Yup. Ich finde Diskussionen, in denen man unterschiedlicher Meinung ist, grundsätzlich positiver, weil man nur dadurch Informationen und Erkennnisse austauschen kann.
Ich bin seit etwa eineinhalb Jahren (glaube ich) im Tesla Forum aktiv, und niemand dort glaubt noch an diese ominösen 'Schubladen'.
Daimler beispielsweise steckt weitere Milliarden in die Entwicklung der nächsten Diesel Generation. Wozu auch immer die diese noch haben wollen. Diesel und Benzin sind weitgehend ausgereizt, und die Vorgaben der Gesetzgeber sind mittlerweile so streng, dass VW sich nur damit behelfen konnte, dass sie betrügen. Lag in der Schublade.
Zeitgleich investiert Daimler in 'Brennstoffzelle/Wasserstoff Tests' - die eine Reichweite von 50 Kilometern haben, und nicht einmal um Stuttgart herum gibt es mehr als zwei Stationen, wo man Wasserstoff tanken kann. Lag sicher auch in der Schublade.
E-Autos? Angekündigt für 2019 und später in der Preisklasse des Tesla Model S. Pendant zu Model X? Fehlanzeige. Pendant zu Model 3? Nichts da.
Ich meine: wir reden davon, dass ihnen Tesla in den USA, und z.B. in der Schweiz in der Oberklasse, da, wo es viel Geld zu verdienen gibt, deutliche Marktanteile abgenommen hat. Und sie haben dem auf Jahre nichts entgegen zu setzen.
Wann, wenn nicht jetzt, hätten sie die Notwendigkeit mehr als nur Karosserien zu zeigen?
BMW: ein i3, der mit viel Anlauf 200 km Reichweite schafft, nach dem letzten / aktuellesten Upgrade der Hardware, und nicht gerade ein Schnäppchen ist.
Volkswagen: Hat zwar E-Autos, aber mit miserabler Reichweite, umgebaute Benziner wo anstelle des Verbrennungsmotors und Tanks Akkus reingequetscht wurden. VW zeigt wirklich nur die Karossierie eines für 2020 angekündigten Modells, das in etwa der Golf Klasse entsprechen soll. Darüber (da, wo Tesla mit dem Model 3 demnächst grasen wird) haben sie nichts.
Noch bis vor kurzem war bei VW die Meinung vorherrschend, dass alles außer Diesel Humbug ist. Diesel konnte man, da war man mit weit oben an der Spitze, und wer etwas anderes behauptet hat, wurde 'weggelobt'. Nur in so einem Umfeld konnte der Diesel Betrug entstehen.
Dafür kündigt nun immerhin VW an, dass sie ab 2025 30% der Palette mit E-Antrieb anbieten wollen.
Klingt gut, aber das ist in acht Jahren. Bis dahin wird Tesla kräftig sein Model 3 verkaufen.
Wenn Du Dir die Strategie der großen deutschen Autokonzerne anschaust, so suhlen sie sich noch immer im Sud von Diesel und Benzin, und beginnen langsam (VW etwas schneller, wegen dem Betrugsskandal) umzudenken.
Und Tesla? Verkauft seit drei, vier Jahren die Autos, die Daimler, Audi, Porsche, VW, BMW in zwei drei Jahren angekündigt haben.
Wenn das Model 3 das einhält, was Tesla verspricht, man sollte das abwarten, dann wird es VW, Daimler und BMW dort treffen, wo es wirklich schmerzt: in dem Segment, in dem sie die meisten lukrativen Firmenwagen verkaufen: 3er BMW, Passat, und im entsprechenden Pendant von Daimler.
Dieses Segment hat zwar nicht die höchste Marge, aber dafür ist das Verhältnis von Marge zu Stückzahl am günstigsten. Geling es Tesla da reinzukommen, wird es für die deutschen Konzerne eng. Weil Tesla nicht nur moderner wirken wird, sondern auch 'hip' sein wird.
Die deutschen Autobauer sind gerade dabei die Fehler Nokias zu wiederholen: Überheblichkeit, Trägheit, mangelhafte Strategie, und am Ende sind alle anderen schuldig, und keiner hat es vorhersehen können.
PS: Noch zwei kleine Anmerkungen.
a. Daimler 'investiert' in Wasserstoff, und erst kürzlich hat Toyota, die das erste Wasserstoffauto auf den Markt gebracht haben (teuer, ineffektiv, kein Versorgungsnetz), angekündigt, dass sie verstärkt in E-Autos investieren wollen.
Hier ein aktueller Heise Artikel zum Thema Wasserstoff: https://www.heise.de/newsticker/meldung/...gieversorgung-3638549.html
M.E. der wichtigste Abschnitt: "Hinzu kommt ein zweites großes Manko: Das Wasserstoffkonzept ist alles andere als effizient. Laut einer Studie des Öko-Instituts aus dem Jahr 2013 liegt der Wirkungsgrad konventioneller Elektrolyseure bei lediglich 62 bis 70 Prozent. Weitere Energie geht durch Speichern und Transport verloren.
