Nicht nur die Kunden sind nach dem deutschen Diesel-Urteil verunsichert, auch die Stimmung der Hersteller ist gedämpft. Sie müssten sich zur Nachrüstung alter Diesel bereit erklären, fordert ein Experte. - Hamburg- In Genf versprüht die Autobranche Anfang März üblicherweise Zuversicht für das neue Jahr. Im Glanz der mondänen Metropole in den Schweizer Alpen rücken die Hersteller Luxusautos und Sportwagen ins Scheinwerferlicht. Eigentlich ist die Ausgangslage auch für 2018 gut: Experten rechnen mit einer steigenden Pkw-Nachfrage. Doch wenn sich die Top-Manager kommende Woche beim Autosalon treffen, wird ein Thema die Stimmung dämpfen: Wie geht es weiter mit dem Diesel? Nach dem Urteil zu Fahrverboten in Deutschland müssen die Hersteller befürchten, dass die Dieselzulassungen ins Bodenlose fallen. "Die Verunsicherung bei Käufern und Industrie ist groß", sagt Branchenexperte Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Dass die Autoindustrie im Wandel ist, wird sich auch in Genf zeigen: Neben Edelkarossen ………………… Nachrüstungen Die Branche müsse sich aber auch zur Nachrüstung älterer Dieselautos bereiterklären, um den Stickstoffausstoß spürbar zu verringern, meint Experte Bratzel. "Das Ganze steht und fällt mit der Glaubwürdigkeit der Autoindustrie und der Politik." Stefan Randak von der Beratungsfirma Atreus bezweifelt, dass die Autobauer von sich aus Hardware-Nachrüstungen anbieten werden. "Ich kenne die Reaktionszeit unserer Hersteller. Die lehnen sich zunächst einmal zurück. Man wird darauf verweisen, dass der Staat erst die nötigen Rahmenbedingungen schaffen muss", glaubt der Autoexperte. Er kritisiert zudem, dass in Genf nicht genug Gewicht auf alternative Antriebstechnologien gelegt werde. Die Experten sind sich einig, dass die Elektromobilität vorangetrieben werden muss, um die Luftbelastung in Städten zu verringern. Volkswagen, Daimler & Co investieren bereits viele Milliarden in neue Elektroautos und bauen ihre Kapazitäten massiv aus. "Man kann auf der technischen Seite fast nicht mehr ausgeben. Das ist schon Vollgas", sagt Christoph Stürmer von der Beratungsfirma PwC. Das Problem sei die fehlende Akzeptanz. So lange es nicht mehr Auflademöglichkeiten gebe, sei auch nicht damit zu rechnen, dass E-Autos in größerer Stückzahl gekauft würden. Viele alte Diesel Stürmer rät den Autobauern, ihre Haltung gegenüber Diesel-Nachrüstungen und Fahrverboten zu überdenken. "Natürlich freuen sich die Hersteller, wenn sie neue Dieselautos verkaufen können. Das hat bei der Wechselprämie schon gut geklappt." Es gebe aber immer noch viele alte Dieselautos auf den Straßen, das durchschnittliche Flottenalter liege bei rund zehn Jahren. "Man wird von Seiten der Hersteller verstehen: Fahrverbote sind gut für euch, denn sie führen zur Bestandserneuerung. Das wirkt wie ein großes Konjunkturprogramm. |