Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Was ist eigentlich aus den Banken und Finanz-Instituten geworden, die die Krise ausgelöst haben. Bear Stearns ging ja bekanntlich nebst eines Notkredites der FED an JP Morgan. Und Lehman Brothers hat seine Pleite nicht überlebt. Die FTD hat in ihrem heutigen Bericht eine Reihe dieser Institute unter die Lupe genommen.
Alle sprechen nur noch von dem Konzern AIG, in den die US-Regierung und FED bislang mehr als $100 Mrd gesteckt haben. Aber über die damals im Anleihe-Versicherungsgeschäft ebenfalls aktiven Monoliner Ambac und MBIA spricht keiner mehr. Für Beide ist jedoch mit der Herabstufung ihrer Bonität ihr Geschäftsmodell zusammengebrochen. Laut dem Bericht der FTD sind Beide noch dabei, bestehende Verträge gegen Barzahlung und mit hohen Abschlägen aufzulösen. Das Geschäft machen nun Andere. Die Überbrückungs-Gelder sind wohl wie bei AIG als verloren abzuschreiben.
Der von General Motors abgespaltene Auto-Finanzierer GMAC, der mit $12 Mrd vom Staat gerettet wurde, schreibt weiterhin rote Zahlen: minus $4 Mrd im zweiten Quartal. Aber GMAC ist nun in den Rank einer Bank aufgestiegen und kann so direkt Liquidität von der FED beziehen. Außerdem zieht GMAC mit Bank-Geschäften Privatkunden an und kann so seine Liquidität erhöhen. Inzwischen werden auch wieder Leasing-Verträge verkauft. Da die US-Regierung den Autobauer General Motors wieder flottmachen will, ist selbst bei weiteren Problemen von GMAC eine Rettung durch den Staat wahrscheinlich. Denn ohne Leasing kann man in den USA praktisch kein Neufahrzeug verkaufen.
Oder was macht der größte US-Mittelstandsfinanzierer CIT eigentlich. Zweimal wurde diese Firma in letzter Minute gerettet, obwohl in der Vergangenheit schon eine Reihe von staatlichen Geldern in CIT geflossen ist. Offiziell wollten weder Treasury noch die FED weitere Milliarden in das Unternehmen stecken. Aber hier tickt weiterhin eine Zeitbombe: Die letzte Umschuldung wurde mit massiven Zinsbelastungen verknüpft.
Und auch in Zentral-Europa haben wir mit dem Benelux-Finanzkonzern Fortis ein großes Sorgenkind. Teile der Bank wurden verstaatlicht, andere Teile gingen an die französische Großbank BNP Paribas. Es ist zu erwarten, dass Fortis für die beteiligten Staaten ein Geldgrab werden wird, wie für Deutschland die HRE.
Man sieht, dass man eigentlich die Probleme nicht gelöst hat, sondern nur mit massiven staatlichen Geldern und Garantien zugekittet. Solange die Staat-Knete noch weiter fließen kann, wird man diese permanenten Unruheherde wohl weiterhin unter Kontrolle halten können. Aber was passiert eigentlich, wenn die Staaten ihre Mittel für Rettungen der Finanz-Industrie, der Automobil-Industrie (Abwrack-Prämie) und des Arbeitsmarktes (Kurzarbeiter-Geld und Beschäftigungs-Gesellschaften) zurückschrauben müssen. Und das werden sie irgendwann einmal --- man kann nicht wie die USA auf Dauer für jeden ausgegebenen Dollar 50 Cent an neuen Staatsschulden anhäufen. Und eine Schulden-Quote des Staates, die bei über 10 Prozent des Bruttoinlands-Produktes beispielsweise in den Vereinigten Staaten und Großbritannien liegt, erscheint mir auf Dauer auch nicht finanzierbar. Wenn die massive Monetarisierung der Staatsschulden durch die eigene Notenbank und die Notenbanken der befreundeten Länder (und zur Zeit ist jeder mit jedem befreundet) nicht mehr funktionieren wird, dann ist es auch mit weiteren Schulden des Staates vorbei.
