Karstadt-Verkauf Schmutzige Tricks beim Karstadt-Verkauf
Wer den Zuschlag für Karstadt bekommt, hängt auch vom Wohlwollen der 25.000 Mitarbeiter ab. Hier spielt Betriebsratschef Hellmut Patzelt eine besondere Rolle.
© Oliver Berg/dpa Der Bieterwettkampf um die angeschlagene Warenhauskette Karstadt geht in die entscheidende Runde
Der Bieterwettkampf um die angeschlagene Warenhauskette Karstadt geht in die entscheidende Runde
Kurz vor der Entscheidung im Bieterwettkampf um Karstadt kommt der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt unter Druck. Er will heute eine Sitzung mit den Karstadt-Betriebsräten abhalten, die beschließen sollen, welchen Bieter sie bevorzugen. Anzeige
Patzelt selbst sitzt im Gläubigerausschuss, der am Montag zu seiner entscheidenden Sitzung zusammenkommt und einem Bieter den endgültigen Zuschlag geben soll. "Ich werde neutral bleiben", kündigte Patzelt vor Beginn der Gesamtbetriebsratssitzung an. Daran allerdings gibt es Zweifel. Nach Angaben aus Betriebsratskreisen hat Patzelt die Bieter, die vor den Betriebsräten selbst ihr Konzept vorstellen wollten, gestern ausgeladen. Er will unter vier Augen mit ihnen sprechen und anschließend selbst deren Konzept vor den Kollegen vortragen.
Dass es dabei zu einem ausgewogenen Vortrag kommt, ist alles andere als sicher: Nach Handelsblatt-Informationen hat Patzelt bereits seit Wochen mit Vertretern eines Bieters, des Highstreet-Konsortiums unter Führung von Goldman Sachs, Geheimverhandlungen geführt. Dabei hat er den Bietern zugesichert, sich für eine Verlängerung der Arbeitszeit bei Karstadt einzusetzen. Im Gegenzug soll es um Posten und auch um die Sicherung des defizitären Karstadt-Standorts in Patzelts Heimatstadt Fulda gegangen sein.
Besonders brisant: Patzelt hat ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als die 25.000 Karstadt-Mitarbeiter auf Lohn verzichteten, um das Unternehmen zu retten, für sich selbst eine Lohnerhöhung um 1875 auf 10.000 Euro im Monat ausgehandelt. Die Betriebsräte gehen deswegen auf die Barrikaden gegen den eigenen Vorsitzenden.
Die Karstadt-Betriebsräte, die heute aus dem ganzen Land nach Berlin reisen, um sich dort um 12 Uhr in der Filiale am Kurfürstendamm zu treffen, hatten sich auf ein abwechslungsreiches Programm eingestellt: Ihr Gesamtbetriebsratsvorsitzender Hellmut Patzelt hatte eingeladen, um die Konzepte der Bieter für Karstadt zu präsentieren.
Vertreter der Gewerkschaft ver.di sollten dabei sein. Und die Favoriten unter den Bietern: Nicolas Berggruen, Chef der gleichnamigen Investorengruppe, und ein Vertreter von Highstreet, dem konkurrierenden Konsortium im Bieterwettkampf. Klar ist: Wenn der Gläubigerausschuss am Montag die Entscheidung trifft, geht nichts gegen das Veto der Betriebsräte. |