Spannung vor der Karstadt-Entscheidung
Sonntag, 6. Juni, 15:49 Uhr AP
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Essen (apn) Spannung vor der Entscheidung über den Karstadt-Verkauf: Vor der entscheidenden Sitzung des Gläubigerausschusses am (morgigen) Montag hat sich Zahl der aussichtsreichen Kaufinteressen nach «Bild am Sonntag»-Informationen von vier auf zwei reduziert. Nur noch der Berliner Investor Berggruen und das Immobilenkonsortium Highstreet seien im Rennen, berichtete die Zeitung. Diesen Artikel weiter lesen Aktienpreise bei Yahoo! Finance AktienpreiseStock prices Name Letzte Kurs INVESTOR -B- 129,60 -1,00
METRO 42,50 -1,26 § Ausgeschieden wären demnach die deutsch-schwedische Investmentfirma Triton und ein russischer Bieter. Triton widersprach dieser Darstellung am Sonntag: Man gehe weiter davon aus, dass das eigene Angebot am Montag bei der entscheidenden Sitzung auf dem Tisch liegen werde, sagte ein Sprecher auf DAPD-Anfrage. Der Karstadt-Insolvenzverwalter wollte den Bericht am Wochenende auf Anfrage nicht kommentieren.
Am (morgigen) Montag will der Gläubigerausschuss über den Investor und damit über die Zukunft des 129 Jahre alten Warenhauskonzerns und seiner 25.000 Beschäftigten entscheiden. Die stellvertretende Ver.di-Chefin Margret Mönig-Raane sagte der Zeitung, man rechne fest damit, «dass die Interessenten ihre Angebote bis zur letzten Minute am Montagmorgen noch überarbeiten». Insofern sei die Entscheidung weiterhin offen.
Ver.di verlangt nachhaltiges Unternehmenskonzept
Ver.di stellte am Sonntag erneut Bedingungen an den neuen Karstadt-Betreiber: «Die Beschäftigten haben ein Recht darauf, dass es für Karstadt ein nachhaltiges Unternehmenskonzept gibt. Das messen wir daran, wer Karstadt dauerhaft erhalten will, ob es für Karstadt langfristig marktübliche Mieten gibt und ob der Investor in der Lage ist, bei Bedarf unkompliziert Geld nachzuschießen», erklärte Mönig-Raane.
Nach einer Entscheidung am Montag könnte am Mittwoch der Kaufvertrag unterschrieben werden. Am Donnerstag könnte das Amtsgericht Essen den Insolvenzplan absegnen und damit den Weg aus der Pleite freimachen - Karstadt wäre dann gerettet. Auch ein Scheitern des Verkaufsprozesses und damit eine Zerschlagung des Konzerns gilt aber als nicht ausgeschlossen.
Für den Fall der Fälle steht Metro bereit
Als aussichtsreichste Bieter galten bereits in den vergangenen Tagen das Immobilienkonsortium Highstreet und der Investor Nicolas Berggruen. Die Fondgesellschaft Highstreet befindet sich mehrheitlich im Besitz der US-Bank Goldman Sachs. Ihr gehören 86 der von Karstadt genutzten Immobilien. Mit ihrem Kaufangebot will sie vor allem den bei einer Pleite drohenden Leerstand ihrer Häuser und zu hohe Mieteinbußen vermeiden.
Berggruen ist der Sohn des 2007 verstorbenen Kunstsammlers Heinz Berggruen. Er will nach eigenen Angaben Karstadt wieder zu altem Glanz verhelfen, verlangt aber vor der Unterschrift unter den Vertrag von den Vermietern deutliche Mietsenkungen. Da er keine weiteren Opfer der Belegschaft fordert, kann er zumindest auf die Unterstützung der Arbeitnehmer bauen.
Weniger positiv wurden bereits in der vergangenen Woche die Aussichten der deutsch-schwedischen Investmentfirma Triton eingeschätzt. Sie verlangt nachdrücklich Zugeständnisse sowohl der Vermieter als auch der Belegschaft und gibt sich dabei nur wenig kompromissbereit. So gut wie keine Chance wurden dem in letzter Minute eingereichten Angebot eines russischen Bieters eingeräumt.
Für den Fall, dass der Verkauf von Karstadt im letzten Moment doch noch scheitert, steht im Hintergrund der Handelskonzern Metro bereit. Er will einen großen Teil der Karstadt-Filialen zu übernehmen, um sie in seine Warenhauskette Kaufhof einzugliedern. Allerdings würde dies wohl den Verlust Tausender Arbeitsplätze zur Folge haben.
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