25.06.2012 18:33:32 - MÄRKTE EUROPA/Anleger zweifeln am Erfolg des EU-Gipfels
§ -Von Michael Fuchs
FRANKFURT--An den europäischen Aktienmärkten ist es zu Wochenbeginn zu deutlichen Verlusten gekommen. Marktteilnehmer äußerten Zweifel, dass der EU-Gipfel am Wochenende den Durchbruch bei der Bewältigung der Schuldenkrise im Euroraum bringen wird. Der Vierergipfel am Freitag zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren Amtskollegen aus Italien, Frankreich und Spanien hatte einmal mehr die Gräben zwischen Deutschland und den anderen drei Ländern gezeigt. Zwar sprachen sich die Politiker für Wachstumsinitiativen in Europa aus. In Schlüsselfragen wie einer Vergemeinschaftung der Schulden steht eine Annäherung aber aus. "Es ist höchst unwahrscheinlich, dass es auf dem EU-Gipfel einen Befreiungsschlag geben wird", sagte Jim Reid, Stratege bei der Deutschen Bank.
Der DAX fiel um 2,1 Prozent auf 6.132 Punkte, während der Euro-Stoxx-50 um 2,6 Prozent auf 2.131 Punkte fiel - mithin der tiefste Stand seit drei Wochen. Merkel hat die Erwartungen bereits gedämpft. Sie äußerte die Sorge, dass auf dem EU-Gipfel zu viele Forderungen nach gemeinschaftlicher Haftung diskutiert werden. "Haftung und Kontrolle dürfen nicht in einem Missverhältnis zueinander stehen", mahnte Merkel bei einer Veranstaltung des Rates für Nachhaltigkeit in Berlin. Gleichzeitig erneuerte sie ihre Ablehnung von Eurobonds oder Eurobills. Merkel fliegt bereits am Mittwoch zum französischen Präsidenten Francois Hollande nach Paris. Dort soll der Gipfel vorbereitet werden. Die Spannung ist auch deshalb so groß, weil der Gipfel der letzte vor der Sommerpause sein soll.
Die Renditen für spanische und italienische Anleihen legten deutlich zu, was Händler als Ausdruck der Nervosität an den Märkten werteten. Der Euro gab nach und lag am frühen Abend bei 1,2477 Dollar. "Wir erwarten, dass der Druck auf das europäische Finanzsystem zunimmt und der Euro weiter abwertet", so die Experten von Standard Chartered. Der Dollar profitierte zudem von guten US-Immobiliendaten. Die Zahl der Neubauverkäufe in den USA erreichte ihren höchsten Wert seit rund zwei Jahren. "Das Niveau der Verkaufsaktivitäten ist im langjährigen Vergleich zwar immer noch sehr niedrig, weist aber inzwischen einen stabilen Aufwärtstrend auf", meinte Volkswirt Heinrich Bayer von der Postbank.
Bankaktien unter Druck
Bankaktien gaben im Schnitt um drei Prozent nach. Hintergrund war die angespannte Lage Spaniens. Das Land hat formal um Finanzhilfen für seine Banken angefragt. Die EU hat bereits bis zu 100 Milliarden Euro aus den Rettungsschirmen bewilligt. Erste Stresstests der spanischen Banken förderten einen Finanzbedarf von 62 Milliarden Euro zutage. Zudem lasteten auf dem Finanzsektor Berichte spanischer Medien, wonach die Ratingagentur Moody's noch am Montagabend die Einstufungen der Banken Spaniens senken könnte. Das belastete besonders spanische Werte. Die Aktie von BBVA fiel um 5,5 Prozent, die von Santander um 4,7 Prozent.
Defensive Werte gefragt
Besser schlugen sich die konjunkturunabhängigen Branchen. Gefragt waren etwa Lebensmittelwerte. Die Aktien des Brauerei-Konzerns AB Inbev stieg um 2 Prozent. Die mögliche Komplettübernahme des Corona-Brauers Grupo Modelo durch den Konzern kam bei den Analysten von Liberum Capital gut an. Die Belgier halten bereits 50 Prozent an den Mexikanern und wollen nun offenbar auch noch den verbleibenden Teil schlucken. Als Kaufpreis wurden von informierten Kreisen mehr als 10 Milliarden Dollar genannt. Bei einer solchen Größenordnung sei der Deal attraktiv, da der Gewinn von Anheuser-Busch InBev schon durch die normalen Synergien um rund 10 Prozent steigen werde, meinten die Analysten von Liberum Capital.
Die Aktie von Südzucker stieg um 1,7 Prozent. Das Unternehmen hat im vergangenen Geschäftsquartal operativ 263 Millionen Euro verdient, fast 30 Prozent mehr als die Analysten des Bankhauses Lampe erwartet hatten. |