Ein exzellenter Beitrag. Habe selten eine so zutreffende Analyse gelesen. Meinen absoluten Respekt für deine Ausführungen. Leider wird dieser äußerst bemerkenswerte Beitrag auf Ariva wohl leider "untergehen", sodass ich mir erlaube, die Kernpunkte, denen ich unbedingt zustimme, einfach noch einmal zu zitieren, da ich es besser auch nicht formulieren könnte. Mag den ein oder anderen zwar langweilen, aber ich halten deinen Beitrag in der Tat für herausragend. "Es handelt sich dabei um Stimulierungsmaßnahmen, die weiter gehen, als nur das Geld billiger zu machen."
" Wenn nun schon alle bisherigen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken seit der Krise 2008 nicht die erhoffte Wirkung auf die Wirtschaft gehabt haben, sehe ich keinen plausiblen Grund in der Annahme, dass dies nun ausgerechnet bei den nächsten Maßnahmen der Fall sein sollte. "
"Bisher hat man damit nur zu hohen Kosten, auf unseren Schultern und denen unserer Nachkommen, Zeit gekauft, ohne die Symptome der Krise auch nur ansatzweise zu lindern, geschweige denn, die eigentlichen Probleme zu lösen. Die Kosten um weitere Zeit zu kaufen werden dabei immer höher - auch hier wird der abnehmende Grenznutzen deutlich."
"Die Frage, die sich bei all den Risiken, die dabei eingegangen werden, nicht als letztes stellen sollte, ist ob diese Maßnahmen überhaupt dazu geeignet sind, die Krisen der entsprechenden Länder zu lösen? "
"Alle wirtschaftsgeschichtliche Erfahrung spricht dabei dagegen. Ich kann da nur das Buch von Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart "Dieses mal ist alles anders" empfehlen, in denen die Staatschuldenkrisen der letzten 800 jahre untersucht werden. Geldpolitische Maßnahmen und neue Schulden haben dabei noch "nie" zu einer Lösung der Probleme geführt. Es wurde nicht eine einzige Ausnahme gefunden!" "Am Ende würde damit keinen geholfen, sondern nur die gesamtwirtschftlichen Kosten in die Höhe getrieben. " "Eine Vergemeinschaftung der Schulden, würde an diesem Zusammenhang nicht das geringste ändern. Es entstünde zwar ein gewisser weiterer Spielraum für neue Schulden, aber keine nachhaltige Perspektive. Die Wettbewerbsfähigkeit der entsprechenden Länder würde sich auch dadurch nicht verbessern. Es würden weiter Schulden gemacht werden, bis auch da die Grenzen erreicht würden, was eben dann der Fall wäre, wenn auch die übrigen Länder an den Rand des Ruins getrieben würden."
"Weitere Schuldenschnitte werden über kurz oder lang unumgänlich sein. Die weitere Perspektive der Schuldenländer steht und fällt dabei mit ihrer Wettbewerbsfähigkeit. "
"Auf die Wettbewerbsfähigkeit zu verzichten, was die andere Alternative ist, wäre allerdings mit noch größeren sozioökonomischen Kosten verbunden, bei der sich die Probleme immer weiter verschärfen, je länger man auf die Herstellung eines gesunden Maßes an Wettbewerbsfähigkeit verzichtet." "Die Gründe warum die derzeitigen Akteure den Weg immer weiterer Schulden und Ausweitungen der Geldmenge gehen, sind dabei meiner Einschätzung nach zum einen nicht Ausdruck ökonomischer Vernunft und Notwendigkeit sondern davon völlig losgelöst rein politischer Natur." "Zum anderen ließe sich dieser Kurs auch mit diversen verhaltensorientierten Ansätzen erklären." "- es ist angenehmer, sich mit der Masse zu irren, als alleine einen richtigen Sonderweg zu gehen, für den man dann (zunächst) gescholten würde." "- keiner möchte am Ende die (alleinige) Verantwortung für Staatspleiten und (temporäre) Verwerfungen an den Finanzmärkten übernehmen müssen."
