News - 20.01.09 10:30 Abu Dhabi baut auf Solarenergie
Abu Dhabi wird im März die erste mit dem Stromnetz verbundene Solaranlage des Mittleren Ostens und Nordafrikas an den Markt bringen. Das Emirat will bis 2020 sieben Prozent seiner Energie aus erneuerbaren Quellen speisen.
ABU DHABI. Das ölreiche Emirat Abu Dhabi wird im März die erste mit dem Stromnetz verbundene Solaranlage des Mittleren Ostens und Nordafrikas an den Markt bringen. Das Photovoltaik-Werk mit einer Gesamtleistung von zehn Megawatt soll einen Großteil der Energie für Masdar City bei Abu Dhabi liefern, die erste CO2-freie Stadt der Welt. Masdar City soll bis 2016 fertiggestellt sein und insgesamt 50 000 Einwohner sowie 1 500 Unternehmen aus allen Bereichen der erneuerbaren Energien beherbergen.
Autos sind in der Stadt tabu: Stattdessen sollen Elektrofahrzeuge und Elektrozüge für Mobilität sorgen. Der Wasservorrat speist sich aus einer Entsalzungsanlage, Abfall wird recycelt und kompostiert. 80 Prozent des Energiebedarfs von Masdar City werden durch mehr als 87 000 Sonnenkollektoren gedeckt werden. Das restliche Fünftel des Energievolumens der Stadt kommt aus solarthermischen Anlagen und Biomasse.
Derzeit werden in Masdar City 41 verschiedene Techniken für Solarpanels von 33 internationalen Firmen getestet - auch aus Deutschland. Betreiber von Masdar City ist die Abu Dhabi Future Energy Company, eine 100-prozentige Tochter der staatlichen Investmentgesellschaft Mubadala, die weltweit ein Vermögen von mehr als zehn Mrd. Dollar verwaltet.
Das Solarprojekt ist Teil der Bemühungen von Abu Dhabi, zu einem globalen Vorreiter für "grüne" Energiewirtschaft zu werden. "Das Emirat verpflichtet sich, bis 2020 mindestens sieben Prozent seiner gesamten Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien zu speisen", sagte Sultan Al Jaber, Chef der Abu Dhabi Future Energy Company, gestern bei der Eröffnung des dreitägigen "Weltgipfels für Zukunftsenergien" in Abu Dhabi. In den kommenden zehn Jahren könne damit ein Markt von sechs bis acht Mrd. Dollar geschaffen werden. Bislang hat die globale Finanzkrise nach Angaben von Al Jaber zu keinen Verwerfungen geführt: "Alle unsere Projekte laufen wie vorgesehen." Der Mittlere Osten biete ausländischen Unternehmen große Möglichkeiten. "Gerade deutsche Betriebe sind bei den erneuerbaren Energien führend, sie haben eine Menge zu bieten", sagte Al Jaber dem Handelsblatt. Seine Firma sei mit 15 Anbietern aus Deutschland im Gespräch. Die mögliche Zusammenarbeit beziehe sich auf gemeinsame weltweite Energieprojekte sowie auf Investitionen in deutsche Firmen.
Die Energiemesse in Abu Dhabi stößt bei deutschen Unternehmen auf großes Interesse. Einige heimische Firmen sind bereits mit dem Emirat verbandelt. So haben Eon und die Abu Dhabi Future Energy Company ein Joint-Venture, das ein Offshore-Windparkprojekt 20 Kilometer östlich von London betreibt. "Das ist allerdings nur ein Startpunkt für eine breiter angelegte Kooperation", sagte Frank Mastiaux, Chef der Eon Climate & Renewables GmbH. Es seien weitere gemeinsame Windpark- und Solarvorhaben in den USA und im Mittleren Osten denkbar. Auch die Masdar PV in Erfurt, eine 100-prozentige Tochter der Abu Dhabi Future Energy Company, sieht Marktchancen im Mittleren Osten.
Derzeit wird in Thüringen eine Photovoltaikfabrik hochgezogen, die im Oktober 2009 mit der Produktion beginnen soll. Diese Referenzanlage soll in Taweelah bei Abu Dhabi nachgebaut werden. Das Projektmanagement für beide Werke mit einer Gesamtleistung von 210 Megawatt liegt in Erfurt. "Wir setzen auf eine Expansion in der Golfregion und in den USA", betonte Rainer Gegenwart, Geschäftsführer der Masdar PV.
Siemens baut ebenfalls auf Aufträge im Mittleren Osten. Mit Blick auf Masdar City wirbt der Konzern mit solarthermischen Anlagen, der Integration von Solar- und Windenergie ins Stromnetz sowie mit Elektrozügen. BASF will trotz der Finanzkrise die Investitionen in der Region hochfahren. "Der Mittlere Osten wird weiter wachsen", sagte Bernhard Hofmann, Bereichsleiter Bauchemie bei BASF. Das Ludwigshafener Unternehmen setzt stark auf Techniken zur Energieeinsparung in der Bauwirtschaft.
Quelle: Handelsblatt.com |