ARD-Börse 25.02.2005 15:10
§ WCM-Chef ohne Angst vor dem Fiskus
§ Die Beteiligungsgesellschaft WCM hat Ärger mit dem Finanzamt. Die Behörde fordert 154 Millionen Euro inklusive Zinsen zurück. Die Aktie bricht ein. Doch WCM-Chef Roland Flach will nicht zahlen.
§ Er halte die Forderung für völlig unangemessen, bekräftigte er gegenüber boerse.ARD.de. Im Streit mit dem Finanzamt gehe es laut Flach um den Verkauf eines Anteils am Einzelhändler Spar aus dem Jahr 1997. Dabei sei WCM im Einklang mit der damaligen Steuergesetzgebung gewesen. "Damals war dieser Verkauf steuerfrei, nur wenige Monate später aber wurden die Gesetze geändert", sagte Flach. Nach dem heute gültigen Paragraph 50 c des Einkommenssteuergesetzes hätte WCM Steuern zahlen müssen.
Seit 2003 findet bei der WCM-Tochter HM Vermögensverwaltungsgesellschaft eine Steuerprüfung für diesen Zeitraum statt. Wie WCM am Mittag mitteilte, hält das Finanzamt an seiner bisherigen Position fest und verlangt nunmehr die Nachzahlung von fast 107 Millionen Euro an Steuern von WCM und gut 13 Millionen Euro von einer Tochtergesellschaft. Hinzu kämen Zinsansprüche von insgesamt 34 Millionen Euro.
§ Kein substanzielles Risiko WCM versuchte sofort, die Situation zu entdramatisieren. Aus der Steuerprüfung ergebe sich "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit kein substanzielles steuerliches Risiko", teilte das MDax-Unternehmen mit. Außerdem sei die Betriebsprüfung noch gar nicht abgeschlossen. Aufgrund der neuen Anlegerschutzregelungen habe man aber eine Ad-hoc-Mitteilung veröffentlichen müssen, erklärte Roland Flach gegenüber boerse.ARD.de.
Der WCM-Chef will im Streit mit dem Finanzamt nicht klein beigeben. Die hinzu gezogenen Beratern seien der Meinung, dass die Rechtsansicht des Finanzamts "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit" unzutreffend sei. "Für die Bildung einer Rückstellung besteht daher keine Veranlassung", betonte Flach. Notfalls werde das Unternehmen vor Gericht ziehen und klagen, erklärte Flach.
Der Steuerstreit kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt für WCM. Im Frühjahr will das Unternehmen mit der Tochter Klöckner-Werke verschmelzen und sich auf das Geschäft mit der Abfülltechnik konzentrieren. Der Name WCM dürfte dann verschwinden. Im Dezember trennte sich WCM von seinen Wohnimmobilien für 1,4 Milliarden Euro und konnte damit seine Schulden erheblich abbauen.
Das Zusammengehen zwischen beiden Firmen könnte allerdings auch in mehreren Schritten erfolgen, heißt es aus Unternehmenskreisen. Die Aktionäre beider Firmen müssen auf den Hauptversammlungen im Juni der Verschmelzung zustimmen.
Der tiefe Fall von WCM Einst galt WCM als potenzieller Dax-Kandidat. Inzwischen ist die Beteiligungsgesellschaft, die Geld mit mehr oder wenigen feindlichen Übernahmen verdiente, tief gestürzt. Ende 1999 war die Aktie noch fast 35 Euro wert. 2003 erklärten Aktionärsschützer WCM zum größten Kapitalvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften. Im September vergangenen Jahres fiel die Aktie auf 97 Cents.
Am Freitag geht es mit der Aktie noch tiefer nach unten. Nach Wiederaufnahme des Handels um 13.30 Uhr verlor der WCM-Titel rund 15 Prozent und stürzte auf bis 95 Cents. Damit ist WCM erneut zum "Penny-Stock" geworden.
Zitatende, doch denken wir mal über den fettgeschriebenen Satz nach: Es klappt nicht, wie man wollte, heißt das. Also dümpelt WC weiter nach unten, reißt Klöckner mit (siehe heutigen Kurs mit zeitweise bis zu 90 Cent verlust, inzwischen wieder auf Erholungskurs) und wird aus der Firma evtl. Geld ziehen wollen (Sonderausschüttung?), um die noch immer bestehenden Schulden zu bezahlen. Dann blutet auch Klöckener aus. (Natürlich eine rein fiktive Unterstellung, versteht sich). |