Endspurt bei Karstadt Bieter Berggruen präsentierte sich Gesamtbetriebsrat NÜRNBERG - Der Kampf um Karstadt hält Franz Knopp ziemlich auf Trab - und zwar im wörtlichen Sinne. Am Freitag fuhr der Betriebsratsvorsitzende des Karstadt-Hauses an der Nürnberger Lorenzkirche nach Berlin. Dort tagte der Gesamtbetriebsrat, dem Knopp seit kurzem angehört, um über die Kaufangebote zu beraten - und um Nicolas Berggruen kennenzulernen, der dem Gremium sein Konzept präsentierte.
Und wie war der Milliardär? »Ich fand ihn gut«, sagt Knopp. Dass Berggruen bei den Arbeitnehmervertretern auf positive Resonanz stößt, liegt vor allem an seinem Angebot: Er fordert von den 25.000 Karstadt-Beschäftigten, die über einen Sanierungstarifvertrag bereits millionenschweren Verzicht leisten, keine weiteren Zugeständnisse. Die verlangt er vom Vermieter-Konsortium Highstreet, dem gut zwei Drittel der 120 Karstadt-Häuser gehören.
Auf Entlassungen soll verzichtet werden
Highstreet präsentiert sich an diesem Sonntag dem Gesamtbetriebsrat. Dem Vernehmen nach will das Konsortium, das ein vitales Interesse am Fortbestand von Karstadt hat, bei einer Übernahme auf Entlassungen verzichten. Allerdings sollen die Beschäftigten länger arbeiten, ohne Lohnausgleich. Im Gegenzug würden sie am Unternehmen beteiligt.
Bieter Triton, der sich bereits dem Gesamtbetriebsrat vorgestellt hat, fordert dagegen weitere Zugeständnisse der Mitarbeiter und will außerdem verlustbringende Sortimente aufgeben - was letztlich einen Stellenabbau bedeutet. Einen Eingriff in den Sanierungstarifvertrag lehnt die Gewerkschaft ver.di bislang strikt ab.
Am 9. Juni soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden
Was der Russe Artur Pachomow, der vor wenigen Tagen Interesse an Karstadt bekundet hat, konkret vorhat, ist nicht bekannt: »Uns wurde heute gesagt, dass er noch kein Angebot vorgelegt hat«, berichtete Knopp. Wohin die Sympathien der Arbeitnehmervertreter derzeit tendieren, liegt auf der Hand: Berggruen und Highstreet. »Triton kommt für uns definitiv nicht in Frage«, betonte Knopp.
Am Mittwoch, 9. Juni, soll der Kaufvertrag unterzeichnet werden. Ohne Kaufvertrag droht der Warenhauskette die Zerschlagung. Für den Fall, dass der Verkauf von Karstadt als Ganzes scheitert, steht im Hintergrund der Handelsriese Metro bereit: Er bekräftigte in dieser Woche noch einmal seine Bereitschaft, einen Teil der Karstadt-Filialen zu übernehmen, um sie in seine Warenhauskette Kaufhof einzugliedern. Die steht übrigens ebenfalls zum Verkauf.
Verena Litz |