Na ja, ich denke, Du siehst Musk zu kritisch. Ich sehe ihn als eine Art Visionär. Nicht direkt mit Steve Jobs vergleichbar, aber durchaus ähnlich.
Bevor das Thema in Emotionen abgleitet - erkläre ich mal, was ich dazu denke. Ich mag natürlich völlig daneben liegen, muss jeder für sich entscheiden.
Im Gegensatz zum frühen Steve Jobs, der Computer für normale Menschen erreichbar machen wollte, um dadurch dir Gesellschaft zu verändern, erinnere Dich an den 1984 Spot, der auf IBM zielte, hat Musk mehr Interesse daran grundsätzliche Themen anzugehen, die die Menschheit bedrohen - Umweltzerstörung durch Automobile mit Verbrennungsmotor, und das Thema Klimaerwärmung, die er als große Gefahr ansieht.
Gegen den Widerstand der Automobil- und Ölindustrie ist er seit über zehn Jahren dabei die Eckpfeiler für die zukünftige Mobilität zu setzen:
E-Mobilität, basierend auf regenerative Energien, ohne Abgase, ohne Lärm, ohne Feinstaub (auch der durch Bremsen die Innenstädte belastende Feinstaub wird durch Rekuperation deutlich geringer), und (auch wenn ich selber skeptisch bin) ohne aktiven Fahrer.
Die Autolobby hat das lange Jahre zu behindern versucht, in D tut sie das noch immer, aber es sieht so aus, als hätte David Goliath bereits durch einen ersten Hieb wenn nicht gleich ins Wanken, dann doch zum umdenken und reagieren gebracht.
Alle innovativ starken Auto Hersteller bemühen sich seitdem nachzuziehen, und kündigen für die nächsten Jahre eigene E-Autos an. Noch vor kurzem war das praktisch undenkbar, weil ihr Geschäft zu gut lief und auch noch läuft.
Sie scheinen mittlerweile zu erkennen, dass es eine aussterbende Technologie ist, das Handy unter den Smartphons. Nicht, weil Musk das so sieht, sondern weil die Zeit dafür reif ist. Musk hat das nur als einer ersten erkannt und mit Tesla konsequent vorangetrieben.
Er hat daher auf ein uraltes Konzept gesetzt, und ist dabei es mit starken Akkus in die Zukunft zu transformieren. M.E. mit bisher phänomenalen Erfolgen, wenn man sich die Reichweitensteigerung ansieht, den Preisverfall bei Akkus und den Aufbau von Superchargern entlang der Autobahnen.
E-Mobilität ist kein Märchen mehr, es ist ein Puzzleteil, um die globale Erwärmung in den Griff zu kriegen. Und die Klimaerwärmung ist ein Problem, was die Menschheit ernsthaft gefährdet. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor ist ein Puzzleteil der Lösung dieses Problems.
Dann fehlen noch Schiffe, Flugzeuge, und Haushalte. Und für letztere hat er ebenfalls Lösungen im Angebot (Energiespeicher, Solarkacheln), die den Energiebedarf deutlich senken.
In der Sache hat er sich also eines wichtigen Themas angenommen, und ist dabei dieses Thema ins Bewusstsein der Gesellschaft zu transportieren - und eine realistische Lösung zu bieten.
Es sieht so aus, als könnte ihm das gelingen. E-Mobilität ist die Zukunft.
Was also kann man Musk zum Vorwurf machen? Dass er mit Tesla Geld verdienen will? Geld wollte auch Steve Jobs verdienen, und das ist mit Hilfe von Cook auch bestens gelungen, siehe die aktuelle herausragende Situation bei Apple.
Und Musk? Bisher fließen alle Gewinne wieder in das Unternehmen zurück. Er hätte durchaus Tesla bereits verkaufen können, ein Angebot von Google gab es, aber er hat es nicht getan, weil die finanziellen Schwierigkeiten mit Hilfe von Daimler zu diesem Zeitpunkt gelöst werden konnten. Und die Chance hat er genutzt um weiterzumachen, und nicht um Kasse zu machen.
Weil er das was er tut gerne tut, ebenfalls wie Steve Jobs.
Womit wir wieder beim Kernthema wären: Das größte Problem Teslas ist die finanzielle Ausstattung. Sie bewegen sich finanziell im roten Bereich, und sind von neuen Investoren abhängig?
Das würde sich durch eine Übernahme durch Apple schlagartig ändern, denn sie hätten keine finanziellen Sorgen mehr, und könnten durchstarten - mit einer kompletten Produkt Palette.
Dann könnte Tesla im Automobilbau das werden, was Apple im Mobilgeräte und Computer Markt ist: die höchst lukrative Spitze.
Apple hätte sein zweites Standbein, Tesla Sicherheit, und mit einem Apple CEO namens Musk und Cook im Aufsichtsrat hätte Apple das Winner Team an der Spitze: Vision plus effektive Produktivität.
Und die Idee wäre ja nicht, dass man Tesla 'integriert', vom der Firmenkultur sind sie sich ähnlicher, als es auf den ersten Blick erscheint, sondern eben ein weiteres separates Standbein bleibt, das aber für Apple den Einstieg in die Automobilindustrie (und Energieversorgung und E-Mobilität Infrastruktur) ermöglicht - Apple Car.
(Ja, auch SpaceX wäre sehr gut bei Apple aufgehoben, weil sie dadurch auch im Satellitengeschäft mitmischen könnten. Aber das ist ein anderes Thema)
Apple braucht m.E. eben langfristig durchaus ein zweites Standbein, und bisher ist es trotz Bemühungen nicht gelungen neben dem iPhone ein zweites von innen heraus zu entwickeln.
