Psychopathen noch wundern, wenn die Leute sich verscheißert vorkommen und anfangen, extrem zu wählen ?
Der Grund für die Zunahme der Extremen liegt nicht in der ach so dummen Bevölkerung, sondern in der Politik der herrschenden Klasse. Die politische Klasse muß sich zuerst selbst an die Nase fassen und bei sich Ursachenforschung betreiben, anstatt die Wähler zu beschimpfen!!
Übrigens: Ein Gutes hat eine geringe Wahlbeteiligung schon: Sie überzeichnet, ja verzerrt das angebliche extreme Potential und macht es größer, als es ist. Wären 80 % zur Wahl gegangen, könnte die NPD im Saarland niemals 4 % vorweisen, sondern allenfalls 2,5 %. Vielleicht entwickelt die geringe Wahlbeteiligung so eine zusätzliche Signalfunktion, quasi eine Frühwarnfunktion, die die herrschende politische Klasse rechtzeitig zur Besinnung bringt. Wolle mers hoffe.
SPIEGEL
Parteienforscher sehen NPD auf dem Vormarsch
Nach dem Erfolg der NPD im Saarland gehen Parteienforscher auch bei den kommenden Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg von einem guten Abschneiden der Rechtsextremisten aus. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse lehnt jedoch ein Verbot der Nationaldemokraten ab.
Berlin - "Ich glaube nicht, dass es politischen Sinn macht, solche Verfahren zu betreiben", sprach sich Thierse in der "Berliner Zeitung" gegen Parteienverbote aus. Man müsse an die Bürger appellieren, "sich ihrer staatsbürgerlichen Verantwortung als Demokraten bewusst zu sein".
"Ich beobachte, dass die rechtsextremen Parteien in die Rolle des Biedermanns geschlüpft sind", sagte Thierse. Ihre Erfolge erzielten diese Parteien, indem sie die sozialen Ängste und Unsicherheiten der Wähler schürten und ausnutzten. Die Politiker seien daher in der Pflicht, die Reformpolitik noch sorgfältiger als bisher zu erläutern.
"Man muss erklären, erklären, erklären", sagte Thierse. "Nichts anderes hilft. Es gibt kein Wundermittel, wie man plötzlich die Leute davon abhalten kann, rechtsextrem zu wählen."
Bei der Landtagswahl am Sonntag im Saarland war die NPD aus dem Stand auf vier Prozent der Stimmen gekommen. In Sachsen und Brandenburg wird bei der Wahl am 19. September sogar mit dem Einzug der Rechtsextremen in die Parlamente gerechnet.
Die NPD profitiere mächtig davon, dass sie sich an die Anti-Hartz-Kampagne der PDS gehängt habe, sagte der Dresdner Parteienforscher Werner Patzelt dem "Hamburger Abendblatt". Ein Erfolg der Nationaldemokraten bei den kommenden Wahlen in Ostdeutschland sei deshalb wahrscheinlich. Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Gillo (CDU) warnte in der "Leipziger Volkszeitung" vor einem weiteren Erstarken der NPD: "Wenn rechtsradikale Kräfte den Sprung ins Parlament schaffen, senden wir die falschen Signale an internationale Investoren." Der Sprecher des Dresdner Prozessor- Herstellers AMD, Jens Drews, sagte dem Blatt, der Einzug der NPD in den Landtag hätte gravierende Folgen für die Wirtschaft. "AMD ist darauf angewiesen, weltweit die besten Mitarbeiter nach Dresden zu holen. Die müssen sich wohl fühlen und hier gerne leben."
Der Vizechef des baden-württembergischen Verfassungsschutzes, Hans-Jürgen Doll, nannte den Streit der etablierten Parteien über die Sozialreformen der Bundesregierung als Grund für das gute Abschneiden der NPD: "Die politische Großwetterlage ist ein gefährlicher Nährboden für die extremistischen Parteien geworden", sagte er den "Stuttgarter Nachrichten".
Verfassungsschutzpräsident Heinz Fromm bezeichnete das Abschneiden der NPD im Saarland als "nicht wirklich überraschend", zog aber andere Schlüsse als sein Kollege aus Baden- Württemberg. "Das Wahlergebnis im Saarland bedeutet aber keine dauerhafte Stärkung der Partei. Ich sehe nicht, dass die NPD nun in größerem Stil neue Mitglieder gewinnt", sagte Fromm dem Berliner "Tagesspiegel".
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