Entscheidend für die Evolution der Geschichte ist in der Tat nicht mehr das Individuum (obwohl Trump so tut, als wäre dies noch der Fall), sondern es sind die sich kollektiv bildenden gesellschaftlichen Normen und Werte inkl. Moralvorstellungen, die sich mit der Zeit auch stark verändern können.
Hegels Weltgeist ist in diesem Sinne mit dem Marx'schen Überbau verwandt.
Es gibt aber auch heute noch Phasen, in denen Oligarchen, Monarchen und andere, die sich für auserwählt halten, temporär (oft für viele Jahre) die Macht an sich reißen und fortan Politik vorwiegend zum eigenen (auch persönlichen) Vorteil betreiben. Sie sind - wie Trump, Putin und Erdogan, oder historisch Hitler und Stalin - auch untereinander meist enge Freunde.
Despotentum ist jedoch ein kulturelles Auslaufmodell - wegen der ihm innewohnenden Ungerechtigkeiten, die mit heutigen Moral- und Wertvorstellungen immer schwerer in Einklang zu bringen sind.
Man werfe nur einen Blick auf die Affen.
Bei Pavianen nehmen die stärksten Tiere (Silberrücken) den anderen die Frauen und das Essen weg. Ihre Zwangsherrschaft wird geduldet, weil kein anderer Pavian dem Alphatier Paroli bieten kann. So entsteht ein "Affen-Staat", der dem eines absolutistischen Herrschers im Mittelalter entspricht.
Schimpansen hingegen verhalten sich altruistisch. Sie teilen das Essen und sorgen sich um die schwächeren Artverwandten. Die Alpha-Weibchen bevorzugen auch nicht das körperlich stärkste und rücksichtsloseste Schimpansenmännchen n der Gruppe, sondern diejenigen, die sich durch die größte soziale Empathie und Fürsorge auszeichnen. Die Rollenerwartung (auch Schimpansen wollen ihren Frauen gefallen) führt dann zur kulturellen Evolution von sozialem Wohlverhalten.
Schimpansen und Menschen sind zu 99 % genetisch miteinander verwandt, Nur 1 % der Gene unterscheidet sich. Kein Tier ist genetisch näher am Menschen dran als der Schimpanse.
Der sich im Zuge der natürlichen Kulturevolution der Schimpansen herausgebildete "Affen-Sozialstaat" dürfte sich langfristig auch für die Menschen als das verträglichste Modell erweisen. Der menschliche Sozialstaat ist deshalb ein Erfolgsmodell, weil die Mehrheit (und auf die kommt es in Demokratien bekanntlich an) mit diesem System einverstanden und zufrieden ist. Es bedarf keines despotischen Zwanges mehr, den Sozialstaat aufrecht zu erhalten, weil die meisten Menschen die mit ihm einhergehenden Normen (Rechtsordnung) und Werte (Moralvorstellungen) teilen und für vorbildlich halten. |