Man muss diese 'ein Produkt' Strategie nicht überbewerten, ich selber kritisiere ja Analysten, die darauf hinweisen, und es als kurzfristige Gefahr ansehen, aber das Risiko darf man langfristig nicht komplett ignorieren.
Über kurz oder lang wird Apple vor der Wahl stehen: Status Quo halten, oder weiter wachsen? Und letzteres bedeutet, dass sie in weitere Branchen expandieren.
Sind wir uns diesbezüglich einig, dass ein zweites Standbein gut wäre?
Welches könnten das aber sein?
Ein Apple Fernseher könnte m.E. bestenfalls die Rolle einer Apple Watch spielen. Im Vergleich dazu sind bei Fernsehern die Margen zu knapp - und die Preise purzeln zu schnell, als m.E. das Apple Konzept einfach übertragen werden könnte.
Videostreaming könnte im stark wachsenden Apple Services Segment eine wichtige Rolle spielen, aber wäre als eigenständiges Standbein vermutlich ungeeignet. Zudem: Filmproduktion ist kein einfaches Gebiet, und ich bin mir nicht sicher, wo da die gewohnten Margen sicher und stetig (!) herkommen sollten.
Andere Produkt Kategorien? Ich wüsste keine. Außer Automobile. Da passiert gerade eine Revolution. Und mit umweltverträglicheren, vernetzten E-Automobilen eröffnen sich neue Bereiche für (Apple) Services. Man denke an (den m.E. Schweinekonzern) Uber.
Nicht umsonst dürfte Apple ja selber in diese Richtung ein Projekt gestartet haben, zunächst ein Gerücht, und das aus bisher unbekannten Gründen wieder gestoppt haben, ebenfalls ein Gerücht.
Man weiß praktisch nichts über dieses Projekt. Es soll eingestellt worden sein. Welche Ergebnisse und Erkenntnisse erzielt wueden, das weiß nur Apple.
Es könnte die Erkenntnis sein, dass eine komplette Eigenentwicklung in Richtung E-Mobilität zu schwierig, kostenintensiv sein könnte, und die Position hinter Tesla schwierig, weil diese bereits ein hohes Innovationstempo anschlagen. Vielleicht gibt es aktuell keinen Partner wie Foxconn, der die Produktion für Apples Produkt übernehmen könnte.
Vielleicht will man auch nicht in dieses Segment - oder aber man arbeitet in Richtung Übernahme/Zusammenarbeit mit Tesla.
Wenn sie das nicht machen, entfällt E-Mobilität als zweites Standbein. Und die Frage wäre dann weiterhin: welches könnte das sein?
Ich wüsste keines.
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Bezüglich Trump: ich mag ihn auch nicht, und mir wäre es lieber, wenn er eher heute, denn morgen wieder weg wäre, aber er ist nun mal der gewählte Präsident - und auch wenn viele jammern, ändert das nichts daran.
Ich vermag auch nicht erkennen, wo eine Verbrüderung stattgefunden hätte. Die Position von Musk ist in etwa: wer sich selber ins Abseits stellt, und aus Prinzip auf Konfrontation setzt, der macht den Platz frei für schlechte Berater. Sein Ansatz ist, ihn von sinnvollen Dingen zu überzeugen.
Ich schrieb ja hier einige Male, dass ich Trump vom Intellekt her wie einen Sechsjährigen einschätze - und Sechsjährige kann man erziehen, und (vielleicht) auch wieder einfangen. Und man kann ihn von der Bedeutung von E-Mobilität überzeugen, als High-Tech, in der Tesla zurzeit führend (America First) ist, die USA Abhängigkeit von Öl reduziert wird - und nebenher das Thema Umwelt in dessen Kopf verankert.
Am Ende ist es Musk egal, ob Hillary Clinton oder Trump die E-Mobilität voranbringen. Hauptsache, man kann dadurch der globalen Erwärmung entgegenwirken, und die nächsten vier Jahre nicht verlieren.
Das könnte Musks Bereitschaft erklären in Trumps Beraterteam mitzuwirken. Besser ein guter Berater, der die relevanten Themen platzieren kann, als Einflüsterer der alten Lobbys, für die Umwelt eine Belastung darstellt, ein Kostenfaktor.
Am ende zählt das Ergebnis.
In der Politik, wie auch in der Wirtschaft muss man oftmals Kompromisse eingehen. Und ich denke, dass gerade die von der Tea Party der Republikaner gelebte Fundamentalopposition das Land gespalten hat.
Durch eine Fundamentalopposition dürfte sich das nicht ändern, durch gute Politik durchaus. Man muss eben auch politisch Eckpfeiler setzen, und innerhalb dieser konstruktiv zusammenarbeiten - mit den kritischen Republikanern in den Häusern und gegen Trump.
Das sehe ich als verantwortliche Politik an.
By the way: Trump scheint seinerseits umzudenken (Beispiel Gesundheitspolitik), und seine Republikaner haben ihm bereits eindeutig signalisiert, dass Obamacare nicht abgeschaft wird - ein Anfang.
Und in zwei Jahren werden die Midterm Wahlen mit etwas Glück die Karten wieder neu mischen.
Wie gesagt: ich mag Teump nicht. Aber er ist nun mal der gewählte Präsident, so verkorkst das Wahlsystem auch sein mag.
Man muss das beste daraus machen, um nicht nach vier Jahren ein Chaos zu erben. |