Tony, ich glaube, es wäre besser gewesen, von vornherein und in der Überschrift klarzustellen, dass es Dir nicht um physische Ware sondern um die Spekulation mit Papieren auf den Goldpreis geht. Dadurch wären viele Diskussionen hier erst gar nicht aufgekommen. Ich hab das auch zuerst falsch gesehen und relativ spät erst verstanden.
Jetzt sehe ich einerseits, dass dieses Thema hier für mich eher uninteressant ist, da ich auf keinen Fall jemals Geld in eine Option oder ein anderes Wettpapier stecken würde.
Andererseits verstehe ich Deine Position besser.
Allerdings denke ich, dass der eine oder andere Punkt in Deiner letzten Darstellung durchaus anders oder zumindest differenzierter gesehen werden muss.
So behauptest Du etwa, Zitat: "die Masse rennt momentan eindeutlig ins Gold und Silber". Sicher ist, dass zumindest in Deutschland wohl nie so viel Edelmetall gehandelt wurde wie heute. Und das betrifft sowohl den Ver- als auch den Ankauf.
Gleiches kann man wohl für den Besitz sagen: nie gab es so viel EM in privater Hand. Ähnliche Entwicklungen gibt es in vielen anderen Ländern auch, wobei die Gründe dafür durchaus verschieden sein können. So war es in China bis vor kurzem für Privatpersonen nicht einfach, EM zu erwerben , obwohl die Menschen schon aus traditionellen Gründen danach ein Verlangen hatten. Dort wird gekauft, was man bekommen kann.
Aber ich denke, es ist falsch, aus diesen Tatsachen zu schließen, dass die Masse (der Anleger) in EM-Investitionen geht. Zumindest, sofern man von Investitionen in physische EM redet und die Papierwerte aussen vorlässt. Wieso das so ist, ist leicht zu erklären: es fehlt schlicht an der Masse. Zieht man die Papierinvestitionen mit in die Betrachtungen ein, so ergibt sich sicher ein anderes Bild. Aber im Vergleich zu den weltweit investierten Mitteln in anderen Assets und ihre Ableger, so sind die Edelmetalle immer noch Zwerge.
Dass man mit quasi jeder Anlageform eine Spekulation betreiben kann ist sicher richtig. Allerdings eignen sich dazu einige Anlagen deutlich besser als andere und physische Rohstoffe sind meist eher schlecht geeignet, sofern sie langfristig haltbar, nicht wetterabhängig und nicht beliebig vermehrbar sind.
Einen Betrug von unseriösen EM-Händlern als Spekulation zu bezeichnen, so, wie DU es ober getan hast, halte ich allerdings für total danebengegriffen. Dabei handelt es sich vielmehr um ein Verbrechen, das durch die Justiz verfolgt und bestraft wird, während eine simple Spekulation vollkommen legal ist (obwohl es bei manchen durchaus besser wäre, die ebenfalls zu ahnden).
Weiterhin frage ich mich, bei welcher Bank Du denn untergekommen bist, bei der Dir EM als Anlage empfohlen werden. Zumindest diejenigen, mit denen ich im Verlauf meines Lebens zu tun hatte, werden Dir alles empfehlen, außer einer Anlage in Edelmetallen. Denn daran ist für die, abgesehen von einer kleinen Verkaufsprovision, nichts zu verdienen. Und viel schlimmer noch als der entgangene Verdienst: ihnen entgleitet die Hoheit über die eingesetzten Mittel, was das Schlimmste ist, das einem Banker passieren kann. Selbstverständlich gilt das wiederum nicht für Optionsscheine oder andere Papiere, denn mit denen und deren Käufern verdienen die Banken massig Geld.
Abschließend möchte ich Dir vollkommen Recht geben mit Deiner Aussage, dass, Zitat: "die vielen kleinen physischen Goldanleger im Vergleich zu den billionenschweren Banken am längeren Hebel sitzen werden."
Was nun die Aussichten von EMs in der näheren Zukunft angeht, so könnte ich mir vorstellen, dass die schon am Horizont sichtbar werdenden Turbulenzen, die nach den Wahlen in Irland Ende November erst richtig losgehen werden, kurzfristig zu einem weiteren heftigen Anstieg der Kurse, auch und insbesondere in Euro, führen werden. Das betrifft dann die Metallbesitzer eher weniger, dafür ausschließlich im positiven Sinne. Die Papierbesitzer trifft es dafür aber umso mehr, im Guten wie im Schlechten. |