katjuscha: Das ist sicher richtig. Ich wollte damit ja auch nicht sagen, dass nur Investor 3 Geld verdienen wird oder dass Investor 3 mit seiner Strategie jederzeit schlau aussehen wird. (Dass tut er ganz konkret ja momentan nicht.)
Was ich damit sagen wollte ist vielmehr, dass es in meinen Augen die am verlässlichsten implementierbare Strategie ist, wenn man seine Hausaufgaben macht, was die Unternehmensperspektive angeht.
Die Charttechnik wird von vielen beschworen. Aber empirisch gesehen ist es extrem schwer, mit dieser nachweislich Geld zu verdienen. Es gibt in der Praxis so viele rückwirkend verklärte "Fehlsignale" oder Momente wo "das Fundamentale überwogen hat", dass die praktische Wirksamkeit in meinen Augen nicht wirklich robust ist. Empirisch replizierbare Erfolge haben sich in Studien immer nur für Algotrading-Strategien ergeben. Einfaches Charttrading mit wenigen Trades konnte in Isolation in Studien nie den Markt schlagen. Fundamentale Analyse ist empirisch hingegen über jeden Zweifel erhaben: über kurz oder lang tendiert jeder Aktienkurs zurück zum intrinsischen Wert.
Letzterer ist einfach nur der Barwert der zukünftigen Cashflows. Natürlich ist das keine exakt bestimmbare Zahl (angesichts der Ungewissheit der realen Welt). Und natürlich hat Mr. Market jeden Tag eine andere Meinung dazu, was das faire KGV ist. Aber da muss man dann als fundamentaler Anleger halt auch ggfs. konsequent sein und eine Aktie zur Not bereit sein lange zu halten. Persönlich denke ich mir hierzu: *schlimmstenfalls* muss ich Hypoport sehr lange besitzen. Aber das ist halt angesichts der fundamentalen Aussichten des Unternehmens wirklich alles andere als eine Horrorvorstellung--zumal dann nicht, wenn das schon das Worst-Case-Scenario ist.
Abschließend: klar kann man wie Anleger 2 auf noch günstigere Kurse hoffen und aus Angst vor den Wahlen Chisp vom Tisch nehmen. Aber eins ist auch klar: diese Strategie ist ein Nullsummenspiel. Es können nicht alle davon profitieren, sondern es werden manche gewinnen und manche verlieren. Kurz: das ist ähnlich vom Effekt, wie in ein Wettbüro zu gehen und Geld auf einen der beiden Kandidaten zu setzen. Wer solche Wetten Zockerei findet, sollte hinterfragen, ob er mit der Strategie "Chips vom Tisch zu nehmen" nicht effektiv das gleiche tut. Es kann eine gute Wette sein oder auch nicht. Aber jedenfalls ist es in meinen Augen keine systematische Strategie zum Geld verdienen, sondern eher ein Wohlfühlmanöver zur Beruhigung der eigenen Nerven. Und bei solchen Manövern handeln Menschen selten effektiv. |