Immer wieder kommt das Gerede mit PV contra CSP. Ich habe am 3.Oktober eine ausführliche Post bei W:O verfasst, weil dort auch immer wieder geschrieben wird, dass CSP tot ist. Deshalb stelle ich diese Post hier mal rein mit ein paar kleinere Abänderungen:
Warum baut Areva gerade in Australien ein Hybridkraftwerk mit CSP ???
http://social.csptoday.com/industry-insight/...squo;s-dawn-down-under
Warum baut General Electric in der Türkei ein Hybridkraftwerk mit CSP ??
http://www.bloomberg.com/news/2011-06-07/...r-plant-s-technology.html
Warum werden in Indien gerade 2 CSP-Kraftwerke gebaut und weitere vier sind schon sehr weit fortgeschritten in der Projektplanung ?? So wie es aussieht hat ja da SM gute Chancen mit der indischen BGR als EPC-Partner ins Geschäft zu kommen. Für 470 MW CSP gibt es mittlerweile auch PPAs !!!! Während in der 1.Phase der von der indischen Regierung ausgerufenen "Solar Mission" die Investitionen nur einen lokalen Anteil von 30% enthalten müssen, soll diese Quote ab 2014 auf 100% angehoben werden !! Bin mal echt gespannt wie das PV in Indien schaffen will in den nächsten drei Jahre. Ist ja auch so ein Aspeckt der immer gerne ausgelassen wird, denn gerade Schwellenländer wollen gerne mit dem Aufbau der Erneurbaren auch Arbeitsplätze im eigenen Land schaffen und da ist CSP eindeutig im Vorteil gegenüber PV. In Nordafrika ist es ganz ähnlich.
http://www.re-database.com/index.php/solar/...csp-supply-chains-india
Die chinesische Regierung plant bis 2015 mit einer CSP-Kapazität von 1 GW (PV 10 GW). Bis 2020 mit 3 GW (50 GW PV). Das wurde erst Ende August so konkretisiert. Vor allem sind dabei Hybridkraftwerke in China angedacht.
http://www.cleanbiz.asia/story/china-aims-top-50-million-kw-solar-2020
Beim 50 MW CSP-Projekt in Hangjinqi (Innere Mongolai) scheinen die Chancen für SM als EPC-Partner oder als kompletter Projektentwickler gar nicht schlecht zu sein.
In Marokko läuft gerade die letzte Phase für ein 125 MW CSP-Kraftwerk !! SM ist unter den letzten vier dabei mit dem Partner Evonik. Abengoa und Siemens nicht !! Die Entscheidung über die Auftragsvergabe wird noch in diesem Jahr fallen. Geplant sind in Marokko noch weitere 2 CSP-Kraftwerke mit bis zu 250 MW. Da soll die Entschdeidung spätestens im nächsten Jahr fallen. Übrigens hat CSP an den Marokkostandorten kein Wasserproblem und deshalb muss man da nicht auf Trockenkühlung umsteigen, was rd. 10% der Kosten des Kraftwerksblock spart und rd. 5% mehr an Kraftwerksleistung bringt.
In Süd-Afrika läuft gerade eine Auktion bzw. Ausschreibung für 200 MW an CSP-Kapazität (PV: 1.450 MW).
http://social.csptoday.com/pr/south-african-csp-weighing-opportunity
In Süd-Afrika arbeitet SM mit dem großen Bauunternehmen Group Five zusammen (12.000 Mitarbeiter).
Die kalfornische Stadt Palmdale plant ein 570 MW Hybridkraftwerk mit einem 50 MW CSP-Solarfeld zu bauen.
http://www.helioscsp.com/noticia.php?id_not=609
Bright Source will nach dem 380 MW Invanpah CSP-Kraftwerk ein weiteres 500 MW CSP-Kraftwerk in Kalifornien bauen (Inyo County, nahe Parhump bzw. Death Valley und rd. 30 km von Las Vegas).
http://www.solarserver.com/solar-magazine/...e-energy-subsidiary.html
In Botswana ist ein 200 MW CSP-Kraftwerk geplant. Mitfinanzieren tut die Weltbank wie bei Marokko auch.
http://www.evwind.es/noticias.php?id_not=13923
Denke mal, dass diese kleine Aufstellung von mir erstmal ausreicht um einen solchen Satz "CSP ist einfach viel zu teuer und daher tot" schon mehr als eindeutig widerlegt.
Ich sage mal ganz lapidar, dass die Zukunft von CSP erst richtig beginnen wird, denn im Prinzip gab/gibt es ja für CSP bis dato nur Spanien als Markt. Jetzt kommen viele Märkte wie Australien, USA, Indien, der Mittlere Osten (auch Meerwasserentsalzungsanlagen mit CSP ??) und und und noch dazu. Ich denke mal, dass man da nun wirklich nicht davon reden kann, dass CSP tot ist. Ganz der Gegenteil ist doch offensichtlich der Fall. Ob Solar Millennium daran antizipieren wird oder uberhaupt noch kann, ist dann eine andere Sache, aber jetzt schon Solar Millennium tot zu reden, das halte ich für viel zu früh.
