Vorweg, aktuell bin nicht investiert, war jedoch einige Zeit mit Erfolg und Freude E.On-Aktionär. Nicht zuletzt deshalb, aber auch aufgrund der großen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Energieversorger, verbindet mich bis heute eine gewisse Affinität zu diesen.
Deine Berechnungen, Ulm, entsprechen jener einer schwäbischen Hausfrau, grundsolide und plausibel - jedoch: Wir sind an der Börse und hier zählen die berühmten 'Nicht-Linearitäten des Lebens' mehr als alles andere. Ein fachfremdes Beispiel: Die Nordseeinseln Amrum, Sylt etc. waren vor rund 100 Jahren die ärmsten Regionen Deutschlands. Die Menschen dort waren Fischer und Strandräuber, die Schiffe durch falsche Leuchtfeuer gezielt havarierten, die Überlebenden totschlugen und sich die Besitztümer aneigneten. Hundert Jahre später weist der Bebauungsspiegel diese Region als die teuerste in Deutschland aus - ja, wie sie sich die Zeiten doch ändern können.
Weiter: Im alten Preußen wurden nur jemand Minister, der von der Picke auf die entsprechende Behörde/Abteilung in allen wesentlichen Positionen kennengelernt hatte - ein solcher kannte - im Gegensatz zu den heutigen, REIN POLITISCHEN Ministern - Laden, Materie und Mitarbeiter aus dem Effeff.
Zurück zu heute: Den politischen Zustand der BRD muss ich hier nicht näher erläutern, den kennt jeder. Nur soviel: Politische Systeme gehen nicht daran zugrunde, dass die Bürger belogen werden und Unrecht getan wird: Politische Systeme gehen daran zugrunde, dass sie aufgrund der Summe an Fehlentscheidungen (fehlende Fachkenntnis, rein politische Entscheidungen) schlicht im Staatsbankrott enden. Womit wir (endlich!) bei den Energieversorgern wären. Es ist unbestritten, dass das EEG nur in Zeiten des absoluten Überflusses und nur unter der Prämisse eines unbedingten politischen Willens finanzierbar ist. Die nächsten Jahre (insbesondere in Krisenzeiten!) werden aufzeigen, dass zuerst das Geld, dann der hierzu notwendige politische Wille sich rasch erschöpfen werden. Die Wende von der Energiewende zurück zu einer zentralen Energieversorgung mit Atomkraftwerken wird ruckzuck und lautlos kommen; weil eine derart perverse marktwirktschaftliche Verzerrung dauerhaft nicht aufrechterhalten werden kann. Ansonsten wird in einem verarmenden Deutschland auf lange Sicht der Holz/Kohleofen die einzige dezentrale Energieversorgungsform bleiben.
Deshalb haben die Energieversorgung a priori eine Zukunft. Was mich persönlich vom Reinvestieren (noch) abhält, ist schlicht und ergreifend die gegebene Möglichkeit einer (Teil)Verstaatlichung der Unternehmen. Wer spekulieren will, sollte ein Aktienpaket kaufen und es einfach liegen lassen. Wie oben erläutert: die Zeiten (auch die Marktkapitalisierung) können sich dramatisch ändern.
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