Was letztendlich der Anlass dafür sein wird, dass der Staat nicht mehr weiter aufschulden kann, ist eigentlich belanglos. Wichtig ist zu verstehen, dass die staatlichen Maßnahmen mit frisch gedrucktem Geld der Notenbanken finanziert werden. Und nicht durch Investoren, die ihre Gelder in Staatspapiere umschichten. Und was dieses viele Geld zur Zeit schon anrichtet, können wir an den Aktien-Märkten verfolgen: eine Party folgt der Nächsten. Wehe, wenn dieses Geld plötzlich seinen Weg in die Gegenstände des täglichen Lebens findet. Dann kommt Kater-Laune (mindestens bei den Verbrauchern) auf.
Vielleicht kann sich der Staat plötzlich nicht mehr finanzieren --- zwar unwahrscheinlich, da die Notenbanken dann munter weiterdrucken würden. Oder die ganze Währung geht den Bach runter und wird abverkauft --- auch unwahrscheinlich, da in diesem Falle die anderen Notenbanken diese Währung gegen ihre Währung kaufen und damit wieder stützen.
So bleibt dann als letzte Alternative, die Währungen insgesamt gegen Gold abzuverkaufen. Noch kann man sich durch Leerung der Gold-Lager bei den Notenbanken dagegen sträuben. Aber im Gegensatz zu Papiergeld ist Gold eben nicht beliebig vermehrbar. Und so wird irgendwann dann ein Zeitpunkt kommen, ab dem nur noch der freie Goldmarkt durch Angebot und Nachfrage regieren wird. Ein Abverkauf der Währungen gegen Gold könnte nur mit massiv höheren Zinsen beim Papiergeld herausgezögert werden --- das würde aber die hoch verschuldeten Unternehmen und Haushalte in den Bankrott treiben. Und der Staat könnte sich wohl kein neues Geld mehr leihen, um das Vertrauen in die Währung nicht noch weiter zu erschüttern.
Wenn das Chaos am Größten ist, werden die Regierungen nicht um einen Gold-Standard herumkommen. Aber solange es mit den bisherigen Maßnahmen funktioniert, wird die Party erst einmal weitergefeiert.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Gold kann sich derzeit für keine Richtung entscheiden. Auch heute war wieder so ein Tag. Der Dollar tendierte tendenzmäßig eher stärker, was gerne als Gelegenheit vom Gold-Kartell benutzt wird, um auf den Preis einzuprügeln.
Im asiatischen Markt schwankte Gold um die Marke von $992 und damit in etwa auf der Höhe des gestrigen COMEX-Schlusskurses. Im Londoner Vormittags-Handel änderte sich an dieser Konstellation wenig. Der A.M. Fix kam mit $991,75 (EUR 680,26) zustande. Im Vergleich zum gestrigen Kurs ein Anstieg um einen Dollar.
Zum Nachmittag nahm dann der Druck auf den Gold-Preis wieder zu. Kurz vor Beginn des Handels an der COMEX stand Gold bereits wieder bei $990. Mit Beginn des Handels an der COMEX wurde Gold dann auf $985 gedrückt. Diese Drückung scheiterte aber, so dass sich der Gold-Preis wieder über der Marke von $990 stabilisieren konnte. Erst der nahende P.M. Fix ließ Gold wieder nahe der Marke von $990 fallen. Zum P.M. Fix stand Gold bei $989,50 (EUR 680,35) und damit zwei Dollar niedriger als gestern.
Die letzten Handelsstunden an der COMEX konnte sich Gold wieder merklich befestigen. Eine halbe Stunde vor Ende des Handels stand Gold dann wieder bei $996. Dieses Niveau konnte aber bis zum Schluss nicht gehalten werden. Der letzte Kurs an der COMEX kam mit $993 zustande.
Der Dollar musste seine anfänglichen Gewinne wieder abgeben. Der USDX legte trotzdem um 0,2 Punkte auf 77,1 zu. Die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen verharrten auf der Marke von 3,3 Prozent. Der Quotient aus beiden Werten stieg weiter auf 23,4 (Montag: 23,3).
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