Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Die Diskussion um eine gerechte Gesellschaft wird hierzulande leidenschaftlich und kontrovers geführt. Parolen der Partei DIE LINKE wie Reichtum für alle und Reichtum besteuern bringen dies plakativ zum Ausdruck.
Aber ist die Betrachtung der momentanen Verteilung von Einkommen und Vermögen nicht zu kurz gegriffen. Verschließen wir bei dieser Diskussion nicht den Blick auf weitaus stärkere Verteilungs-Konflikte, die unsere Gesellschaft erwartet.
Auf einer Veranstaltungsreihe der CDU-Landtagsfraktion in Wiesbaden hat Kurt Biedenkopf gestern zum Thema Verantwortung für künftige Generationen referiert. Professor Biedenkopf sieht, dass die derzeitige Gerechtigkeits-Debatte zwei wesentliche Aspekte außer Betracht lässt.
Eine Gerechtigkeits-Diskussion, die sich nur mit Verteilungs-Fragen der heutigen Generation beschäftigt, sei nicht nachhaltig im Hinblick auf die Erfordernisse der folgenden Generation. Seit Mitte der 70er-Jahre muss der Staat mit immer mehr Geld und durch Aufnahme von immer mehr Schulden in die Wirtschaft eingreifen, um so ein hohes Wirtschaftswachstum zu ermöglichen. Warum --- damit soziale Konflikte vermieden werden. Der Keynesianismus als staatliches Instrument, der Wirtschaft im Falle einer Rezession mit gezielten Geldspritzen wieder auf die Beine zu helfen, verkommt damit zum Dauer-Stimulus.
Die Politik hat sich ohne Not von einer kulturellen Institution, in der die Demokratie gelebt wird, künstlich in eine wirtschaftliche Institution gewandelt. Welche politischen Diskussionen standen denn in der 70er und 80er Jahren im Vordergrund und worauf beschränkt sich die Politik heute: Nur noch auf rein wirtschaftliche Themen. Eine Demokratie als reine wirtschaftliche Institution kann jedoch nicht funktionieren. Die Gesellschaft im Allgemeinen und die Politik im Besondern macht sich damit selbst zum Knecht des Wachstums. Und kommt dieses Wachstum nicht, dann wird wegen des Wirtschafts-Primates der Politik die Demokratie an sich in Frage gestellt. Deshalb der Dauer-Stimulus, das Perma-Wachstum und die Mega-Staatsverschuldung.
Wie steht die Bevölkerung aber zu dieser Philosophie. Ein Großteil will auch weiteres Wirtschafts-Wachstum. Aber 40 Prozent sind mit ihrem Status Quo zufrieden und wollen nicht mehr Leistung erbringen. Lediglich 20 Prozent wollen sich auch stärker für das Wachstum engagieren. Zusätzlich erschwerend kommt hinzu, dass die Alters-Pyramide kippt. Immer weniger Jüngere müssen die Leistung erbringen, die heute viele zukünftig Alte erbringen. Beides spricht nicht für Perma-Wachstum.
Der zweite Aspekt der Gerechtigkeits-Diskussion ist die globale soziale Frage. Die Gesellschaften des Westens stellen einen kleinen Teil der Weltbevölkerung, konsumieren aber einen Großteil der Resourcen. Andere Staaten wie China haben das erkannt. Gerhard Hauptmann hat in seinem Werk Die Weber die Konflikte des 19ten-Jahrhunderts beschrieben. Der Fabrikbesitzer wusste auch nicht, warum seine Arbeiter streiken. Befinden wir uns nicht heute auch in der Position des Fabrikbesitzers, der den Status Quo erhalten möchte und nicht versteht, warum der Rest der Welt andere Ziele verfolgt.
Eine Debatte um nachhaltige Gerechtigkeit darf sich diesen beiden Fragen nicht entziehen: Der Zukunft der künftigen Generation aber auch der globalen Entwicklung.
Ist es nachhaltig, wenn wir eine ganze Generation zu Wirtschaftswissenschaftlern (BWLer, VWLer, MBAs) ausbilden und dabei noch ernsthaft glauben, diese kann nach rein mathematischen Methoden die Wirtschaft voraussagen und steuern. Aber nicht bedenkt, dass das Individuum nicht immer rational entscheidet. Entscheiden ist menschlich und eben nicht wissenschaftlich. Hat dies nicht zu dem Herden-Verhalten der Investoren geführt, die die derzeitige Krise mit ausgelöst hat. Wir haben nun den Nachwuchs für die Stelle des Fabrik-Besitzers ausgebildet, während die Arbeiter um uns herum bereits beginnen zu streiken.
