Elf Millionen Kamin- und Kachelöfen gibt es in Deutschland. Jetzt in der Energiekrise sind sie besonders gefragt. Die Gefahren werden dabei übersehen: giftige Gase, angereichert mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub und krebserregenden Stoffen.
„Ich hab genug Brennholz für diesen Winter“, lacht auf der Treppe eines Mietshauses am Berliner Planufer der aus Argentinien eingewanderte Guillermo Frei. Schwer bepackt und keuchend betritt der rüstige ältere Herr seine Wohnung, wo sich Schornsteinfeger Alain Rappsilber am dunkelbraunen Kaminofen aufwärmt. „Das ist hier Holz aus Paletten, die ich gefunden habe. Auf der Straße. Die wollen sie nicht mehr mitnehmen. Lassen sie einfach auf der Straße stehen; und ich sortiere es, mache mir Holz daraus und verbrenne es im Ofen. Und wenn ich den Ofen heize, verbrauche ich kein Gas.“
„Des einen Freud‘, des anderen Leid“, sagt fast 700 Kilometer entfernt, in einem Neubaugebiet der baden-württembergischen Stadt Stutensee, Professor Achim Dittler. Er ist Leiter der Arbeitsgemeinschaft zur Abgasreinigung und Luftreinhaltung am Karlsruher Institut für Technologie KIT. Viele Bewohner der Siedlung könnten abends ihr Schlafzimmer nicht lüften, sagt Dittler, weil die Kaminöfen der Nachbarn die Luft verpesteten. „Wenn man mit Betroffenen spricht, dann klagen die an solchen Abenden, wo die Rauchgase in die Wohnräume eindringen über Übelkeit und Kopfschmerzen. Übelkeit und Kopfschmerzen sind Symptome einer leichten Rauchgasvergiftung, die ja sehr häufig durch Kohlenmonoxid hervorgerufen wird, so dass natürlich auch der Rat gegeben ist, Kohlenmonoxid-Warner in solche Wohnräume zu stellen, damit Sie vor solchen Ereignissen bestmöglich geschützt sind.“ ...
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