wie es von Schirach schrieb: Das ist kompliziert. Das Zitat stammt aus der letzten Geschichte, "Der Äthiopier". Kurztext für schnellen Leserprofit: Adoptivkind, rothaarig, in der Schule immer gehänselt, Hauptschule zweimal sitzengeblieben, gerade so geschafft. Genau, schwere Kindheit (spielt im späteren Prozess aber keine (?) Rolle). Schreinerlehre, Job in HH, als nach zwei Jahren Geld in dem Betrieb geklaut wird, war ers natürlich, Entlassung (zwei Wochen später fand man die Geldkassette bei nem Drogenabhängigen). Hausmeisterdienste auf der Reeperbahn, Alk, Schulden. Er will ins Ausland, besorgt sich Geld per Bankraub, sitzt ein paar Stunden später im Flieger nach Addis Abeba. Dort läufts auch nicht, er eiert durch die Gegend, Malaria, findet sich plötzlich irgendwo in der Provinz in nem Kaff wieder, wo man vom Kaffeeanbau lebt. Traumkarriere: er hilft den Bauern mit innovativen Ideen (Anbau, Ernte, Transport), heiratet, Kind, von allen geachtet. Alles gut. Nach 6 Jahren bestellen die äthiopischen Behörden ihn ein wegen Aufenthaltserlaubnis. In der dt. Botschaft wird er verhaftet, nach D transportiert, 5 Jahre wegen des Banküberfalls. Er kann das äthiopische Dorf nicht kontaktieren. Nach 3 Jahren erstmals Vollzugslockerung mit unbegleiteten Haftausgang. Er haut ab, braucht Geld für gefälschte Papiere, läuft 3 Tage durch die Stadt, kein Essen und Trinken. Von den letzten Groschen kauft er sich ne Spielzeugpistole, geht in die nächste Bank und sagt: "Ich brauche Geld, bitte entschuldigen Sie, ich brauche es wirklich." Kassiererin sagt später, sie hätte sich nicht bedroht gefühlt, nur Mitleid. Er geht aus der Bank und setzt sich davor auf die Rasenfläche, ist fertig. Psychater attestiert "Einschränkung der Steuerungsfähigkeit", Kassiererin sagt, s.o. Staatsanwalt plädiert auf 9 Jahre (immerhin zum zweiten Mal Bankraub, Resttrafe steht noch aus). von Schirach holt einen mit dem Angeklagten befreundeten Arzt aus Äthiopien ran, der von dort erzählt. Das Urteil: 2 Jahre. Die Schöffen legen zusammen fürs Rückfahrticket nach Äthiopien. Nach einem Jahr wird er auf Bewährung entlassen. "Michalka lebt heute wieder in Äthiopien und hat die dortige Staatsbürgerschaft angenommen. Tiru [seine erste Tochter] hat inzwischen einen Bruder und eine Schwester bekommen. Manchmal ruft Michalka mich an. Er sagt immer noch, er sei glücklich."
Und jetzt das Taschentuch ausgepackt. ----------- Tja, kann ja so sagen, kann nichts dazu sagen, ob das sein kann, oder nicht. |