dass Staatenbildung in Stammeskulturen meist nur über Despoten geht.
Denn in Staaten werden Stämme oder die Allmacht von Familien weitgehend aufgelöst und relativiert. Sie werden ihrer Rechtsprechung auf Leben und Tod, ihrer Kampf- und Gewaltmittel durch den Staat beraubt, auch ideologisch. Ordnung beruht auf vergangener Gewalt und aktueller Gewaltfähigkeit, auch im Netzwerk der Stämme und Religionen. Religion als abstrakte Moral und Abstammungsmythologie limitiert da wenig und begründet im Zweifelsfall gegen Fremde alles.
Staat bedeutet Gewaltmonopol, Waffenmonopol, und Rechtsmonopol in Grundsatzkonflikten. In Stammeskulturen heißt das meist zunächst, dass ein Stamm und seine Kultur über andere herrscht. Das Einschmelzen von Stämmen in Kulturen und Staaten misslingt aber, wo es weitläufige aktive Netzwerke und Aufsplitterungen von Stämmen und Kulturen gibt, also immer auch eine Reservearmee außerhalb des Landes. Im Orient ist das so, anders etwa als in großen Teilen Schwarzafrikas. Staaten bekämpfen diese Reserven der Stämme immer mit und üben dabei despotische Gewalt aus.
Wie gehen Demokratien mit Despoten um? Sie wollen sie instinktiv wegfegen und Völker befreien. Diese Völker und diese Befreiung gibt es im Orient aber so einfach nicht. Im Osmanischen Reich herrschte eine weltliche Oberhoheit, die die Macht von Despoten begrenzte und dadurch auch Entwicklung. Inzwischen sind die Stämme und Bevölkerungen ganz gewaltig angewachsen, in Syrien z.B. von 1,5 Mill 1950 und 8,7 Mill 1980 auf 21 Mill 2011. Manche Gegenden werden vom westen mit Geld für Ölfelder und Pipelines vollgepumpt, das erzeugt gewaltige Kämpfe um deren Besitz und die Verwendung des Geldes, und einen Reichtum, der Grundlage für Zivilität oder auch gewaltige Militärmächte, Bevölkerungswachstum oder Rebellenarmeen sein kann. Es entstehen neue Verkehrsformen, Netzwerktechnologien und Medien. Sie können für Propaganda, Vernetzung, Verschwörung, Aufklärung, Alltag genutzt werden. Der Westen liefert auch Ideen und Mittel eines reichen zivilen und friedlicheren Lebens, an dem jedermann im Grunde interessiert ist. Und er ist involviert durch alle Arten von Geschäften, internationale Organisationen, Tourismus, Immigration, als ideologischer, medialer, politischer, militärischer Bezugspunkt für alle Mächte und Gruppen und Kämpfe. Was dabei konkret überall herauskommt, wird man derzeit nicht wissen.
Was man aber wissen kann ist, dass man alle Despotien wie auch Rebellenarmeen limitieren muss, besonders hinsichtlich ihrer ABC-Waffenarsenale und praktischen wie ideologischen Völkermord-Potentiale. |