Nach Berechnungen des Öko-Instituts sinkt der Wirkungsgrad um weitere zwanzig Prozentpunkte, wenn Lastwagen den Wasserstoff an die Tankstellen bringen. Und auch die Brennstoffzelle selbst, die aus dem Wasserstoff wieder den erwünschten Strom gewinnt, frisst Energie. Ihr Wirkungsgrad beträgt lediglich rund sechzig Prozent.
Über die gesamte Prozesskette betrachtet kommt also nur ein Viertel bis ein Drittel der Solar- oder Windenergie im Motor an. Bei batteriebetriebenen Elektroautos sind es dagegen mehr als neunzig Prozent."
Sprich: von 100% Energie, die ich reinstecke, wird nur zwischen 25% und 33% davon verwertet. Der Rest geht verloren.
Und b. Teslas Konzept beinhaltet nicht nur das eigentliche E-Auto (Model S, X, 3, weitere sollen folgen), sondern sie betreiben entlang der Autobahnen und in Zentren ein Netz von eigenen Ladestationen (Supercharger), die exklusiv für Tesla Fahrer zur Verfügung stehen.
Wenn also ein Model S Fahrer von Hamburg nach München will, findet er garantiert unterwegs mehrere Ladestationen, und kommt trotz einer effektiven Reichweite von etwa 400 km (je nach Fahrweise) beim Model S in München an. Innerhalb einer halben Stunde kann er seinen Tesla auf 80% laden.
Tesla bezieht zwar die reinen Akkuzellen von Panasonic, mit denen sie langfristige Verträge haben, sie setzen darauf ihre eigene Technologie, indem sie die Akkusteuerung optimieren. Auch bezüglich Lithium und anderen wichtigen Rohstoffen sorgt Tesla vor.
Daimler (die bauen gerade eine kleine Produktion von Akkus auf) und Co glauben hingegen, dass sie bei Bedarf jederzeit genügend Rohstoffe und Lieferanten für Akkus finden werden - was m.E. sehr leichtfertig ist. Geht das schief, haben sie zwar die Autos, müssen sich aber um Akkus gegenseitig überbieten, um die Stückzahl zu kriegen.
Tesla hätte dann aber durch die eigene Produktion nicht nur einen Preisvorteil, sondern auch genau so viele Akkus, wie sie brauchen. Da sie die selben Akkus auch in der Powerwall (s.u.) verbauen, können sie bei Bedarf umschichten.
Darüber hinaus bietet Tesla bereits jetzt Powerwall Akkuspeicher für zu Hause an, hat kürzlich mit SolarCity einen der größten Solaranlagen Produzenten (inkl. Installation) in den USA gekauft, und wird demnächst in den USA auch Solarziegel (Solar panels) verkaufen, mit denen man die Dächer zur Solaranlage ausbauen kann - auch aus der Nähe nicht wirklich sind diese nicht als Solarziegel erkennbar.
Siehe Powerwall und Solar Roof: https://www.tesla.com/energy
Die Powerwall kann man sogar skalieren, d.h. man kann regelrecht kleine "Speicherkraftwerke" daraus konstruieren, was auch schon gemacht wurde.
UND: Ausgediente Akkus aus Tesla Autos können nach Ende ihrer Lebensdauer im Auto (d.h. unterhalb 80% der Anfangskapazität) als reine Energiespeicher im Haushalt weiterverwendet werden - andere Anforderungen als im Auto.
Während also Tesla ein komplettes Ökosystem aus Auto, Energiespeicher, Ladestationen, Solaranlagen und Solardach bietet, fokussieren sich die deutschen Autobauer auf das, was sie schon immer gemacht haben: Autos bauen. Damit haben sie dann aber reine Insellösungen. Sie müssen hoffen (und beten), dass jemand anderes genügend Ladestationen baut, dass
Es gibt noch einige weitere Vorteile (sie verbauen standardmäßig die Hardware für autonomes Fahren, und erfassen dadurch en passant Daten, die sie für ihre Algorithmen nutzen - hingegen andere mit Testautos herumfahren müssen), und, und, und.
Zusammenfassung: Mich erinnert das sehr fatal an Nokia (Überheblichkeit -> Absturz), und an Apple (komplettes Ökosystem aus Hardware UND Software UND Services) und Samsung (Hardware, einige Services) und all den Rest, der auf Android aufsetzt, und sich bei nahe Null Marge mit Hardware herumquält.
Wenn sich eine ähnliche Entwicklung bei der E-Mobilität abzeichnen sollte, wie beim Übergang vom normalen Handy zum Smartphone, dann könnte am Ende Tesla Apples Position als Premium Hersteller abbilden - und um die Rolle Samsungs und den Rest balgen sich dann alle anderen.
Für mich sieht dieses ganze Konzept von Tesla sehr, sehr stimmig aus: Ein Ökosystem, dass E-Mobilität (zu Hause und auch auf Langstrecken) abdeckt, die Energiespeicherung, Energieversorgung - und dann sogar das Potential für zukünftige Services (Neulich angekündigt: Versicherungspolicen für Tesla Fahrer) in und um das Thema Car und Home bietet - das nennt man 'Alles aus einer Hand'.
Und auch das ähnelt dem, was Apples Ökosystem auszeichnet.
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