Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Gerüchte über die Schieflage einer großen Bank oder eines großen Hedge-Fonds machten die letzten Tage die Runde. Die Deutsche Bank wurde als Kandidat genannt. Aber wodurch zeichnet sich denn die Sicherheit bzw Unsicherheit einer Bank aus ? Welcher Szenarien bedarf es, damit eine Bank Bankrott gehen kann ?
Wie bei einem Umternehmen gibt es zwei Situationen, die zum Ende des Geschäftsbetriebs führen können: Das Unternehmen kann insolvent werden oder illiquide.
Widmen wir uns zuerst der Liquidität einer Bank zu. Eine Bank hält nur einen Teil seiner Einlagen als Bargeld. Darauf basiert unser sogenanntes Fractional Reserve Banking System: Nur ein Teil der Einlagen ist durch Bargeld gedeckt (fractional). Kommt es zu starken Abflüssen an Bargeld, z.B. durch ein verstärktes Abheben von Geldbeträgen, dann ist der Bargeld-Bestand der Bank erschöpft. Die Bank mag zwar profitabel sein und gute Assets in ihrer Bilanz haben, aber sie kann die Einlagen ihrer Kunden nicht mehr in Bargeld auszahlen. Die Bank ist illiquide.
Die Liquidität des Banken-Systems kann immer durch die jeweilige Notenbank (FED für die U.S.-Banken, EZB für die Banken im Euro-Raum) sichergestellt werden, wenn die Banken solvent (Erläuterung folgt gleich) sind. Die Notenbanken können die notwendige Liquidität einfach mit der Gelddruck-Maschine bereitstellen. Als Sicherheit hinterlegen die Banken bei der Notenbank hochwertige Assets wie z.B. Staatanleihen. Das einzige technische Hindernis kann dabei sein, die benötigte Menge an Geldscheinen rechtzeitig herzustellen und den Banken zur Verfügung zu stellen.
Die Solvenz einer Bank wird durch das Verhältnis von Assets (Bestände & Forderungen) und Liabilities (Verbindlichkeiten) gekennzeichnet. Bei einer gesunden Bank bzw einem gesunden Unternehmen ist die Summe der Assets größer als die Summe der Liabilities. Der Differenz-Betrag ist das Eigenkapital. Nur ein kleiner Teil der Ausleihungen erfolgt auf Basis des Eigenkapitals. Für einen großen Teil geht die Bank wiederum Verbindlichkeiten gegen Andere ein. Diese Anderen können die Notenbank, Sparer oder beispielsweise andere Banken sein.
Eine Bank verliert ihre Solvenz, wenn durch Abschreibungen der Assets die Summe der Liabilities größer ist als die Summe der frisch bewerteten Assets. Jede Abschreibung auf den Wert einer Forderung reduziert das verfügbare Eigenkapital. Ist das Eigenkapital verbraucht, ist die Bank überschuldet bzw nicht mehr solvent.
Die Krisen der letzten zwei Jahren haben zu einem riesigen Abschreibungsbedarf auf eine Reihe von Assets geführt. Für Papiere, die vor der Krise noch mit 100 Prozent ihres Wertes bilanziert werden konnten, wurden zum Teil 50 % oder sogar noch viel weniger bezahlt. Manche Assets waren unverkäuflich, d.h. hätten eigentlich vollständig abgeschrieben werden müssen.
Um die Solvenz des Banken-Systems sicherzustellen, haben sich die Notenbanken und Regierungen weltweit eine Reihe von Maßnahmen ausgedacht, wie auch aus einer Zombie-Bank (eine eigentlich schon tote Bank, die aber mit Tricks am Leben erhalten wird) nach außen hin wieder ein Institut wird, das Anrecht auf Liquiditäts-Spritzen der jeweiligen Notenbank hat.
Erste Maßnahme: Die Bilanzierungs-Vorschriften werden so geändert, dass die Banken ihre Assets nicht mehr nach dem fair value (dem Marktwert) Prinzip bilanzieren müssen, sondern die Assets weiterhin zum Nennwert bilanzieren dürfen. Die Abschreibungen werden damit auf dem Zeitpunkt verschoben, wo das Asset fällig wird (z.B. Bonds, Hypotheken).
Eine zweite Maßnahme ist, dass die Notenbank ihre hochwertigen Assets (z.B. Staatsanleihen) mit den schlechten Assets (z.B. Hypotheken) der Bank tauscht. Die Bank hat nun hochwertige Assets in ihrer Bilanz und bleibt solvent. Auch hier wird der Zeitpunkt der Abschreibung auf die Zukunft verschoben, da spätestens vor Fälligkeit die Notenbank ihre Assets wieder zurückhaben möchte.
Die dritte Maßnahme sind direkte Hilfen für die Banken vom Staat.
Zombie-Unternehmen wie AIG und HRE werden z.Zt. durch den Staat und die Notenbanken mit zwei- oder sogar dreistelligen Milliarden-Beträgen gestützt. Diese beiden Unternehmen tätigen dann Derivate-Geschäften (z.B. CDS Kreditausfall-Versicherungen) mit den zu rettenden Banken. Die an die Banken erfolgten Auszahlungen wirken wie ein Zufluss von Eigenkapital. Das Institut kann so wieder solvent gemacht werden. Das ist also die vierte Maßnahme.
