obwohl seine WCM-Aktien nach Marktpreisen nur einen Bruchteil der Darlehn wert waren: Den Banken aber offensichtlich weit mehr, kamen sie doch dank der Ehlerdinger und der Ausschlachtung billig an IVG, GEHAG, RSE, Commerzbankanteile usw. usw. - Nun ja, eine Hand wäscht die andere. Gezahlt haben es letztlich die (Klein-)Anleger.
Nun ist angeblich die Verschmelzung mit Klöckner - richtiger die Auflösung der WCM in Klöckner - seine Idee, die er mit einem 25%-Anteil bei der HV durchsetzen will. Warum: Damit die Banken auch diese Firma kriegen: Eine Hand wäscht die andere.
Wenn aber Ehlerding das durchdrücken will, dann heißt das doch, dass die anderen Anteilseigener (und auch Vorstand und Aufsichtsrat?) das gar nicht wollen: Von wegen, längst beschlossen und rückwirkend zum 1.1.
Handelsblatt.com - Unternehmen / Köpfe Vom Milliardär zum Bittsteller Donnerstag 3. März 2005, 08:18 Uhr Ob Hypo-Vereinsbank-Chef Dieter Rampl, Dresdner-Bank-Vorstand Bernd Fahrholz oder DZ-Chef Bernd Thiemann – wenn Karl Ehlerding die deutsche Hochfinanz vor einigen Jahren in seinem luxuriös eingerichteten Penthouse-Büro nahe der Hamburger Speicherstadt empfing, kamen die Chefs meist persönlich.
HAMBURG. Großzügig gewährten die Bankvorstände dem schmächtig wirkenden Brillenträger mit der leisen Stimme und der schmalen Statur millionenschwere Kredite.
Das Geld investierte der frühere Großaktionär der Beteiligungsfirma WCM geschickt. Billig steigt er bei Publikumsgesellschaften ein, hebt die stillen Reserven und verkauft die Firmen später mit satten Gewinnen. Zu den lukrativen Deals gehören Spar, Ava oder die Württembergische Versicherung. Dadurch steigt der Finanzjongleur zeitweise zu den reichsten Deutschen auf, mit einem Privatvermögen von mehr als drei Milliarden Euro.
Doch die Glanzzeiten sind längst vorbei. Aus dem gefürchtetsten Firmenjäger Deutschlands ist ein Bittsteller geworden. Statt mit den Vorstandsspitzen der Banken verhandelt er seit zwei Jahren mühsam mit Direktoren oder Prokuristen aus dem mittleren Management, um seinen privaten Schuldenberg loszuwerden – ein satter Betrag von rund 680 Millionen Euro. Aber ihm gelingt es.
Damit ist er eine Ausnahme: Andere Pleitiers melden meist privat Insolvenz an, um dann erst nach sieben Jahren ihre Schulden abzuschütteln, wie Gerhard Schmid. Der Gründer von Mobilcom trat 2003 vor den Insolvenzrichter, nachdem er hohe Schulden angehäuft hatte.
Ehlerdings Miese stammen aus Fehlspekulationen mit Aktien der Frankfurter Commerzbank. Still und heimlich fangen er und seine beiden Geschäftspartner Clemens Vedder und Klaus-Peter Schneidewind 1999 an, rund 17 Prozent der Commerzbank-Aktien über die Börse zu kaufen – teilweise zum Durchschnittskurs von 32 Euro. Er selbst beteiligt sich mit 4,5 Prozent. Das Paket finanziert er mit 3,5 Milliarden Euro Eigenkapital und Privatdarlehen von 680 Millionen Euro.
Das Trio spekuliert darauf, dass der Bankenriese mit einem Frankfurter Konkurrenten fusioniert und sie dadurch ihren Aktienbestand vergolden. Im August 2000 trifft sich Ehlerding deshalb mit dem damaligen Chef der Dresdner Bank, Bernd Fahrholz. Der Hamburger Kaufmann und seine Partner wollen ihm das Paket an dem fünftgrößten deutschen Geldinstitut für 50 Euro pro Aktie verkaufen – also mit einem dicken Aufschlag. Doch Fahrholz ist dies zu teuer. Er lehnt ab und geht.
Dann beginnt für Ehlerding der Abstieg. Die Bankenehe kommt nicht zu Stande. Der Kurs der Commerzbank rauscht in den Keller. In der Not nimmt die WCM, an der Ehlerding damals die Mehrheit besitzt, einen Teil des Commerzbank-Pakets in ihre Bücher. Für seine restlichen Schulden nehmen die Banken Aktien der WCM als Pfand. Doch auch der WCM-Kurs bröckelt. Deshalb muss Ehlerding bei den Banken immer wieder privat Geld nachschießen. Als er die Wertpapierkredite nicht mehr bedienen kann, erhält er einen Zahlungsaufschub.
Sukzessive zahlt er den Banken das Geld zurück: Er verscherbelt seine restlichen Anteile an Commerzbank und WCM – deutlich unter Einstandskursen. Ferner schießen seine beiden Söhne John Frederick und Karl Philipp einen zweistelligen Millionenbetrag zu. Das Geld stammt aus Geschäften, an denen sie der Vater Jahre zuvor beteiligt hat. Die beiden Banken wollten dazu auf Anfrage nicht Stellung nehmen.
Trotz des Schuldenabbaus ist Ehlerding viel geblieben, zum Beispiel seine Finca auf Mallorca oberhalb des Society-Badeorts Puerto Andratx. Und auch die von ihm gegründete Ehlerding-Stiftung ist weiter aktiv.
Auch privat hat er an seinen Ritualen festgehalten. Täglich joggt er durch das Gehölz im Hamburger Stadtteil Niendorf nahe seiner kleinen Villa. Beim Essen achtet er auf die Kalorien. Jeden Mittag lässt er sich in sein Lieblingsrestaurant.
Die Fitnesskur ist nötig: Denn er will wieder angreifen. Er plant, die von ihm gegründete WCM auszubauen, die mit 78 Prozent am Anlagenbauer Klöckner-Werke beteiligt ist. Unterstützung erhofft er sich von seiner Familie und Geschäftsfreunden, die zusammen über 25 Prozent der WCM-Aktien halten.
Mit ihrer Hilfe will er auf der Hauptversammlung am 9. Juni bei einer erhofften Aktionärspräsenz von 40 Prozent die Mehrheit knacken. Gelingt ihm dies, will er WCM mit der Tochter Klöckner-Werke zusammenlegen. Seine Pläne sind äußerst ehrgeizig: In zwei Jahren soll die neue Firma mehr als eine Milliarde Euro umsetzen und einen Gewinn von 50 Millionen Euro erzielen.
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