"- Es ist ausserdem ein typisches menschliches Phänomen, lieber spätere Krisen in Kauf zu nehmen, wenn man dadurch ersteinmal kurzfristige Krisen vermeiden kann - auch wenn die spätere Krise dabei im Vergleich noch weitaus schlimmer wäre."
----------------------------------------- Oder anders formuliert: Nachhaltiges bzw. perspektivisches Wirtschaften ist ein Fremdwort geworden und der Blick auf die Realwirtschaft wird gröblichst vernachlässigt. Stattdessen lässt man sich von den Finanzakteuren beeindrucken und ordnet sämtliche Maßnahmen deren Geschrei unter. Ein Witz. Früher hat die Börse in Deutschland kein Schwein interessiert bzw. sie fristete ein Nischendasein. Genauer: Seit Gründung der BR Dtl. bis zur Euroeinführung kam kein deutscher Politiker auch nur ansatzweise auf die Idee, seine wirtschaftspolitischen "Visionen" an den Kapitalmärkten auszurichten. Es ging ihm simplifizierend nur darum: Floriert die (Real-) Wirtschaft in unserem Land, geht es auch unseren Leuten gut. Aber so ist es ja seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr. Seit dieser Zeit haben wir keine Netto- Reallohnsteigerungen mehr zu verzeichnen, sprich auch wir (= die Normalbürger) haben für die Globalisierung unseren Tribut entrichtet (Höhepunkt war die Agenda 2010 vom Genossen Schröder). Von der exorbitanten Expansion der Zeitarbeitsfirmen in Deutschland und dem exorbitanten Wachstum des Niedriglohnsektors in unserem Land mal ganz zu schweigen. Daher verwundert es auch nicht, wenn die überwiegende Mehrzahl der Deutschen Bürger sich die DM inklusiver damaliger Verhältnisse zurückwünscht: Es ging ihnen damals einfach besser (ohne Zeitarbeitsfirmen) und dies ist schlichtweg ein Faktum. Aber in der Außenwahrnehmung unserer "Europäischen Partner" stehen wir völlig anders da. Wir = Die Profiteure und SIE die Verlierer. Aber wer sind denn in Deutschland die eigentlichen Profiteure der Globalisierung (= des EUROS)? Wohl mitnichten die breite Masse. Wohl aber gewisse Kreise inklusive der Finanzwelt. Und gerade letztere sind auch in unserem Land keine staatstragenden Faktoren mehr, sondern müssen quasi von der Masse getragen werden, indem ihre Exzesse vom "kleinen Mann" ausgebügelt werden (müssen). Und genau dies ist in meinen Augen der eigentliche Skandal, einhergehend mit einer "blinden" bzw. sich aus einer Art "Gutmenschentum" speisenden Naivität gegenüber globalen bzw. europäischen Unzulänglichkeiten. Wir Deutsche waren zwar in der Vergangenheit stets für einen "Krawall" gut (= verharmlosender Bezug auf die beiden Weltkriege), haben aber in finanztechnischen Dingen seit Gründung der BRDeutschland eigentlich immer Wert auf nachhaltiges Wirtschaften zum Wohle der GESAMTBEVÖLKERUNG (= soziale Marktwirtschaft) gelegt. Aber genau diese wirtschaftlichen und unseren Aufstieg nach 1945 begründeten Parameter sind uns gegenwärtig völlig abhandengekommen. Wir sind völlig orientierungslos geworden und lassen und von den Finanzmärkten (inklusive globaler Verwicklungen) im Tagesgeschäft nur noch treiben. Kann auf Dauer einfach nicht gutgehen. Es sei denn, irgendjemand haut mal dazwischen und fühlt sich bemüßigt, alles wieder auf ein gesundes Normalmaß zurückzustufen. Aber derartiges wird wohl Illusion bleiben, genauso wie wir als Normalbürger nur Zaungäste der gegenwärtigen Veranstaltung sind. Denn uns fragt ja eh keiner (im Gegensatz zu den Gepflogenheiten in anderen Ländern). |