Es gibt doch viele gute Wettbüros mit niedrigem Spread, wo man auf die Ausgang der Wahl wetten kann. Warum man das über die viel indirektere, mit allen möglichen anderen Effekten vermischte, Art der Aktienspekulation tun sollte, ist mir unklar.
Ich wollte aber eigentlich nochmal auf die sehr schönen Berechnungen von Foxville zurückkommen. Ich hab das im Zug gelesen und hab mich gefragt, wie ich dieses DCF wohl kritisieren würde, wenn ich von einem Shortseller bezahlt würde, negatives Research zu schreiben. Einfach um mögliche Schwachstellen abzuklopfen.
Ich denke, im wesentlichen könnte man drei Punkte attakieren:
1. Der recht hohe Terminal Value impliziert ein 2026er KGV von 18-19. Vielleicht ist das zu hoch? 2. Das Modell basiert in seinen Wachstumsraten auf den Aussagen Slabkes. Vielleicht ist er zu euphorisch? 3. Das Modell nimmt an, dass ein Großteil der Earnings Free Cashflow sind. D.h. es wird nur eine recht moderate Notwendigkeit gesehen, Zusatzinvestitionen in alte und neue Geschäftsmodelle zu tätigen. Vielleicht erfordert das Business tatsächlich mehr Capex?
Punkt 1 und 2 sind in meine Augen keiner großen Diskussion wert. Gegeben die Markteintrittsbarrieren und Planbarkeit der Einnahmen wäre ein KGV von 18-19 in meinen Augen für Hypoport selbst dann nicht übertrieben, wenn man in zehn Jahren dann nur noch moderat wachsen sollte. Und Punkt 2 ist letztlich die Prämisse von Netfox Analyse.
Bleibt Punkt 3. Und da finde ich das modellierte Capex tatsächlich recht zurückhaltend. Das sieht man daran, dass NOPAT und FCF recht nahe beieinander sind. Kann so kommen, aber ich fürchte, der Free Cashflow wird nicht ganz so geil sein, sondern Hypoport wird für das Wachstum auch gut neu investieren.
Interessant ist aber, dass der Wert von Hypoport in dem Modell immer noch enorm wäre, selbst, wenn man davon ausgeht, dass der FCF in den nächsten 10 Jahren mies ist. Nehmen wir mal das totale extrem, dass die *kompletten* Earnings für Neuinvestments verbrannt werden. In diesem Falle läge der Wert der Aktie allein im Terminal Value, da der "PV 2026e" in der Tabelle gleich null wäre. Das würde den fairen Wert zwar reduzieren, allerdings lediglich auf 151 EUR (bei 15% Wachstum) bzw. 102 EUR (bei 10% Wachstum). Sprich: selbst wenn Neuivestments jetzt für 10 Jahre die kompletten Earnings essen und nie Dividenden oder Aktienrückkäufe gemacht werden, hätte man hier einen Wert, der den Aktienkurs deutlich übersteigt. (Und dabei hat das DCF Modell noch nichtmal die Möglichkeit berücksichtigt, EPS-steigernd den Fremdkapitalanteil zu erhöhen.)
Ich bin zwar mittlerweile schon recht grotesk hoch in HYQ gewichtet mit knapp über 30%. Aber im Frühjahr, als die Aktie unter 60 EUR notierte, lag ich schonmal bei 40%. Ich hoffe zwar sehr, diese Quote nicht nochmal zu sehen. Aber wenn die Aktie wieder auf 58 EUR sollte, ohne dass der Gesamtmarkt crasht, kaufe ich auch gern weiter nach. |