...Es ist eines der größten deutschen Familienunternehmen, mehr als 100 Jahre alt, die Produkte stehen in Millionen Kellern und sorgen in ebenso vielen Häusern für Wärme: der Heizung- und Klimagerätehersteller Viessmann aus dem hessischen Örtchen Allendorf. Seit Jahren eilt er bei Umsatz und Gewinn von einem Rekord zum anderen, löst die Übergabe von einer Generation in die nächste vorbildlich und steht angesichts der Energiewende und der deswegen notwendigen Umrüstung der Häuser und Wohnungen in Deutschland vor einer gigantischen Aufgabe, die auch wieder Rekorde in der Bilanz verspricht.
Doch nun kommt das: Ausgerechnet Viessmann, so etwas wie das Herz des deutschen Mittelstands, ist geneigt, sich selbst zu zerlegen. Das lukrative Wärmepumpengeschäft wird an einen US-Konzern verkauft. Die Familie macht Kasse und aus der deutschen Technologieführerschaft in einem Kernfeld der Energiewende wird mal wieder nichts. Genauso wie bei der Solarkraft oder der Windenergie, wo chinesische Firmen den Deutschen längst den Rang abgelaufen haben.
Seit Montagabend machte die Nachricht die Runde, dass sich der Mittelständler für seinen Bereich Klimalösungen in fortgeschrittenen Verhandlungen mit dem Klimaanlagenhersteller Carrier Global aus Florida befindet. Das ist ein Schlag auch für den deutschen Mittelstand. Zu der Sparte gehört vor allem das wachsende Geschäft mit Wärmepumpen. Viessmann selbst stellt sie auf der Firmenwebsite als sein „wirtschaftliches Herz“ da.
Diese faustdicke Überraschung schreit nach einer Begründung: Geld genug hat das hessische Unternehmen – aus finanziellen Gründen wäre der Verkauf nicht notwendig. Aber der gerade in Deutschland stark wachsende Markt für Wärmepumpen hat eine Besonderheit: Die ausländische Konkurrenz ist deutlich weiter als die deutschen Hersteller, die es sich mit Gasheizungen lange gemütlich gemacht haben. Und bei den Wärmepumpen ist eine Konsolidierung absehbar. Soll heißen: Es kommt auf die Größe an, um die Geräte hinreichend günstig produzieren zu können.
Viessmann ist zwar ein Riese – allein die zum Verkauf stehende Sparte soll elf Milliarden Euro wert sein inklusive der Schulden. Aber Viessmann sucht dennoch einen starken Partner, um beim Ausbau der Wärmepumpen – bis 2030 sollen sechs Millionen Geräte hierzulande verbaut sein – nicht den Anschluss zu verlieren. Dass diese Nachricht nur wenige Tage nach der Entscheidung der Bundesregierung kommt, den Heizungsmarkt neu zu ordnen, ist kein Zufall. Hersteller, so meinte jüngst Maschinenbau-Verbandschef Karl Haeusgen, „tanzen Samba“. Vaillant, Viessmann, Stiebel Eltron, Bosch waren da in erster Linie gemeint – große Namen des deutschen Mittelstands. Aber eben auch die ausländische Konkurrenz. Da winkt viel Geschäft angesichts der Planungen der Bundesregierung, ab 2024 in Deutschland jährlich 500.000 Anlagen neu zu montieren. Massiv gefördert durch Förderung und Verbot vom Einbau alter Heizsysteme, die vor allem mit Öl und Gas funktionieren.
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