bitte werde konkret, statt wieder nur um den heißen Brei herum zu reden. Denn die Vermutung meinerseits liegt nahe, dass du dich mit den Fakten, den Studien, usw. selbst gar nicht befasst und ideologische Schwurbelei betreibst.
Fakt ist, dass eine Studie noch keine Fakten und erst recht keinen Konsens schafft. Es am Ende die Summe an Studien sind, welche meist in Meta-Studien eine Tendenz ablesen.
Fakt ist, dass keine wissenschaftliche Arbeit falsche Fakten publizieren kann, weil diese dann in einem Peer-Review schlichtweg zerpflückt wird. Deshalb gelten wissenschaftliche Arbeiten erst dann als werthaltig, wenn sie einem Peer-Review unterzogen wurden. Zudem muss jede Behauptung welche aufgestellt wird, mit harten Fakten untermauert werden. D.h. so wie sich viele Leute Forschung und Wissenschaft vorstellen, dass man da einfach irgendwas schreiben kann, geht weit an der Realität vorbei. Das liegt u.a. auch daran, dass es unter Forschern und Wissenschaftlern einen intensiven Wettbewerb gibt und es Leute darunter gibt, welche förmlich darauf warten, die Fehler der Anderen zu entlarven.
Deshalb vermute ich, dass viele Leute Forschung und Wissenschaft mit Stiftungen und Lobbyverbänden verwechseln. Diese gibt es in der Tat und kann man hierbei auch eine Tendenz ablesen. Ein gutes Beispiel ist hier die Heinrich-Böll-Stiftung oder die Konrad-Adenauer-Stiftung. Diese fördern natürlich vor allem jene Arbeiten, welche ihrer Vorstellung am Nächsten kommt. Das kann man u.a. bereits dadurch erreichen, indem man sich unter den vielen Studien die schon existieren, Jene herauspickt, die der eigenen Vorstellung am Nächsten kommt. Die Heinrich-Böll-Stiftung macht daraus aber auch keinen Hehl, sondern bezeichnet sich als "grün".
Wenn es um das Thema Klimawandel und Energiewende geht, so kenne ich kein wissenschaftliches Institut, welches zum Ergebnis gelangt, dass wir bereits zu viel oder ausreichend tun. Selbst eher konservative Studien stellen die Notwendigkeit nicht in Frage und unterscheiden sich lediglich im Weg, wie man zum Ziel kommt.
Wissenschaftlicher Konsens ist es nach meinem Kenntnisstand, dass wir 1. Energie generell effizienter nutzen müssen, d.h. die Verschwendung reduzieren. 2. die erneuerbaren Energieformen die Hauptlast der Energiewende tragen sollten
Uneinig ist man sich bei der Rolle der Kernkraft. Doch selbst Jene die pro-Kernkraft argumentieren, sehen Kernkraft nicht als tragende Säule der Energiewende, sondern lediglich als Beimischung, um vor allem die Phasen einer Dunkelflaute deutlich leichter bewältigen zu können und das Speicherproblem deutlich einfacher gestalten zu können. Selbst unter den Grünen gibt es durchaus eine Vielzahl von Anhängern, welche diesen Lösungsweg nicht ausschließen wollen.
Für Kernkraft sprechen natürlich die genannten Vorteile. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Nachteilen. So besitzen wir in Dtl. keine Uranvorkommen, so dass wir uns letztendlich weiter in Abhängigkeit begeben würden. So wären Kernkraftwerke, so sicher sie auch sein mögen, ein Angriffsziel für feindliche Angriffe oder Terrorismus. Gerade im dicht besiedelten Dtl. wäre dies besonders fatal. So ist die Endlagerfrage bis Heute nicht geklärt und äußerst fraglich, ob man im dicht besiedelten Dtl. einen Standort politisch durchsetzen wird können. Auch lässt sich ein Kernkraftwerk nicht beliebig schnell hoch- und runterfahren, somit als Netzstabilisator nur mäßig geeignet. Die Vorlaufzeiten für den Bau eines Kernkraftwerkes sind eigentlich zu lang um damit die Klimaziele erreichen zu können. D.h. der Bau von erneuerbaren Energien und Speichern in wenigen Jahren bringt hier einen größeren Effekt als ein Kernkraftwerk, was erst nach 10 oder 12 Jahren ans Netz geht. Ein weiterer Nachteil ist die hohe Kapitalbindung von Kernkraftwerken. Ein Kernkraftwerk kommt erst auf günstige Strompreise, wenn man Laufzeiten von 60 Jahren und mehr annimmt. Doch diese Gestehungskosten müssen zum größten Teil als Vorkasse aufgebracht und bezahlt werden.
Das führt dann u.a. dazu, dass selbst im Kernkraftwerk-Land Frankreich die Energieversorger keine Kernkraftwerke bauen wollen, weil sie nicht finanzierbar sind. U.a. auch einer der Gründe, weshalb man Kernkraftwerke mit in die grüne Taxonomie der EU aufgenommen hat, weil man hofft, damit die Finanzierbarkeit zu verbessern. Dennoch wird in Frankreich nur noch ein Kernkraftwerk gebaut, wenn der Staat dies subventioniert und vor allem die finanziellen Risiken trägt.
Mit anderen Worten, Kernkraft ist eigentlich ohne staatliche Hilfen nicht wettbewerbsfähig. Erneuerbare Energien hingegen sind mittlerweile sehr wettbewerbsfähig und werden immer wettbewerbsfähiger, d.h. günstiger.
Deshalb ist die Frage, Kernkraftneubau Ja oder Nein, nicht leicht zu beantworten. Kernkraft länger am Netz zu lassen, halte ich schon für eher machbar. Doch möchte ich nicht in der Haut der Entscheidungsträger später stecken, sollte doch mal etwas passieren. Andererseits, selbst wenn wir aus Kernkraft aussteigen, so werden die Brennstäbe noch Jahre weiter abkühlen müssen, wir die Kernkraft so schnell nicht los sein. |