Utilities sind Versorger, also etwa Wasser- oder Elektrizitätwerke. Sie stehen symbolisch für stets zuverlässige Versorgung bei Wind und Wetter, sozusagen als Felsen in der Brandung.
Bezüglich FnF ist mit Utility gemeint, dass sie ähnlich wie Versorger amerikanische Hauskäufer stets und zuverlässig mit günstigen Krediten "beliefern" können - unabhängig von Krisen, Markteinbrüchen, Baissen und Konjunkturschwankungen.
Besser übersetzt lautet der in # 998 zitierte Satz (aus Link in # 997):
Biden wird versuchen, den GSEs eine "Utility-artige" Struktur zu geben. Sollte er [nach den Zwischenwahlen] im Nov. 2022 die Kontrolle über den Kongress verlieren, wird er [stattdessen?] auf administrativem Wege die Rekapitalisierung und Freilassung von FnF veranlassen.
Diese Sätze lassen einige Fragen offen. Laut dem Positionspapier von Susan Wachter (Dez. 2020) war Utility-artig so zu verstehen, dass Fannie und Freddie freie Privatfirmen bleiben und nach einer KE in 2023 oder 2025 aus der Zwangsverwaltung entlassen werden. Die Verlässlichkeit entsteht in Wachters Utility-Modell durch eine dicke Kapitaldecke, die verhindert, dass FnF jemals wieder "vom Staat gerettet" werden müssen (diese Aussage basiert auf dem zweifelhaften Pleite-Narrativ). Ähnlich beschrieben auch Calhoun und sein Co-Autor im Papier der Brookings Institution von Jan. 2021 das Utility-Modell.
Hingegen hat FHFA-Direktor in spe Sandra Thompson bei ihrer Anhörung vor dem Senat auf die Frage, ob sie eine Freilassung in die Wege leiten will, geantwortet, dass sie dies an die Regierung delegieren würde. Sie wurde dann gefragt, ob sie nicht wisse, dass FHFA und Schatzamt auch ohne Regierung die Freilassung in die Wege leiten können. Darauf antwortete sie, dass es eben noch viele ungeklärte Punkte gäbe, z. B. ob Fannie und Freddie künftig privat oder als staatliche Agenturen tätig werden sollen. Und dies müsse halt der Kongress entscheiden.
Eine (voll-)staatliche Stuktur der GSE deckt sich nicht mit dem, was Susan Wachter unter "Utility-Modell" versteht, denn das war klar privat, aber eben mit viel Kapital.
Deshalb hatten mich die obigen Sätze (kursiv) auch irritiert.
Will Biden bis zu den Zwischenwahlen versuchen, den GSE eine (voll-)staatliche Struktur zu geben? Das wäre eine Änderung des Privatstatus, und dazu wären Thompson und Yellen via Briefvereinbarung in der Tat nicht berechtigt. Diese Interpretation deckt sich mit den Aussagen Thompsons bei der Anhörung.
Liest man den zweiten Satz, dann würde Biden diese Verstaatlichungspläne (erst?) bei Verlust der Zwischenwahlen aufgeben - weil dann sicher ist, dass er die Pläne nicht mehr durch republikanische Mehrheiten durchbekommt. Die Freilassung/KE als Privatfirmen wäre dann sozusagen der weniger erwünschte Plan B. Plan B wäre die Standard-Freilassung als gut kapitalisierte Privatfirmen, mit einem Utility-Modell nach Wachter-Vorbild.
Für die Standard-Freilassung als Privatfirmen reicht eine Briefvereinbarung zwischen Thompson und Yellen. Die Regierung muss NICHT befragt werden (das sieht HERA so vor). Biden würde dann - trotz Verlust bei den Zwischenwahlen - zumindest noch die ca. 100 Mrd. Gewinn aus der Freilassung einstreichen können. Das Geld könnte er für Erschwingliche-Wohnraum-Programme einsetzen.
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Man fragt sich also nach der Anhörung von Thompson und obigen Sätzen: Was hat Biden eigentlich konkret mit den GSE vor? Dies bleibt auch deshalb ein Rätselraten, weil weder Yellen noch Biden sich bislang zur Zukunft von FnF geäußert haben. Sie erwähnen immer nur, wie wichtig FnF in ihrer Funktion als günstiger Kreditversorger für ihre Demokraten-Klientel sind. Von Maxine Waters hört man nur, dass es nicht Aufgabe der Regierung sei, "gierige Hedgefonds reich zu machen".
Ein Problem der vollstaatlichen Lösung wäre freilich, dass dann die 7 Billionen Bilanzsumme von FnF der US-Staatsverschuldung zugebucht werden müsste, was Biden auch nicht recht sein kann, weil USA dann überschuldet dastünden und der Dollar abschmieren könnte.
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