Lieber Rüdiger Grube, niemals hätten wir gedacht, dass wir das einmal in unserer Zeitung schreiben. Deshalb ganz langsam und bedächtig: Wir – sind – stolz – auf – Sie! "Ich habe Stuttgart 21 nicht erfunden und hätte es auch nicht gemacht", sollen Sie laut "Spiegel Online" vergangene Woche gesagt haben und wir, wir haben unseren Augen kaum getraut. Noch nie zuvor haben Sie uns Anlass gegeben, mit Ihnen einer Meinung zu sein. Ihre Kritiker sagen, Sie seien ein netter Typ, aber ein miserabler Manager. Und tatsächlich haben Sie uns in den vergangenen Jahren mit einer Menge Themen versorgt: Sie haben das Unternehmen Deutsche Bahn so nachhaltig heruntergewirtschaftet, dass die Schiene der Autobahn niemals ernsthafte Konkurrenz machen wird. Verdienen Sie eigentlich an der geplanten Privatisierung der Autobahnen? Sie sind das Gesicht von Stuttgart 21 und haben das Projekt als Bahnchef die letzten Jahre immer weiter durchgedrückt, egal was links und rechts passiert ist: Die Gleise im Tiefbahnhof schräg wie eine Rodelbahn, die Brandschutz-Pläne im Grunde ein Fall für Amnesty International und sollte der empfindliche Untergrund unter der Stadt durch die Bauarbeiten aufquellen, wird Stuttgart aus dem Flugzeug bald aussehen wie ein fieser Pickel. Es ist ein bisschen wie im Song von Klaus Lage: 1000 Mal berührt, Sie wissen schon. Und plötzlich – macht es zoom:
Wir haben Stuttgart 21 auch nicht erfunden und wir hätten es auch nicht gemacht.
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