Angst um Banken drückt das Pfund Mit Milliarden musste London Lloyds Banking stützen. Das Institut will sich aus einem Staatsprogramm lösen - und wird von der Finanzaufsicht wegen einer zu geringen Kapitaldecke zurückgepfiffen. Das Pfund verliert deutlich.
Der erfolglose Versuch von Lloyds Banking, sich aus dem Griff des Staates zu lösen, hat am Freitag das Pfund belastet - und Ängste über die Stabilität des britischen Bankensektors ausgelöst. Die Finanzaufsicht Financial Services Authority (FSA) befand nach einem Stresstest laut Medienberichten die Kapitalausstattung des Instituts für nicht ausreichend, um das Versicherungsprogramm Asset Protection Scheme (APS) verlassen zu können. Lloyds Banking teilte mit, sich nach Alternativen umzusehen. Das Pfund fiel gegenüber 14 der 16 Währungen der wichtigsten Handelspartner. Zum Dollar fiel es von 1,6453 $ auf 1,6378 $.
Lloyds Banking hatte sich durch die Übernahme des Hypothekenfinanzierers HBOS verhoben. Der Staat musste einsteigen und hält inzwischen 43,5 Prozent der Aktien. Darüber hinaus besteht über das APS die Möglichkeit, 260 Mrd. Pfund an problematischen Wertpapieren abzuschirmen. Lloyds-Banking-Vorstandschef Eric Daniels hält die Konditionen des Programms für unattraktiv und wurde selbst aktiv. 15 bis 20 Mrd. Pfund sollten, so der Plan, über eine Kapitalerhöhung und durch den Verkauf von Sparten wie Scottish Widows aufgenommen werden. Die FSA-Analyse durchkreuzt die Idee.
Das Ringen von Lloyds Banking unterstreicht, dass die britischen Banken noch weit von der Normalität entfernt sind. Die Ratingagentur Moody's hält weitere Kreditverluste von 130 Mrd. Pfund für möglich. Als einer der größten Brandherde gelten gewerbliche Immobilienkredite. Wegen fallender Preise, hoher Leerstandsquoten, sinkender Mieten steigt die Ausfallgefahr. Abschreibungen würden die Kapitaldecke von Lloyds Banking, Royal Bank of Scotland oder Barclays wieder empfindlich treffen.
Die Situation der Banken wirkt sich auch an den Währungsmarkten aus. Für Devisenhändler ist die Schwäche ein Beleg dafür, dass die Bank of England (BoE) über eine längere Zeit an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten wird. "Die BoE kann ihre lockere Politik nicht so bald aufgeben. Das wurde durch die Lloyds-Banking-Geschichte wieder bestätigt", sagte Akira Hoshino, Leiter Währungshandelt bei Bank of Tokyo Mitsubishi UFJ. "Hoffnungen auf einen schnellen Exit werden enttäuscht."
Dazu passen Äußerungen von BoE-Gouverneur Mervyn King. Am Dienstag hatte der Notenbankchef angekündigt, womöglich den Einlagenzins zu senken. Derzeit liegt er wie der Leitzins bei 0,5 Prozent. King äußerte sich zuversichtlich, dass die britische Wirtschaft im laufenden Quartal erstmals in der Krise wieder wächst. Die Stärke und Nachhaltigkeit der Erholung nannte er aber "sehr unsicher".
Marktteilnehmer interpretierten Kings Kommentar als ein Hinweis für Zinssenkungen. "Kings Aussage ist ein klares Signal, dass das noch ein Thema ist", sagte Simon Hayes, Volkswirt bei Barclays Capital. Bei einem niedrigeren Einlagezins wäre es für Banken unattraktiver, Geld bei der Notenbank zu parken. Das - so die Hoffnung - könnte die Kreditvergabe ankurbeln.
Kings Aussage schürte auch Spekulationen, die Bank of England könnte ihre Stützungsaktionen gegen die Krise nochmals ausweiten - speziell auch das Programm zum Ankauf von Staats- und privaten Anleihen. Anfang August hatte sie es überraschend auf 175 Mrd. Pfund aufgestockt. Zudem ließen Kings Aussagen zur Konjunktur erneut Sorgen um die Erholung der britischen Wirtschaft aufflammen.
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