ZDFheute: Die Linke teilt Ihre Position ausdrücklich nicht, dass Zuwanderung begrenzt werden soll. Jetzt sind Sie gerade Spitzenkandidatin in Nordrhein-Westfalen geworden und viele in Ihrer Partei fragen, ob Sie eigentlich noch die Grundpositionen teilen. Tun Sie das?
Wagenknecht: Wir sind eine pluralistische Partei und in dem Wahlprogramm stehen viele Dinge, die ich leidenschaftlich unterstütze, gerade im Bereich Soziales. In der Frage der Zuwanderung gibt es eben unterschiedliche Meinungen. Die Sicht auf die Folgen von Migration in unserem Land hat letztlich wieder viel mit der persönlichen Situation zu tun. Als Bundestagsabgeordnete muss ich mit keinem Zuwanderer um meinen Job konkurrieren.
Und wer ein gutes Einkommen hat, der wohnt in Vierteln, in denen die eigenen Kinder in der Schule mit anderen Kulturen allenfalls im Literatur- und Kunstunterricht Bekanntschaft machen. Die Situation, in eine Klasse eingeschult zu werden, in der eine Mehrheit kein Deutsch spricht, wird man da nicht kennenlernen. Wenn Leute, die in einem ökonomisch abgeschotteten Milieu leben, dann diejenigen, die mit solchen Problemen täglich zu tun haben, als Rassisten diffamieren, weil sie hohe Zuwanderung nicht nur als Bereicherung erleben, ist das anmaßend. |