Die DZ Bank sieht die DAX-Technologiewerte SAP und Wirecard nach den jüngsten Kursverlusten als Übernahmeziel. Bislang stufte die Bank SAP nicht als Übernahmekandidaten ein, das könne sich nach den hohen Kursverlusten (30 Prozent seit Jahresanfang) ändern. Die Gesellschaft verfüge über ein hervorragendes Technologieportfolio und halte global führende Marktpositionen in ihren Segmenten.
Der Anteil planbarer Umsätze gewinne an Bedeutung, das Cloudgeschäft wachse stark und die Margen stiegen. Die rückläufigen weltweiten Konjunkturprognosen dürften sich indes auch bei SAP niederschlagen. Die DZ rechnet mit einer schwächeren Wachstumsdynamik und liegt mit ihren Umsatz- und Gewinnschätzungen am unteren Rand der von SAP gegebenen Prognosen. Angesichts des Corona-Virus sehe SAP das Cloudgeschäft mit den wiederkehrenden Umsätzen als stabilisierenden Faktor. Ausgelöst durch Covid-19 könnte sich die Wachstumsrate leicht abschwächen.
Wirecard gut aufgestellt Wirecard habe sich in den letzten Jahren gezielt regional und technologisch mit vielen Übernahmen verstärkt. Das Unternehmen sei gut aufgestellt, vergleichsweise günstig bewertet, wachse deutlich schneller als die Konkurrenten und verfüge über ein diversifiziertes Kundenportfolio. Die DZ Bank sieht das Unternehmen daher als einen Übernahmekandidaten, zumal die Branche von einem hohen Konsolidierungsdruck geprägt sei.
Mit Blick auf den Corona-Virus stelle Wirecard derzeit einen starken zusätzlichen Anstieg der Onlinetransaktionen in Asien und Europa fest, der die negativen Auswirkungen des Virus im Airline/Travel-Geschäft kompensiere. Für das Gesamtjahr 2020 wurde die EBITDA-Prognose bestätigt.
Beide Aktien empfiehlt die DZ Bank zum Kauf. Für SAP nennt sie ein Kursziel von 125 Euro, für Wirecard von 132,80 Euro.
Software auch ein Kandidat Ein Übernahmekandidat sei auch die Software AG (Kaufen, 29 Euro) trotz Umbruchphase und schwächerer Ergebnisentwicklung. Bei Bechtle und PSI sei hingegen wegen der Aktionärsstruktur kaum Übernahmephantasie gegeben.
Im vergangenen Jahr und bis in den Februar dieses Jahres hinein herrschte in der IT-Branche eine Übernahmewelle, wie die DZ Bank unterstreicht. Seit Ausbruch des neuartigen Coronavirus gebe es hingegen keine nennenswerten Transaktionen mehr. Dabei sehen die Analysten eine ganze Reihe von guten Gründen für Fusionen und Übernahmen in der Informationstechnologie. Daher rechnen sie damit, dass nach Abklingen der Covid-19-Pandemie die Aktivitäten wieder anziehen dürften.
Von den insgesamt 1.732 IT-Übernahmen im vergangenen Jahr, die der Marktforscher 451 Research/S&P Global registriert habe, seien mehr als Zweidrittel (68 Prozent) strategischer Natur gewesen, die restlichen 32 Prozent entfielen auf Finanz-Investoren. Weil Bewertungsniveaus änken, zeichneten sich Projektverschiebungen ab.
Übernahmeschwung in Nach-Corona-Phase Derzeit gebe es zwar noch keine Prognosen von IT- und Marktforschungsfirmen, die die Auswirkungen der Pandemie auf die Marktentwicklung berücksichtigten. Die DZ Bank geht indes fest davon aus, dass sich das Übernahmetempo nach Abklingen der Covid-19-Erkrankungswelle "angesichts der deutlich gesunkenen Bewertungen beschleunigen" wird. Als gute Gründe für einen Neustart des "IT-Übernahmekarussells" werden genannt: Die IT-Übernehmer verschafften sich Möglichkeiten zum CrossSelling komplementärer Technologien, den Eintritt in neue Märkte, neue Kunden, höhere Marktanteile, eine Ausweitung des Produktportfolios, Kosteneinsparungen und die Gewinnung wichtiger Talentträger unter den sogenannten "digital natives". Durch IT-Zukäufe erhielten die aufkaufenden Unternehmen außerdem Zugang zu IoT-Plattformen, Analyse- und Anwendungssoftware.
Quelle: Consors News |