1. Beim Bau ihrer Schnellbahntrasse jongliert die Bahn mit Milliarden. Wenn's um Entschädigungszahlungen für Landwirte und die Gemeinde geht, sitzt das Geld beim Großkonzern nicht mehr so locker. "Ich habe noch nicht mal meine Aufwuchsentschädigung für das vergangene Jahr bekommen. Wie soll das weiter gehen?"
2. Auf dem Weg ins Kongresszentrum der Landesmesse muss in vielen Landwirten am Donnerstag die Erinnerung an den erbitterten Streit um die für Handel und Wandel vernichteten Ackerböden hochgekocht sein. Exakt an der Stelle, an der jetzt über den Bau der Fildertrasse von S21 diskutiert wird, wuchs vor einem Jahrzehnt noch Spitzkraut. Hundert Hektar wertvolle Anbaufläche wurden für den Bau von Ausstellungshallen und Tiefgaragen zerstört. Nun sollen für die Gäubahn-Anbindung der Rohrer Kurve und den Bau der Hochge-schwindigkeitsstrecke nach Ulm erneut 27 Hektar Ackerland unter Beton und Bahnschwellen verschwinden. Und: Die links und rechts der Autobahn nach wie vor im Gemüsebau tätigen Landwirte müssen fürchten, dass neben dem für die Gleisanlage selbst benötigten Land auch der erforderliche Naturschutz letztlich auf ihre Kosten geht.
3. Noch läuft auf der Messe der Erörterungstermin für die Fildertrasse von S21. Nach Lärmschutz, Öko-Ausgleich, den Sorgen der Landwirtschaft und der Geologie entbrannte am Freitag eine Debatte um den Brandschutz im Flughafenbahnhof und das von Gegnern angezweifelte Tunnel-Sicherheitskonzept (siehe „Feuerwehr kritisiert Brandschutzkonzept“). Bis zu einer Entscheidung, ob die Bahn ihr Großprojekt tatsächlich wie geplant verwirk-lichen darf, werden noch Monate ins Land ziehen. Erst Mitte nächsten Jahres wird mit dem nötigen Beschluss des Eisenbahn-Bundesamts über die Planfeststellung gerechnet. Doch augenscheinlich wird bereits jetzt das Feld für die Fildertrasse frei geräumt. Über den Sommer hat eine Baufirma aus Nordbayern begonnen, Leerrohre für eine Datenleitung der Telekom in den Boden zu verlegen. An der Markungsgrenze zu Ostfildern ist im Schatten der Autobahn 8 ein kleines Baulager eingerichtet. Dicht neben den auf dem Feld wachsenden Salatköpfen warten Absperrgitter, Kabelrollen und Bagger der Firma Kollmer auf den Einsatz.
Anscheinend wurde dem OB von Stuttgart die S21-Zuständigkeit entzogen. Zum Frühstücksdirektor degradiert darf er gnädigerweise Ess- und Trinkgelage sowie Tunneleinweihungen vollziehen. Welch armes Würschtl, das Fritzle!
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