CSP hat ganz klare Vorteile gegenüber PV, sei es bei den Anwendungsgebieten (z.B. Hybridkraftwerke, Benutzung der Prozesswärme), ist speicherbar (bis PV einigermaßen kostengünstig und mit hohen Kapazitäten gespeichert werden kann, wird es sicher noch 4 bis 6 Jahren dauern und wird dann wohl immer noch nicht an die Kosten von Salzspeicher bzw. Betonspeicher, die bei CSP eingesetzt werden, ran kommen) und die Qualität des erzeugten CSP-Stroms ist eindeutig besser wie bei PV (bei weitem keine solch hohen Schwankungen - tut der Stromnetzstabilität sehr gut). Bin eh mal gespannt wie lange das amerikanische Stromnetz, das eh schon desolat ist, den schwankenden PV-Strom problemlos aushalten wird. Ich wette in 2, 3 Jahren gibt es da ein großes Problem, denn erstens gibt es in den USA Ende 2011 gerademal so 3 GW an Solar (Deutschland über 20 GW) und zweitens wird auch Windenergie in den USA stark ausgebaut und iwe man ja weiß ist auch die Windenergie schwankend. Es wird in den USA nur eine Frage der Zeit, wenn die Stromqualität bei den Erneuerbaren auf der Agenda steht und dann sieht es für CSP gegenüber PV im Großkraftwerksbereich wesentlich besser aus. Dem amerikanischen Energieministerium (DOE) ist dieses Problem sehr wohl bewusst, aber die können derzeit da fast nichts machen.
Es wird ja bei PV immer davon gesprochen wie billig es wird, aber der derzeitge Modulpreisverfall ist nicht auf Kostensenkungen der PV-Branche begründet, sondern den riesigen Überkapazitäten. Den Wafer/Zell/Modulbauer geht es aktuell nur bei den Rohertragsmargen voll an den Kragen. Weder eine First Solar (0,74 $/W), Yingli (1,20 $/W), Suntech (1,25 $/W) oder Trina (1,17 $/W) konnten in den letzten 12 Monate ihre Produktionskosten nennenswert senken !! Soll nur zum Nachdenken animieren. Wobei die PV-Unternehmen sicher die Prozesskosten jährlich um 10% senken können (ca. 0,06 $/W im Jahr) und die Polysiliziumkosten werden dann im nächsten Jahr für eine Senkung der Produktionskosten von rd. 0,10 $/W sorgen. Auch beim Silber wird es wohl zu einer Kostenentlastung von 0,03 bis 0,04 $/W kommen. Meiner Schätzung nach werden Ende 2012 die besten PV-Unternehmen Produktionskosten von um die 0,90 $/W erreichen können. Das sind aber allerhöchstens 5 bis 6, die anderen werden teurer produzieren. Man muss bei PV immer aufpassen, denn man darf nicht zum Vergleich die besten bzw. die billigsten heranziehen, denn entscheidend ist die Masse und die werden Ende 2012 wohl Produktionskosten von über 1,00 $/W haben. Ich rede hier aber nur über Silizium. Die aktuellen Modulpreise liegen so bei 1,20 $/W mit weiter fallenden Tendenz. Bis 1,10/1,15 $/W wird wohl in Q4 noch runter gehen. Die Masse hat aktuell höhere Produktionskosten wie diese 1,20 $/W. Auf die Produktionskosten kommen dann aber noch operative Kosten wie Vertriebs-, Forschung- und Entwicklungskosten, Kosten für das Währungshedging und auch die Finanzierungskosten fallen noch an. Eine Rohertragsmarge von 15 bis 18% sollten die PV-Unternehmen schon haben um wenigstens Gewinne ausweisen zu können. Das bedeutet aber, dass aktuell nur noch ganz wenige PV-Unternehmen Gewinne generieren können. Sobald der Konsoliderungsprozess in der PV-Branche sein Ende nimmt (irgendwann in der 1.Jahreshälfte 2012 meiner Einschätzung nach) und genug in die Pleite gegangen sind, werden sich die Modulpreise zwangsläufig erhöhen müssen, denn allzu lange kann kein Unternehmen mit Verluste lange überleben.
Außerdem wird bei der Diskussion PV gegen CSP immer gerne vergessen, dass auch CSP ein enormes Kostensenkungspotential hat. Sobald die Direktverdampfung so weit ist, dass sie wirtschaftlich und ohne Ausfallrisiko eingesetzt werden kann, dann dürfte der Siegeszug bei CSP erst richtig beginnen und dann bin ich mal gespannt ob PV im Großkraftwerksbereich ab 50 MW noch gegenhalten kann. Spannend dürfte das allemal werden. Jedoch gibt es noch weiteres Kostensenkungspotential bei CSP bis es so weit ist mit der Direktverdampfung:
- neue Receiver (höherer Volumenstrom, bessere Lichtdurchlässigkeit, bessere Wäremeabdichtung), - besseres Wäremübertragungsfluid (neues syntetisches Öl für Temperaturen über 500 Grad und dass es nicht so schnell altert), - flüssiges Salz als neues Wäremübertragungsfluid (damit können dann höhere Temperaturen bei der parabolrinne gefahren werden) - bessere Turbinen (siehe Siemens oder General Electric) - bessere bzw. billigere Parabolspiegel (z.B. Folienspiegel von 3M oder Helio Through)
Es gibt bei CSP also schon auch enormes Kostensenkungspotential, aber das wird ganz einfach gerne unterschlagen und das würde auch eine Diskussion wesentlich schwieriger gestalten. Da ist doch viel einfacher zu schreiben "CSP ist tot oder Pv ist billiger". Vor allem müsste man dann auch genau wissen von was man schreibt.
CSP ist noch lange nicht tot, denn der Siegeszug von CSP wird wohl erst jetzt so richtig beginnen. Davon bin ich fest überzeugt davon. Ob aber SM davon noch profitieren wird, das weiß ich nicht und meine Hand würde ich dafür nicht ins Feuer legen. |