Sollen wir diese Probleme aussitzen. Nach Meinung von Kurt Biedenkopf steigen die Kosten der Lösung eines Problems mit dem Quadrat der Zeit, die man verstreichen lässt. Und es ist schon sehr viel Zeit verstrichen. Die Renten-Problematik beispielsweise ist schon seit den 70er-Jahren bekannt. Der Verschuldung wird man sich mit dem Mittel der Inflation zu entziehen versuchen --- mit Wirtschaftswachstum kann dies nicht mehr funktionieren.
DIE LINKE führt deshalb derzeit eine Gerechtigkeits-Debatte, die am wenigsten nachhaltig ist. Man kann den Nachwuchs nicht mit immer mehr Steuern und Sozial-Abgaben dazu knebeln, immer mehr für die Gerechtigkeit der konsumierenden Gesellschaft zu leisten. Ohne Ausblick auf eine eigene Zukunft im Alter --- das ist im höchsten Maße ungerecht. Die kürzlich beschlossene Rentengarantie zeigt die Fehler der Politik: Aus Angst vor den Zwischen-Gewalten (z.B. die Lobby-Gruppen des sozialpolitisch-industriellen Komplexes) greift die Politik zum Instrument der Intervention und schafft damit augenblicklich neue Besitzstände. Und man wird auch die Chinesen und andere Völker nicht mehr lange mit unseren bunt bedruckten Scheinchen als Arbeits-Bienen für unsere Reichtum für Alle Gesellschaft abspeisen können. Lediglich die Inder haben hier intuitiv richtig gehandelt, in dem sie Papier mit virtuellen Zahlen in etwas Reales getauscht haben.
Wir sind Konsumenten und frisch ausgebildete Fabrik-Besitzer. Die Frage: Wird uns die Welt in jener Rolle auch noch in der Zukunft akzeptieren. Dieser Diskussion müssen wir uns stellen und nicht der Frage, ob wir die Villen der Fabrikbesitzer mit dem gleichen Luxus ausstatten können. Leider hat die Biedenkopfsche Problem-Quadratgleichung schon so große Zahlen hervorgebracht, dass ich befürchte, die obige Frage ist nur noch rein rhetorisch.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Vorweg zum Geschehen am heutigen Tag. Erstens: Gold will sich über dem Niveau von $1.000 stabilisieren trotz aller Anstrengungen des Gold-Kartells. Zweitens: Das Gold-Kartell scheint wirklich Zugriff auf das IWF-Gold zu haben.
Dem entsprechend verlief das Geschehen an den Gold-Märkten geteilt. Gold konnte sich heute früh im asiatischen Markt oberhalb der Marke von $995 befestigen. Mit Beginn des Handels in London wurde dann relativ schnell die Marke von $1.000 nach oben durchbrochen. Der A.M. Fix mit $1.001,25 (EUR 682,61) konnte diese Preismarke bestätigen. Im 24-Stundenvergleich konnte Gold um knapp $10 zulegen.
Zum Nachmittags-Handel hielt diese Marke vorerst. Auch mit Beginn des Handels an der COMEX konnte sich Gold eher befestigen. Jedoch je näher der Londoner P.M. Fix rückte, desto stärker verfiel Gold im Preis. Die Marke von $1.000 wurde wieder signifikant nach unten durchbrochen und Gold erreichte erst bei $995 seinen Tiefpunkt. Der P.M. Fix mit $995,75 (EUR 682,63) bestätigte meine Vermutung: Das Gold-Kartell hat mit einer großen Menge physischen Goldes wieder einmal nachgeholfen. Anscheinend sind diese Herren doch noch in den Besitz von Teilen der 400 Tonnen des IWF-Goldes gekommen.
Anschließend stieg Gold aber wieder stetig nordwärts bis zur Marke von $1.010. Diese Marke konnte aber die letzten Minuten des Handels an der COMEX nicht ganz verteidigt werden. Gold beendete den Handel mit $1.008.
Trotz der verbreiteten Nachricht, dass der rapide sinkende Dollar an dem Goldpreis-Anstieg Schuld sei, sank der USDX heute nur um 0,4 Punkte auf 76,7. Man sieht, dass die üblichen Kommentatoren die beiden oben dargestellten Aspekte ignorieren. Die 10-jährigen Treasury Notes tendierten erneut unverändert mit einem Realzins von 3,3 Prozent. Der Quotient aus USDX und den Real-Renditen ist heute auf 23,2 (Dienstag: 23,4) gesunken.
http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) "Selten war mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an dem beteiligt, was man Geschichte zu nennen pflegt!" (Samhaber) |