Aber woher bekommt der Staat das Geld für die Rettungen. Und was passiert, wenn die Notenbank alle ihre guten Assets verliehen hat ?
Die Notenbank lässt sich vom Staat helfen. Der Staat erlaubt eine Bilanz-Ausweitung der Notenbank durch Verkauf von neuen Staatsanleihen. Die Notenbank hat jetzt wieder ausreichend gute Assets, um diese gegen schlechte Assets der Banken zu tauschen.
Der Staat erhält sein zusätzlich benötigtes Geld durch Verschuldung. Entweder die Notenbank kauft die Staatsanleihen direkt an und zahlt das (frisch geschaffene) Geld an den Staat aus (direkte Monetarisierung). Oder die Banken kaufen die Staatsanleihen auf und die Notenbank kauft sie dann wieder den Banken ab (indirekte Monetarisierung). Natürlich auch mit frisch geschaffenen Geld.
Man sieht, dass sich folgendes Vierecksverhältnis zwischen Notenbank, Staat, Banken und den Zombies bildet (Geber in blau, Empfänger/Begünstigter in rot):
Die Notenbank stellt Liquidität an das Banken-System bzw die Zombies bereit. Die Notenbank kauft Staatsanleihen direkt vom Staat Die Notenbank stellt den Banken gute Assets im Austausch für schlechte Assets zur Verfügung Der Staat weitet die Bilanz der Notenbank durch Verkauf neuer Staatsanleihen aus Der Staat verteilt direkte Hilfen an die Banken bzw die Zombies Die Banken kaufen Staatsanleihen vom Staat Die Zombies leisten direkte Zahlungen an die Banken, z.B. für CDS Nur mit Punkt 1 wird Liquidität bereitgestellt. Alle anderen Maßnahmen stellen die Solvenz der jeweils anderen Parteien sicher. Letztendlich wird durch das Vierecksverhältnis zwischen den Teilnehmern frisches Geld aus dem Nicht geschaffen. Keiner der beteiligten Parteien hat dabei eine Leistung erbracht, die eine Zunahme der Geldmenge rechtfertigen würde.
Das System schützt sich auf diese Weise selbst vor dem Bankrott. An der Stelle, wo Geld durch Verluste zerstört werden würde, wird sofort frisches Geld in diesem System geschaffen.
Eine Bank wird deshalb unter diesen Voraussetzungen weder insolvent noch illiquide werden können, solange dieses System in Gänze hält.
Dem Leser wird wahrscheinlich auffallen, dass Jeder in diesem System eine Verpflichtung auf Rückzahlung eingeht. Aber keine Partei ist in der Lage, ihre Verpflichtungen jemals zu erfüllen.
Im morgigen Kommentar gehe ich darauf ein, wie dieses stark miteinander verschweißte System trotzdem untergehen kann.
Aktuelle Entwicklung an den Gold-Märkten
Die U.S.-Märkte waren heute wegen Labor Day geschlossen. Ein Versuch die Marke von $1.000 zu knacken, war deshalb nicht zu erwarten.
Und so kam es dann auch.
Trotzdem konnte Gold zu den beiden Londoner Marken (A.M. Fix und P.M. Fix) die Jahres-Höchststände vom Februar überschreiten. Der A.M. Fix kam mit $992,75 (EUR 692,10) und der P.M. Fix mit $993,00 (EUR 692,95) zustande. Gold hat zwar nicht ganz den Schluss-Kurs vom letzten Freitag einholen können, aber die Marken an der Londoner Edelmetall-Börse haben sich den zuletzt gehandelten Kursen angenähert.
Treasuries wurden heute auch nicht gehandelt. Dafür aber der US-Dollar. Dessen Preisbewegungen sind meines Erachtens aber ohne den U.S.-Markt nicht besonders aussagekräftig, so dass ich den heutigen Wert des USDX für meine Statistik einfach ignoniere.
Der morgige Tag wird interessant, da diese Woche wieder Staatsanleihen in Höhe von $128 Mrd zur Versteigerung anstehen. Im Detail werden folgende Papiere versteigert:
90-Tage Treasury Bills am 8-Sep über $29 Mrd
180-Tage Treasury Bills am 8-Sep über $29 Mrd
3-jährige Treasury Notes am 8-Sep über $38 Mrd
10-jährige Treasury Notes am 9-Sep über $20 Mrd
30-jährige Treasury Notes am 10-Sep über $12 Mrd
In der Vergangenheit hat das Gold-Kartell an diesen Tagen Gold unter Druck gesetzt. Aber schon letzten Freitag hat dies bei der Veröffentlichung der monatlichen Arbeitsmarkt-Zahlen durch das BLS auch nicht geklappt. Gold muss morgen beweisen, ob seine neue Kraft auch für die Versteigerung von einer hohen Summe an Treasuries gilt. Vielleicht muss Walter Eichelburg doch noch seinen neuen Goldbullen einige Tage zurückhalten.
http://www.bullionaer.de/shop/showZiemann.php/action/latest ----------- "Die Börse reagiert nur zu 10% auf Fakten, der Rest ist Psychologie!" (Kostolany) "Selten war mehr als ein Zehntel der Bevölkerung an dem beteiligt, was man Geschichte zu nennen pflegt!" (Samhaber) |