikipedia.org/wiki/VW_Golf_VII
Die Fabrik ist also beispielsweise für die Fertigung von MQB basierten Modellen ausgestattet. Unter anderem der Golf 7 und der A3 basieren auf dem MQB. Da fällt also nicht auf einmal 2018 der Audi e-tron oder 2020 ein VW I.D. raus, sondern nur der E-Golf oder ein A3-Hybrid. Beide wurden nie von grundauf als E-Auto konzipiert, was ja oft genug kritisiert wurde. Die neuen BEVs werden also auf einem eigenen Baukasten namens MEB basieren. Also musst du natürlich einige Fabriken und die Lieferketten auf den MEB auslegen, was aber nicht so schlimm ist. Es müssen ja sowieso jedes Jahr welche umgerüstet werden. Ob dort dann der VW I.D. oder Buzz oder andere MEB-Modelle gebaut werden, ist eher nachrangig und kann sich nach der Nachfrage richten. Auf die ersten MEB-Modelle müssen wir wohl noch bis Q3/Q4 2019 warten. Das wären dann also 18-24 Monate, bis dem VW-Konzern die gleichen Mittel zur kostengünstigen Fertigung von BEVs zur Verfügung stehen, die es ihnen schon bisher ermöglicht haben, hundertmal mehr Fahrzeuge (und Modelle) im Jahr zu bauen als Tesla. Das führt zum zweiten Teil des Vergleichs:
Tesla hat eine Fabrik und einen halben Baukasten, wenn man die offensichtlichen Gemeinsamkeiten von S+X so nennen will. Die einzige laufende Fertigungslinie hat auch nach Jahren noch Probleme damit, zwei Modelle mit geringen Stückzahlen in guter Qualität zu bauen. Andere Hersteller schaffen es, vier oder mehr Modelle auf der gleichen Fertigungslinie in einer Qualität zu produzieren, die weniger Nacharbeiten erfordert. Obwohl Tesla seit 2012 schon übt, wie man Autos in Serie baut.
Auch die neue Fertigungslinie wird scheinbar ganz auf das Model 3 ausgelegt. Da ist bisher nichtmal die Rede davon, das zukünftige Model Y parallel fertigen zu können. Wenn sie es denn irgendwann hinbekommen, wird es also erst einmal das Model 3, auch wenn SUVs / Crossover gerade gefragt sind. Friss oder stirb lieber Early-Adopter. Für zukünftige Modelle oder Produktionskapazitäten braucht man dann neue Fertigungslinien und Fabriken, da keine bestehenden umgerüstet werden können.
Nichts davon war und ist und wird die nächsten Jahre aus eigener Kraft finanzierbar sein, wodurch sie dem Goodwill der Märkte auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Laut eigener Ansage, wird man vor 2019 auch gar nicht großartig Geld dafür ausgeben, so dass mit erweiterten Fertigungskapazitäten vor 2020 nicht zu rechnen ist. Das wäre dann der Zeitraum, wo alle anderen auch soweit sind. Hm. Wenn dass der Masterplan war, dann war es ein schlechter. -.-
Ich hoffe das Tesla die Produktionshölle bald verlässt und im Produktionshimmel ankommt
...
Aber spätestens bei 5.000 Model 3 pro Woche kann man genüßlich zurückspotten
Zurückspotten würde ich als verfrüht ansehen und wenigstens abwarten, ob sie mit 5000 Model 3 pro Woche nicht immer noch tiefrote Zahlen schreiben. Aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt ...
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